[quote="Guy79"]
Meiner (bisherigen) Meinung nach, habe ich immer gerne geraucht.
Einladung bei Freunden, die nicht rauchen, Kino, mehrgängiges Menü im Restaurant, längerer Flug, Dank der Rauchverbote gibt es da ja inzwischen viele Anlässe.
Wobei ich bei genauem Nachdenken gemerkt habe, dass ich in den letzten Jahren immer mehr dazu übergegangen bin, solche "Nichtrauchen-Können-Situationen" zu vermeiden. Dabei war "hilfreich", wenn man das so nennen will, dass ich i.d.R. im Home-Office arbeite, ich also an meinem Arbeitsplatz rauchen konnte, wie ich wollte.
Das Hintertürchen war also plötzlich zu. Und ich erkannte, dass mein geliebter Skiurlaub nie wieder so sein würde wie früher: Meine Begleitung und ich an der Bar sitzend, quatschen, Bier trinken und natürlich rauchen. Definitiv vorbei.
Was ich dann tat, werden wahrscheinlich viele nicht verstehen: Ich ging zum Kiosk gegenüber und kaufte mir ein Päckchen (20 Stück) meiner Marke. [b]Ich tat das, weil ich verstanden habe, dass es nicht mit Hintertür geht:[/b]
Und ich wollte noch einmal rauchen, aber diesmal bewusst! Die erste war natürlich "Hammer", so wie alle "Hammer" sind, die nach längerer Abstinenz geraucht werden (erste am Morgen, nach langem Essen etc.). Was nur daran liegt, dass da der Nikotin-Entzug schon hoch ist. Die nächsten, die ich in den folgenden Stunden rauchte, waren schon nicht mehr so dolle, die letzte - bewusst als letzte "voll konzentriert" geraucht - war wirklich überhaupt nicht doll. Dennoch war sie mir viel zu kurz, woran man richtig merkt, in welcher Suchtfalle man rumeiert.
[b]Sozusagen zweiter Anlauf:[/b]
Gestern Abend habe ich also zum zweiten Mal zum letzten Mal geraucht. Dann ab ins Bett. Und seit heute entschlossen, Nichtraucher zu sein bzw. zu bleiben.
Von der Laune her funktioniert es wesentlich besser als gestern, als kleine Unterstützung habe ich ein Nikotinspray. Heute dreimal benutzt. Erscheint mir nicht viel zu den 30 Zigaretten, die ich ansonsten heute wohl schon geraucht hätte. Über Pflaster habe ich nachgedacht, aber eigentlich würde ich gerne so schnell wie möglich mit dem Thema Nikotin fertig werden.
[b]Womit ich bei meiner großen Angst bin:[/b]
Wie Eingangs geschrieben, rauchen ging ohne Nachdenken völlig automatisch. Über das Rauchen nachgedacht habe ich nur, wenn mir drohte, dass ich nicht rauchen konnte. Angst habe ich deshalb, dass das Rauchen weiterhin mein Leben beherrscht, weil ich ständig darüber nachdenke, dass ich nicht rauche:
Ich würde gerne genauso selbstverständlich Nichtraucher sein, wie ich Raucher war. Versteht jemand, was ich meine?
[/quote]
[quote="Guy79"]
Wenn du nach langer Sitzung nach draußen rennst, um endlich eine rauchen zu können. Wenn du dich am Flughafen panisch nach einer Raucherlounge umsiehst. Wenn du überlegst, ob du Einladungen zu Nichtraucher-Bekannten nach Hause ablehnst, weil dir peinlich ist, dass du dauernd auf den Balkon willst. Wenn dir bei der Gelegenheit klar wird, dass du der einzige anwesende Raucher bist. Wenn du froh bist, wenn du dich endlich verabschieden kannst, um kaum vor der Tür erst mal ein oder zwei durchzuziehen ...
[/quote]
[quote="Guy79"]
Jeder wie ich starke Raucher hat schon einmal die beneidet, die vermeintlich ganz easy nur wenig rauchen. Und die dafür – wie ich inzwischen gelernt habe – den ganzen Tag gegen Entzug kämpfen.
Und jeder Raucher hat schon mal die angeblichen Gelegenheitsraucher beneidet. Jene, die angeblich nur ganz selten mal auf einer Party eine rauchen.
Und da gibt es nun [b]jene fistelnde Suchtstimme[/b] ins uns, die wir nun aufgehört haben zu rauchen, die uns einreden will: einmal ist keinmal. Und uns verklickern will, wir könnten auch so ein toller Gelegenheitsraucher werden.
[b]Dank Bleibenlassen – perfekter Name in dem Kontext – steht dem nun zusätzlich noch ein weiterer Aspekt gegenüber, über den ich nie nachgedacht habe, weil ich gar nicht auf die Idee gekommen wäre:[/b]
Wer weiß, wie viele dieser angeblich so lockeren Gelegenheitsraucher sich ständig heimlich hinter irgendwelchen Müllcontainern zum quarzen in den Dreck knien, damit ja keiner merkt, dass aus "Manchmal" in Wahrheit längst "Ständig" geworden ist!
Und dieses Bild brennt sich hoffentlich in mein Hirn. Denn es erscheint mir sehr nützlich, um auch in Zukunft der "Einmal-ist-keinmal-Stimme" den Mittelfinger zu zeigen.
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Hallo Guy, ich habe dich und deine wirklich sehr guten Beiträge hier mal ein wenig zusammen geschnitten. Damit vielleicht mal der eine oder die andere Lust darauf bekommt dich und deine Erkenntnisse zu lesen. Machste gut!!!!
Also irgendwo stellst du die Frage, ob es geht, dass man genauso selbstverständlich nicht raucht, wie man geraucht hat:
Ich habe über 500 Tage schon nicht mehr geraucht, ich habe mich sehr lange und intensiv mit der Sucht beschäftig und es hat sehr lange meine Gedanken bestimmt. (Habe 33 Jahre und wirklich viel geraucht).
Weitestgehend unbemerkt von mir selbst, rauche ich nicht. Aber es gibt immer noch so kleine Momente...
Wir haben uns das selbst eingebrockt und werden wohl mit einem Teil, der echt kleiner wird, immer süchtig bleiben.
20 Tage mein Respekt und Chapeau für deine Ehrlichkeit und deine Offenheit. Auch wenn es ein holpriger Start war, so war er doch sehr reflektiert.
Viel Spaß weiterhin Heike