[size=2]Tag 370 meiner Nichtmehrraucher-Reise [/size]
Vor ein paar Tagen konnte ich ja mein einjähriges Nichtmehrraucher-Jubiläum feiern und da wollte ich eigentlich ein Jahres-Fazit ziehen. Aber ich kann bei Hitze irgendwie nicht richtig denken und deshalb habe ich es in den letzten Tagen einfach nicht hinbekommen, meine Gedanken zu sortieren und niederzuschreiben. Aber heute ist es kühler und deshalb gibt es jetzt (mit leichter Verspätung) mein Fazit zu
[b][u]1 Jahr Rauchfreiheit[/u][/b]
Ich habe mich ziemlich kurzentschlossen und unvorbereitet in das Abenteuer "Rauchfreiheit" gestürzt und wusste eigentlich nicht so richtig, was mich erwartet. (Ehrlich gesagt hatte ich es mir irgendwie leichter vorgestellt... :roll:) Die ersten zwei Wochen meiner Nichtmehrraucher-Reise waren geprägt von Schmacht-Attacken, Stimmungsschwankungen, Kreislaufproblemen, Watte im Kopf und Konzentrationsschwäche. Ich fühlte Trauer (das Gefühl, etwas verloren zu haben) und Angst (das Leben nie wieder unbeschwert genießen zu können). Diese zwei Wochen kamen mir sehr lange vor (weil die Zeit irgendwie quälend langsam verging) und sie werden mir in Erinnerung bleiben als etwas, das ich bitte nicht nochmal durchmachen möchte. :| Das hat sich in mein Gehirn eingebrannt und das hat sicherlich dazu beigetragen, dass ich immer stur geblieben bin und keinen Ausrutscher oder gar Rückfall zugelassen habe.
Ab der dritten Woche fiel mir das Nichtmehrrauchen insgesamt schon deutlich leichter als in den ersten beiden Wochen, aber dennoch glich die Nichtmehrraucher-Reise noch wochenlang einer Gefühls-Achterbahn. Was aber nicht ausschließlich auf den Rauchstopp zurückzuführen war, sondern auch was mit meiner Schilddrüse zu tun hatte. Und außerdem gehörten Stimmungsschwankungen ja auch vor Antritt der Nichtmehrraucher-Reise schon zu meinem Leben. Aber man neigt halt dazu, dem Entzug die Schuld für jedes negative Gefühl in die Schuhe zu schieben. :wink:
Der dritte Monat war für mich nochmal richtig schwierig ... mit teilweise heftigem Schmacht und sehr vielen Rauchgedanken. Ich konnte keine nennenswerten körperlichen Verbesserungen feststellen und ich konnte auch die ganzen Vorteile, von denen die anderen immer berichteten, bei mir nicht sehen. Ich konnte dieses viel gepriesene Gefühl von Freiheit, Erleichterung, Selbstbestimmung etc. einfach nicht spüren ... sehr wohl aber immer noch Verzicht, Wehmut und Nachtrauern. Ich stellte mir deshalb viele Fragen. Wofür ich mich da eigentlich so quäle. Warum ich mir das alles antue. Ob ich mit dieser Einstellung jemals ein zufriedener Nichtmehrraucher werden kann. Ich habe gehadert und gezweifelt ... und schlitterte in eine Art Sinnkrise.
Mit Beginn des vierten Monats konnte ich diese Sinnkrise glücklicherweise für beendet erklären. Herausgeholfen hatte mir der Denkanstoß einer lieben RFLin, es doch mal mit "Akzeptanz" zu versuchen. Etwas zu akzeptieren bedeutet, es einfach so anzunehmen wie es ist, statt sich immer und immer wieder damit auseinanderzusetzen bzw. dagegen anzukämpfen. Also habe ich die Rauchgedanken mit einem leichten Schulterzucken quittiert ... ihnen ein lapidares "ist halt so" entgegnet ... und sie emotionslos weiterziehen lassen. Das hat wunderbar funktioniert ... es hat mich entlastet, befreit und es hat negative Gefühle wie z.B. Verärgerung, Frust oder Wehmut verhindert. Für mich war das ein echter Durchbruch!
