Hallo ihr alle!
Ich bin "neu" hier und lese mich seit ein paar Tagen durch den einen oder anderen Beitrag.
Seit ich dreizehn bin rauche ich - und das sind jetzt vierzehn Jahre meines Lebens. Eigentlich habe ich schon einmal recht erfolgreich aufgehört mit der Quarzerei, nämlich als ich schwanger war und mein Kind dann frisch auf dieser Welt war. Doch irgendwann, so abends im Sommer gemütlich auf dem Balkon mit meinem Mann fing es dann mit ab und an einer wieder an. Und jetzt, fast drei Jahre nach der Geburt rauche ich eigentlich wieder richtig.
Mein Kind weiß das nicht, wir rauchen immer nur abends oder wenn es nicht da ist oder schläft oder auf der Arbeit.. jedenfalls weiß es nicht was Zigaretten sind. Aber wie lange sollen wir das noch durchhalten? Irgendwann wird er sich wundern, warum wir manchmal so ekelhaft stinken.
Einmal allerdings, als es abends nochmal aufgewacht war und wir gerade am rauchen waren, sagte ich: "Die Mama stinkt ganz schön, gell?" Und mein Kind antwortete fragend: "Wieso? Nach was?" Und ich fand keine Antwort. Ich glaube es findet den Geruch "normal", kennt es ihn ja schon lange.
Das war mir ein Stich ins Herz.
Zwischendurch hatte ich wieder einen guten Ausstieg, sechs Wochen waren geschafft.. und dann kam ein "Roadtrip" ohne Kind, Freiheit, die Welt, Tiefsinnigkeit und wieder das schöne Wetter.. und alles war hin.
Danach wieder ein paar halbherzige Versuche, die nach spätestens einer Woche scheiterten.
Jetzt habe ich Angst es gar nicht mehr zu schaffen, habe lange mit mir gerungen mich hier anzumelden.
Das soll der letzte Anlauf sein und ich will und muss es unbedingt schaffen. Ich werde es schaffen.
Ein größeres persönliches Problem - und auch meine größte Angst - ist eine Verknüpfung mit Zigarette und einer anderen "Sucht". Vor 12 Jahren hatte ich Anorexia Nervosa, Magersucht. Ihr wundert Euch vielleicht warum ich das jetzt einfach so hier reinschreibe, kenne ich Euch hier ja gar nicht.
Aber ich glaube, ich muss diese Geschichte mit in meine Rauchentwöhnung einbinden - und hoffe, dass ich dadurch auch besser mit dem Rauchentzug klarkomme.
So richtig zu rauchen, regelmäßig und alleine, nicht nur der Coolness wegen, habe ich nämlich in einer Klinik wo ich Stationär zum zunehmen war.
Irgendwann, vielleicht so vor vier Jahren, begann ich zu verstehen, dass ich diese ursprüngliche Sucht im Zaum halten kann wegen der Zigarette. Das klingt verrückt - aber sobald ich nicht mehr rauche, fängt meine Selbstwahrnehmung an sich zu verzerren. Ich bin eine schlanke und zierliche Person, wirklich nicht dick.
Aber diese Krankheit, Anorexia, ist immer in meinem Kopf - und wie gesagt, ich denke ich habe sie ein wenig mit der Zigarette betäubt. Sobald die Zigarette fehlt, sehe ich mich dick, fühle ich mich dick, empfinde ich das Leben als unsinnig.
Natürlich ist das nur eine kopfliche Verknüpfung. Aber leider sind diese beiden Süchte, wenn ich sie mal so nennen darf, ja beide sehr Psyche-basiert.
Wie dem auch sei, ich habe tierische Angst zuzunehmen. Oft habe ich wieder begonnen zu rauchen, damit ich diese "Schmerzen", die mir die Anorexia bereitet, wieder weg bekomme. (Das ist schwer zu verstehen für Außenstehende, aber stellt Euch die Magersucht einfach vor wie eine Zigarette. Jedes fallende Kilo auf der Waage ist Adrenalin und Glück und gleichzeitig sehr wenig nachhaltiges, weil es umbringt. Und es hält nur eine Sekunde an, da jeder Gang zur Waage die gleiche Angst vor 100gramm mehr bedeutet.)
Das will ich nicht mehr. Ich will mich nicht wegen der einen tötenden Sucht mit einer anderen tötenden Sucht betäuben. Ich will leben. Für meine Familie, mein Kind, für mich. Ich will mir nicht vorwerfen müssen mit 40 (oder schon morgen..?) die ersten richtigen Raucherprobleme zu bekommen, nicht mehr für mein Kind da sein zu können.
Ich will nicht irgendwann ersticken oder am Herzkasper sterben oder meinen Magen vollends zu zerstören (hatte ernste Probleme das letzte halbe Jahr).
Ich will es einfach schaffen. Ich will ein Vorbild sein für mein Kind, ich will nicht weiterhin so dumm und stumpfsinnig diesem blöden kleinen weißen Ding hinterherrennen.
Seit ca vier Monaten rauchte ich nur noch drei Zigaretten am Tag. Ich bildete mir ein, dass ich dann den Absprung leichter schaffen würde.
Drei Zigaretten reichen mir völlig! Kann doch so schlimm nicht sein.
Mir ging es ja gut damit, Kondition wurde besser, die Psyche war aber auch okay.. also dachte ich vielleicht ist das ein guter "Mittelweg".
Kaum kommt aber irgend ein dicker Fisch, der Druck wird zu hoch werden es dann halt doch wieder mehr Zigaretten.
Mit einer Sucht gibt es eben keinen Mittelweg.
Es gibt ein ja oder ein nein dazu.
Also morgen. Morgen ist Schluss.
Ich hoffe, dass ich nicht die Vollkrise bekomme und morgen immer noch so überzeugt vom Ausstieg bin wie heute.
Und ich hoffe dass mein Hirn unvernebelt siegt. Ich werde alles dafür tun.
Liebe Grüße und viel Erfolg heute auch allen Anderen Ex-Rauchern,
Jockel