Liebe ManyLu,
tja, heute hätte ich gerne mal mit ner Zigarette durchgeschnaubt. Aber ich bin ja nicht verrückt.
Gut, dass deine Medis anschlagen. Das ist nicht immer der Fall. Ja, mit Therapien ist das so eine Sache. Manchmal glaube ich, sie sind nur so ne Art Rettungsanker, an den man sich von Woche zu Woche angelt. Aber dann, nach Monaten oder Jahren, verändert man sich, da wirken die Sätze im Kopf, die anderen Einsichten und Ansichten. Noch verrückter finde ich, was man mit Körperhaltung alles erreichen kann. So, wie man sich fühlt, so hält man seinen Körper. Es funktioniert aber auch andersherum. Ich hab bei mir ne Frau in der Gruppe, die hatte schwere Depression, hat viel geweint, ist nicht aus ihrem Zimmer, hat alles sinnlos empfunden und wollte nicht mehr da sein. Nachdem ich sie täglich bei meiner Gruppe hatte (das war schon ein Haufen therapeutische Arbeit, obwohl ich kein Therapeut bin), habe ich festgestellt, dass sie im Nacken so verspannt war, dass sie da ein richtiges Ei hatte vor Muskelverspannung. Die Physio hat viel mit ihr gearbeitet. Aber mir ist aufgefallen, dass sie stets mit runden Rücken und gesenkten Kopf da saß. Dann habe ich an ihrer Körperhaltung gearbeitet, die anderen gleich mit. Brust raus, Bauch rein! Den Spruch kannten sie. Und ich habe immer gesagt, wir sind stolze Frauen, Kopf hoch, Nase nach vorn, wir haben so viel geschafft im Leben. Das habe ich ständig wiederholt und mache es heute noch. Die Verspannung im Nacken ist weg, die Frau scheint 10 cm gewachsen zu sein, ist kaum noch im Zimmer und fällt nur noch selten und wenn dann kurz in depressive Zustände. Die Physiotherapeutin schreibt es mir zu und wundert sich sehr. Und ich wundere mich auch. Aber es hat funktioniert. Also, der doofe Spruch "Kopf hoch" scheint doch was zu bringen.
Ich denke, du kannst auch stolz sein.
Bis dann
Eule