Nach diesem Durchbruch verlief meine Nichtmehrraucher-Reise im Großen und Ganzen relativ unspektakulär. Trotzdem hatte ich auch in den folgenden Monaten immer wieder mal schwierige Phasen, in denen sich mein Quälobert nochmal mächtig ins Zeug legte. Das hatte aber viel mit der allgemeinen und meiner persönlichen Situation zu tun. "Corinna" und gesundheitliche Probleme haben mir zeitweise arg zu schaffen gemacht und mich verstärkt ans Rauchen denken lassen. Dennoch war ich auch in diesen schwierigen Phasen nicht ernsthaft in Gefahr, einen Ausrutscher oder gar Rückfall zu erleiden. Weil mir einfach immer klar war, dass ich dieses Zeug nicht mehr will und auch nicht mehr brauche. Weil Rauchen nichts besser macht. Im Gegenteil. Es betäubt die Sinne und vernebelt den Verstand. Man hüllt seine Probleme in Rauchschwaden, statt sie anzugehen und auszumerzen. Und deshalb war und ist Rauchen für mich definitiv keine Option mehr!
Seit ein paar Wochen geht es mir gesundheitlich besser ... das Wetter ist endlich besser ... die gesunkenen C.-Zahlen erlauben wieder ein kleines bisschen Normalität ... und ich denke nur noch selten ans Rauchen. Selbst nach meinem Starkregen-Desaster gab es nur kurze und leicht auszuhaltende Rauchgedanken. Was Stress-Situationen anbelangt, sitze ich also wohl schon recht sicher im Nichtmehrraucher-Sattel. Allerdings muss ich zugeben, dass ich keine Ahnung habe, wie sattelfest ich in Sachen "Nichtmehrrauchen in geselliger Runde" bin. Wegen "Corinna" gab es ja das ganze Jahr keine großen Feste und Feiern und ich hatte keine engen bzw. längeren Kontakte zu Rauchern. Aber im Alltag ist es auf jeden Fall ziemlich normal geworden, nicht mehr zu rauchen ... und das ist gut so! :gefsmilie:
Wie gesagt geht es bei mir seit ein paar Wochen gesundheitlich bergauf und es geht mir momentan so gut wie schon sehr lange nicht mehr. Deutlich besser als beim Rauchstopp. Die Besserung hat zwar andere Gründe als den Rauchstopp, aber trotzdem verknüpfe ich beides einfach miteinander und so brennt sich in meinem Gehirn die (vereinfachend-verkürzte) Erkenntnis ein, dass es mir als Nichtmehrraucher wesentlich besser geht als als Raucher. Und deshalb sehe ich mich gerade als total glücklichen und zufriedenen Nichtmehrraucher. :D
Alles eine Sache der inneren Einstellung und des richtigen Blickwinkels. :wink: :riesengrinser:
Die Nichtmehrraucher-Reise hat mich verändert. Sie hat mein Selbstwertgefühl gestärkt. Sie hat mich erkennen lassen, was wichtig ist im Leben und was nicht. Sie hat mich gelehrt, dankbar zu sein. Ich habe erkannt, dass es in meinem Leben - trotz mancher Widrigkeiten - sehr viele Dinge gibt, für die ich dankbar bin. Und auf meiner Dankbarkeits-Liste findet sich auch dies:
[size=2]Ich bin dankbar, dass ich nicht mehr rauchen muss![/size] :D
Der Weg in die Rauchfreiheit war nicht einfach ... manchmal sogar sauschwer ... aber ich habe das erste Jahr bewältigt. Ich weiß, dass ich auch im zweiten Jahr (und möglicherweise den Rest meines Lebens) mit Stolpersteinen rechnen muss, aber es sollte mit etwas Achtsamkeit kein Problem sein, ihnen aus dem Weg zu gehen.
Ich wünsche allen "Frischlingen", die noch richtig zu kämpfen haben, ganz viel Kraft und Durchhaltevermögen ... aber auch ganz viel Zuversicht und Gelassenheit. Ihr habt ein lohnendes Ziel vor Augen, das es absolut wert ist, all diese Mühen auf euch zu nehmen. Haltet durch ... ihr schafft das!