DANKE, liebe paul und liebe liesel, für eure versuche, else-ilsebil, zu überzeugen. wenn ihr nach links guckt, seht ihr, dass SIE recht hatte: ich sitze statt ihr nun wieder in der schäbigen hütte und bedauere mich selbst. weniger selbstabwertend ausgedrückt, weil sowas in "sich selbst bedauern" mitschwingt: bin traurig.
kurz bevor else mich wieder im griff hatte, hat sie sehr hellsichtig geschrieben, dass sie um den kern meines strauchelns weiss, wer wenn nicht sie:
"FIO! ich kann auch anders! ich sag nur kontrollverlust. schwächen. krankheit. alles so ne sachen, die du hasst, wie die pest. und wer war immer da? ICH! immer! wer kennt dich besser als irgend jemand sonst? ICH! auf wen hast du dich immer verlassen können? AUF MICH! wer hat dir geholfen, rauch zwischen alles schlimme oder langweilige oder unerwünschte oder bedrohliche und dich zu schieben? ICH! eine wand aus rauch. schutz. ICH bin DEIN schutz!"
und ich habe ihren SCHUTZ wieder gesucht, mich bei und mit ihr verkrochen. fühle mich seit nun schon fast eineinhalb jahre oft eher flau. die ganze untersuchungsmaschinerie ist über mich weggerollt. kein befund. "müssen sie wohl mit leben". lässt sich schlecht mit leben. "kontrollverlust. schwächen. krankheit. alles so ne sachen", die ich hasse "wie die pest".
nein, es waren nicht 103, sondern weniger tage, und nein, "schnuckelig" waren sie nicht. heute sind es nun exakt 949 zigaretten seit dem. ein palidingsbums aus rauch. bis mitte juni habe ich gekämpft. erst 4 oder 5 zigaretten am tag. dann 8 oder 9. (ich schreibe allen unernstes seit zig jahren JEDEN TAG auf, wieviele zigaretten ich rauche. durchgeknallte fio. in einem andern leben wär ich ein computer geworden. hätt ich wenigstens keine probleme mit dem [nicht-] rauchen. hat nicht sollen sein.)
mitte juni ist mein leben aus den fugen geraten. ich war in westdeutschland bei meiner mutter zu besuch. habe im hotel übernachtet: um ihr, über 90, keine zusätzliche arbeit zu machen und um mir zu viel nähe zu ersparen. (sie hat mich von klein auf gegen eine immer wieder von ihr als feindlich erlebte welt als teil ihrer selbst gesehen, wenigstens ich sollte ihr gehören. mir mit spucke einen krümel aus dem gesicht gewischt. mich weggehalten, wenn mich jemand anfassen wollte. nicht ihre kleine prinzessin. bis heute ertrage ich ihr körperliche nähe schlecht.) morgens meine mutter am telefon: "ER ist kurz weg. du MUST mich hier rausholen. er hat mich WIEDER angeschrien". 10 minuten später bin ich dort. wieder 10 minuten später kommt er zurück. ein großer starker mann. amateurboxer in seinem früheren leben. kein schläger, aber aufbrausend, ganz schlechte impulskontrolle. und laut. ich habe ihm oft gesagt, dass es ein absolutes no go ist, wenn er meine kleine alte mutter anschreit. und dass ich ihn aus dem haus werfe, wenn er es noch einmal tut. SIE hat mir immer einen strich durch die rechnung gemacht. eine toxische beziehung: so viele jahre hat er keinen cent miete oder nebenkosten gezahlt. sie hat gekocht und den haushalt gemacht. er hat sie gefahren, wenn sie irgendwo hin wolltemusste und ist mit ihr spazierengegangen. so viele jahre, in denen sie nicht alleine leben musste, was sie gefürchtet hat. und all die jahre mit einem mann, der neben dem bett ein bild stehen hatte, auf dem er vor seinem großen auto poste. hatte ja genug gespart. anderthalb porsches wären da allemal drin gewesen.
"gib mir deinen schlüssel und geh. sofort. es ist vorbei." er hat mich angeschrien, aber er wusste, dass ich keinen schritt zur seite gehen würde. zitternd hat er mir seine schlüssel gegeben. zitternd seine handynummer aufgeschrieben. zitternd noch ein, zwei sachen zusammengepackt. jünger als meine mutter, aber eben ein alter mann, dessen leben in genau diesem moment auch aus den fugen geraten ist.
am tag darauf hatte ich einen termin mit meiner mutter in einem altenheim. eigentlich wollten wir nur sehen, ob das ein ort wäre, wo sie würde bleiben wollenkönnen. wieder ein tag später der anruf: "ein zimmer ist frei." vier tage später ist sie eingezogen. glück im unglück oder so.
seit dieser zeit bin ich eine woche dort. dann zwei hier. dann eine dort. vor ein paar tagen an meinem dönerstand hier in berlin. gehe alle paar monate hin. gerne. "wie ist es, wie geht es dir?" "naja, nicht so gut: als kinderlose frau gegen 70 plötzlich ein kind bekommen ist ziemlich überfordernd." "gegen 70?!?! nee, ne!?!? dann wirst du 100. mindestens!" er denkt nach, während der salat aus dem döner quillt. "rauchst du?" "ja. leider. wieder." "LASS ES SEIN!"
in den ersten tagen nach meinem rückfall (komisches wort: rückfall) habe ich täglich hier im forum gelesen. war traurig, dass ES amy und jem auch erwischt hat. und froh, dass so viele es geschafft haben. auch neidisch und hab mich geschämt. dann wurden meine besuche seltener. irgendwann auf die idee gekommen, meinen blauen raum zu besuchen. und bin richtig erschrocken. meine treue ela. mein fjodor, der mir sowas von ans herz gewachsen ist. und dubidu mit dem selbst riesigen, liebreizenden und entzückenden vögelchen und dem mindestens leichten knall. birgit. paul. karin. all die andern tollen menschen. WAS HABT IHR MIR GEFEHLT. was hatte ich plötzlich sehnsucht nach eurem begleitSCHUTZ statt dem schutz aus blauem dunst.
und der wunsch ist langsam größer geworden, wieder fio und nicht else zu sein. und euch in meiner nähe zu haben. täglich dran gedacht. gestern bin ich dann endlich wieder ins wasser gesprungen. und prompt abgesoffen.
wirklich gar keine ahnung, wie es weitergeht. ganz offensichtlich möchte ich das rauchen sein lassen. wenigstens das. ebenso offensichtlich ist, dass ich heute morgen im regen an die tankstelle gegangen bin und zigaretten gekauft habe. leicht fällt es mir nicht, das zu schreiben. nicht hier. hat was von versagen. ist versagen. versagen wollte ich nie. NIE. kontrollverlust. schwäche. krankheit. alles so ne sachen, die ich hasse wie die pest. war schon als kind ivanhoe. andere retten. wie rette ich mich?
und nun überlege ich, ob ich alles lösche. ich weiss es nicht. hier zu sein ist ja ein bisschen wie ein versprechen. was, wenn ich es nicht einhalten kann?
warum will ich DIES & HIER überhaupt schreiben? weil IHR mir fehlt. weil hier sein immer bedeutet hat, zumindest die hoffnung nicht aufzugeben, es schaffen zu wollen. weil ich hier mit meiner sucht konfrontiert bin, mich nicht mit ihr und in sie verkrieche. ihr glaubt gar nicht, wie oft ich grade aufstehe, grübele, mich wieder setze, wieder aufstehe. mit dem hund draussen gewesen. abschicken? löschen? abschicken :flowerblue: