Hallo Tanja,
Du hast allen Grund stolz auf Dich zu sein. Die ersten Tage sind für viele Nichtmehrraucher die schlimmsten, aber Du hast sie schon ohne Ausrutscher oder Kippler gemeistert! Wenn das kein Grund ist solz zu sein, weiß ich auch nicht.
Diese, wie Du es nennst, traurige Nichtraucherdasein, diese Trauer, Verlustgefühl kennen hier auch einige. So irrational das sein mag, haben wir doch etwas abgeschworen, das uns systematisch kaputtmacht - aber irgendwie sind viele in der ersten Zeit richtiggehend traurig und empfinden den Verlust ihrer "Freundin" Zigarette als schmerzlich. Also damit bist Du nicht allein Tanja. Hat uns doch diese falsche Freundin über so viele Jahre begleitet, im Nacken gesessen und uns eingeredet, daß es uns mit ihr besser geht, ferner haben wir ein wenig Respekt vor den Tücken des Entzuges. So ist ein gewisses Trauergefühl völlig erklärlich.
Du hast aber auch Recht, Dir diese Gedanken nicht zu gestatten. Gestatte Dir den Blick auf Deine Aktivität im Fitnessstudio und lobe Dich für Deine Leistung. Auf Deinen Erfolg, nicht mit den rauchenden Kollegen mitzurauchen (tolle Leistung übrigens!). Auf die Gewinne, die Du aus dem Rauchstopp ziehen wirst - die Verbesserung des Geschmacks- und Geruchssinns, die Hautqualität, die Atmung, den finanziellen Gewinn und alles, was Dich motiviert hat, aufzuhören.
Und was die Denke angeht, daß Du "schon genug erreicht hättest": Also erstmal, die Überwindung der Alkoholsucht und der Gewichtsverlust sind eine gigantische Leistung, die ich persönlich nicht behaupten möchte einschätzen zu können. Also für mich ist das zweifellos gigantisch was Du da schon geleistet hast und ich ziehe tief meinen Hut vor Dir. Du hast Dein Leben und Deine Gesundheit so toll auf die Kette bekommen - und eigentlich war es fast schon die logische Konsequenz, daß Du die Raucherei auch angehst. Und ich finde den Schritt großartig, gut überlegt und vorbereitet. Da darfst Du ruhigen Herzens dahinterstehen. Und niemand anderem steht es zu Deine Entscheidung in Frage zu stellen, aus welchen Gründen auch immer. Es ist Dein Projekt, für Dich nimmst Du es in Angriff. Und ich finde das ganz, ganz bemerkenswert. (Und damit bin ich hier sicher nicht allein.)
Und ich glaube auch nicht wirklich, daß Dir Dein Unterbewußtsein dies suggeriert, sondern ich glaube, es ist die Sucht. Das mache ich daran fest, daß diese Gedanken erst jetzt, im Entzug auftreten, und nicht schon vorher. Die Sucht merkt jetzt, daß sie ausgehungert wird, und wehrt sich. Aber denk dran, mit jedem Schmachter den Du aussitzt, wird die Sucht schwächer und Du stärker.
Tanja, Du tust das richtige und Du machst es richtig gut. Gib Dir Zeit, Du wirst bestimmt ein glücklicher Nichtraucher werden. Es geht nicht von heute auf morgen, etwas das wir so lange durchgeschleift haben, schütteln wir nicht in einigen Tagen ab. Aber es geht. Du kannst das.
Laß wieder von Dir hören, und für morgen alles Gute und viel Erfolg wünscht Dir
die Miez