Guten Tag Gosamigo,
auch von mir noch ein herzliches Willkommen in unserer kleinen Aufhörerrunde! Und meine Gratulation zu den fünf Tagen, die Du schon im Gepäck mitbringst. Und ja, da kannst Du mit Fug und Recht auch schon mal ein bißchen stolz drauf sein. Weißt Du denn, daß man sich im Entzug und der Entwöhnung öfters mal belohnen soll? Es hebt die Laune und die Motivation, spricht das Belohnungssystem im Gehirn an, welches durch das Nikotin wie so viele unserer Empfindungen etwa fehlgeleitet ist, und gibt Dir einfach das Gefühl, daß beim Rauchstopp echt was für Dich herausspringt, auch wenn die Entwöhnung noch nicht abgeschlossen ist. Der richtige Zeitpunkt für Belohnung ist ein gewuppter Meilenstein (bzw. was Du als solchen definierst, eine Woche, zwei Wochen, ein Monat, 27 komma 35 Tage...), eine gestemmte schwierige Situation oder einfach wenn Du das Gefühl hast, Du könntest jetzt eine Belohnung brauchen, und Belohnung selber ist, was Du darunter verstehst (ins Café gehen, Dir einen Spaziergang nur für Dich gönnen, Schaumbad, Kino, neue Deko,... bei mir waren es Düfte). Also genehmige Dir was, Du hast völlig Recht, auf Deine fünf Tage stolz zu sein!
Die Stimmungsschwankungen, die Du hier beschreibst, sind allseits gute Bekannte. Viele erleben in der ersten Rauchfreizeit, daß ihre Laune komplett aus dem Gleichgewicht gerät. Das kann sich in Traurigkeit äußern, auch in Streitlustigkeit, Aggression oder einfach Mürrischkeit. Bitte laß das einfach mal eine Zeitlang zu, es ist nicht unnormal und zeigt, daß sich gerade etwas ändert, daß Du entwöhnst, daß sich Deine Psyche damit auseinandersetzt. Klar bekommen unsere Mitmenschen das auch mal ab - wie gehst Du damit um? Kannst Du offen sein und sagen, daß Du jetzt eben das Rauchen aufhörst und daher um etwas Kredit bittest? Viele können damit viel besser umgehen als wenn Du einfach ohne Erklärung unwirsch bist. Du wirst wissen, bei wem Du das so probieren kannst, und möglicherweise überrascht sein, inwieweit Dir da entgegen gekommen wird. Zusätzlich kannst Du, das hat eine frühere Lotsenkollegin in ihrer Aufhörerzeit praktiziert, ja für freundlichen Ausgleich sorgen: besagte Kollegin hatte in der Zeit ein Glas Gummibärchen auf ihrem Schreibtisch stehen, in das jeder mal reingreifen durfte, der es abbekommen hat. Oder Du kannst Kuchen backen, Lieblingsmahlzeiten zubereiten, irgendsowas... vielleicht fällt es Dir selbst dann auch leichter, Dich im momentanen Zustand zu akzeptieren, denn das darfst Du! Es ist auch keiner von Dauer, Du findest wieder zu Deiner Balance zurück - aus meiner eigenen Erfahrung raus kann ich es Dir versprechen.
Es kann auch sein, daß Deine Geruchswahrnehmung vorübergehend mal nicht die Veränderung erfährt, die Du Dir vielleicht erwünscht hast. Die Entgiftung verläuft ja auch über Haut und Schleimhäute, diese sind daher vorübergehend auch in ihrer Funktion etwas beeinträchtigt. Mir ging es nach dem Rauchstopp zum Beispiel so, daß ich alles als irgendwie versalzen empfunden habe. (Auch Schokolade.) Igitt. Gib Deinem Körper Zeit, sich zu regenerieren. Ich denke Deine Empfindungen normalisieren sich bald - meine Schokolade schmeckt auch wieder süß. Und wenn der Kaffee dann immer noch komisch schmeckt, experimentiere mit den Sorten und der Stärke herum. Es kann durchaus sein, daß Du den Kaffee aufgrund des Rauchens länger nicht so wahrgenommen hast, wie er tatsächlich ist und daß er so, wie er jetzt ist, gar nicht Deinem eigentlichen, wahren, eigenen Geschmack entspricht. Das Rauchen selber nimmt uns da viel von unseren Geschmacks- und Geruchswahrnehmungen.
Ich freu mich auch mit Dir über Deine fünf Tage! Auf daß es bald mehr werden. Laß jederzeit gerne von Dir hören - auch wenn es Jammern ist, das ist hier völlig angebracht, nicht außergewöhnlich, muß einfach auch mal sein in der Entwöhnung, und wo solltest Du denn, wenn nicht hier, wo es jeder nachvollziehen kann. Weiterhin gutes Gelingen wünscht Dir
Lydia