Hallo community,
dies soll keine wissenschaftlich Abhandlung, da ich kein Arzt bin, auch keine medizinische Beratung werden.
Es gibt sie zu hauf unter uns, die eine der o.g. Diagnosen erhalten und dann vielleicht erst mal ohne weitere ärztliche Erklärung mit dem Hinweis "Sie sollten weniger rauchen" zurückgelassen werden.
An diese Menschen wendet sich der thread. Von einem, der beide Diagnosen erhalten hat. Vor 13 Jahren.
Nennen wir es gleich beim Namen: Wer diese Diagnose(n) erhalten hat, dem muss klar sein, daß es sich um eine unheilbare, tödliche Erkrankung handelt.
In über 90 % aller Emphyseme ist das langjährige Rauchen die Ursache. Es gibt genetische Ursachen, die aber über einen Test beim Lungenfacharzt bestätigt, oder ausgeschlossen werden können.
Viele tausende der kleinen Lungenbläschen platzen einfach weg. Der chronische, oft bis zur körperlichen Erschöpfung gehende Dauerhusten, stellt eine Belastung dar, der diese kleinen Bläschen nicht standhalten können. Sie verschmelzen dann zu einer großen Blase zusammen. Sei es verteilt über die ganze Lunge, oder als einzelne wenige größere Areale. Beides ist fatal! Die Lunge nimmt an Volumen zu (was in dem engen Brustkorb ein Problem darstellt) und der Druck auf die Lunge steigt - zwangsläufig. Es ist ein Teufelskreis in Gang, der nur durch eines am Fortschreiten gehindert werden kann:
DER SOFORTIGE RAUCHSTOPP!
Wie gesagt: Die Schäden sind nicht zu reparieren! Die Folgen aber können sich lindern lassen.
Die gesunden Anteile der Lunge müssen die Arbeit der zerstörten Bereiche mit übernehmen. Die Sauerstoffversorgung wird vom Gehirn gesteuert. Das Hirn realisiert: "Hey, ich krieg zu wenig Sauerstoff! Ich brauche mehr!! Herz, pump mal schneller, damit mehr Blut fließen kann." Das Herz sagt: "Ok, Boss, volle Kraft voraus" und pumpt was das Zeug hält. Dafür zuständig ist der rechte Herzmuskel. Da das Herz aber nicht denken kann, merkt es nicht, wie dieser rechte Muskel beansprucht wird und wächst. Durch dieses Wachstum verkleinert sich die rechte Herzkammer, weniger sauerstoffreiches Blut kann transportiert werden die Atemnot nimmt zu, das Herz schlägt noch schneller, der Teufelskreis schließt sich, die sogenannte Rechtsherzinsuffizienz nimmt seinen Lauf...
Je nach Schwere der Emphysemerkrankung benötigt der Organismus ca. 60% aller zugeführten Energie (=Nahrung) alleine für die Atemtätigkeit. Da bleibt nicht mehr viel übrig für alle anderen wichtigen Funktionen. Häufig sind die Patienten tendenziell eher untergewichtig. Auch an diesem Punkt muss schnellstmöglich die Behandlung ansetzen. Denn bei dieser zunehmenden Entkräftung kann der nächste Infekt auch der letzte sein.
Die zunehmende Atemnot veranlasst Patienten meist, sich zu schonen. Körperlich belastenden Situationen werden möglichst vermieden. Die Leistungsfähigkeit ist so beeinträchtigt, dass nahezu jeder Lebensbereich davon betroffen ist.
Welche Erfahrungen habe ich gemacht?
Ich habe nach Diagnose noch ca. 12 Jahre weitergeraucht. 40 St./tag. Bis ich realisiert hatte, was sich da in mir körperlich abspielte, war es "fünf vor 12".
Vor 4 Jahren habe ich begonnen, mich gegen die Erkrankung zu wehren. Begonnen hat der Prozess mit einer 5-Wöchigen Rehamassnahme in Todtmoos im Schwarzwald. Es wurde ein persönlicher Bewegungsplan erstellt, eine Aufbaudiät, ein Nichtraucherseminar abgehalten, ich kehrte danach um 12 Kilo schwerer (vorher 54 kg. bei 1,94) und tranierter in den Alltag zurück.
Das Rauchen konnte ich bis dahin noch nicht sein lassen.
Im Jahr darauf erneute Reha. Dieses Mal auf der Insel Föhr an der Nordseeküste. 5 Sommerwochen erneut das volle Programm, ich fühlte mich wie neugeboren. Ein Jahr darauf wieder Reha, derselbe Effekt. Toll! Ich rauchte munter (na ja) weiter.
Langer Rede kurzer Sinn: Letztes Jahr musste ich 3 x mit Lungenentzündung stat. ins Krankenhaus. Beim 3. x hab ich mich dort für ein Nichtraucherseminar angemeldet und lebe nun seit 13.07.2013 rauchfrei. Erst jetzt geht es kontinuierlich aufwärts. Ich halte mein Gewicht, mache täglich Sport und sammle Kraft. Letztes Jahr prognostizierten mir 2 Ärzte unabhängig voneinander noch eine max. Lebenserwartung von 2 Jahre. Durch die "drei Säulen" Rauchfreiheit, Aufbaudiät, Sport steht 20 weiteren Lebensjahren nun nichts mehr im Weg.
Wer dazu etwas schreiben möchte, kann mich auch gerne als PN antickern.
Euer Meikel