Liebe Steffi,
anders als Barbabo habe ich Deinen Hilferuf gestern abend leider nicht mehr gesehen. Aber ich will Dir trotzdem auch noch Mut zusprechen, auch wenn ich den Ausführungen Barbabos fast nichts mehr hinzuzufügen vermag.
Ich kann nur bestätigen, daß ich wie auch Martin und viele andere hier diese Phase kenne. Und genau wie Dich, so hat die Drei-Monats-Krise auch mich nach vier Monaten erwischt. Nur für den Fall, daß Du mal einer alteren Aufhörhäsin beim Jammern zuschauen möchtest, als sie noch aufgelöste Aufhörerin war:
http://www.rauchfrei-info.de/community/forum/?tx_mmforum_pi1[action]=list_post&tx_mmforum_pi1[tid]=2624&tx_mmforum_pi1[page]=22&cHash=06587c945716b4763244df72126b29cd
Schau mal so ab dem 16.9.14.
Und was hat mir die Sucht da eingeredet. Keiner würde merken, wenn ich schnell mal eine rauchte. Eine wäre keine. Sie würde mich niemals in Ruhe lassen, immer auf mich einhacken, ich müßte für immer leiden, kämpfen, verzichten. Und überzeugend ist sie ja im letzten Aufbäumen, die Sucht, also da nicht einzubrechen empfand ich persönlich als schwer (wie unschwer zu lesen).
Aber - und das ist das Schlüsselwort - es dürfte das letzte Aufbäumen sein. Du hast der Sucht so klar gemacht, daß Du ihr widersagen willst, daß sie es jetzt ihrerseits mit der Panik bekommt. Und nochmal alles gibt, um Dich zurückzubekommen. Zu diesem Zweck macht sie es Dir nochmal so richtig schwer. Das kann suchtpsychologische Gründe haben, auch einen biochemischen Erklärungsansatz gibt es hierfür.
Doch alles was Dir im Moment klar sein muß, ist: Du wirst angelogen. Egal, was Dir die Sucht suggeriert, es ist alles nicht wahr. Schau mal was ich gelitten habe zu der Zeit - aber aufgehört hat es. Daß es keiner gemerkt hätte, würde ich Stand heute auch bezweifeln, denn selbst wenn es keiner gerochen hätte, wäre mir das schlechte Gewissen wahrscheinlich so ins Gesicht geschrieben gestanden, daß es mir auch in Leuchtbuchstaben auf der Stirn hätte stehen können, wäre auch nicht auffälliger gewesen. Daß eine keine ist, weiß ich eigentlich zuverlässig, wenn ich die Vernunft anknipse, denn ich habe ja auch vor etwas über viereinhalb Jahren (wieder) in dem Irrglaube das Rauchen angefangen, daß eine eben keine sei. Also, um mit Rio Reiser zu sprechen: alles Lüge!
Aber Du weißt es besser, nicht wahr? Weißt, daß Du es aussitzen kannst - schließlich haben es so viele hier geschafft, und denen ist es auch nicht eben leicht gefallen. Weißt, daß nur eine Deinen ganzen schönen Erfolg von über 100 (!!!) Tagen über den Haufen kippen könnte - und es bei der nicht bleiben würde. Weißt, daß Rauchen Deine gegenwärtige Stimmung nicht besser machen würde - im Gegenteil, Du wärst hinterher wahrscheinlich noch betrübter.
Also tu´s nicht Steffi.
Was Du statt dessen tun kannst, ist Dich zu belohnen, zu verwöhnen, Dir was Gutes zu tun. Was harmonisiert Dich denn, was erfreut Dich? Gönne Dir einen guten Cappucino, eine Duftkerze, einen Spaziergang an der frischen Luft, ein Schaumbad - tu Dir was Gutes Steffi. Es schiebt die Glücksbotenstoffe so ein wenig an. Und lenke Dich ab mit angenehmen Dingen.
Es gibt auch ein Bonbon dafür, daß Dir diese letzten hundert Meter so schwer fallen: Ich glaube für mich erlebt zu haben, daß ich nicht nur definitiver mit dem Rauchen abgeschlossen habe als es je zuvor der Fall war (ich hatte ja schon eine elfjährige Nichtmehrraucherkarriere hinter mir, die ich wieder dran gegeben habe: beim ersten Entzug hatte ich so eine Krise nicht!), denn sowas wollen wir kein zweites Mal mehr, richtig? Und außerdem glaube ich, weiß ich die Freiheit, die ich heute genieße, viel mehr zu schätzen, weiß viel besser, was sie wert ist, und erlebe sie bewußt und stolz. Weil ich sie mir erfochten habe.
Und das kannst Du auch.
Bitte verzweifle nicht. Geh den Weg weiter, sei Dir gewiß, daß er zielführend ist, daß er am Ziel endet, und daß ihn schon viele geschafft haben - auch so zeitweise hinkende Miezen wie ich. Eine Extraportion Mut und Kraft sendet Dir
Lydia