08.06.2019
12:17 Uhr
Liebe Mohnklatsch,
die Kompensation durch Essen ist auch keine ganz unbekannte Größe in der Zigarettenentwöhnung. Gewichtszuhahme auch nicht. Also auch was das betrifft, möchte ich Dich jetzt mal bitten, Dich erstmal nicht unter Druck und unter Streß zu setzen. Weil Druck und Streß regen auf und verlangen nach Kompensation. Also nimm ruhig erstmal von Dir, was nach Kompensation schreit.
Weißt Du, ein gewisses Maß an Gewichtszunahme ist durchaus nicht unnormal während der Entwöhnung. Sie kommt auch nicht nur vom kompensationsbedingten Essen, sondern schon allein von der vorübergehenden Verlangsamung der Verdauung und der Stoffwechselprozesse im Körper. Ferner verbraucht ein rauchender Körper 200 kcal mehr als ein nichtrauchender. Letzteres kannst Du mit etwas Alltagsbewegung ausgleichen, die Du ja schon exerzierst, mangels Auto und durch Treppensteigen. Der Stoffwechsel wird sich wieder erholen und anpassen, damit ist dieser Faktor ein vorübergehender. Und schließlich sagen wir hier im Forum immer: Erst rauchfrei, dann bauchfrei. Das soll heißen, daß wir Aufhörer erst mal die Rauchsucht beackern, weil zwei oder noch mehr Baustellen erst mal zu anstrengend wären. Also: erstmal hören wir geordnet mit dem Rauchen auf. Wenn wir dann, wenn wir uns da sicher fühlen, an der Gewichtsbaustelle noch Nachbesserungen für erforderlich halten, können wir sie ja dann noch angehen. Kannst Du Dich damit für den Moment mal arrangieren?
Was den derzeitigen Zustand des Essens angeht, so sollst Du Dir ja gar nicht alles verbieten Mohnklatsch. Wie gesagt, zwei Baustellen sind zu viel und zu einer Selbstkasteiung an anderer Front soll der Rauchstopp ja nicht verkommen. Könnte es Dir aber vielleicht helfen, ein Ernährungstagebuch zu führen? Eine Auflistung, in die Du ganz ehrlich und ohne Dich selbst zu beschummeln alles einträgst, was Du ißt und wann. Idealerweise schaust Du da schon drauf, wenn Du im Begriff bist, etwas zu Dir zu nehmen, jedoch bevor Du reinbeißt, denn oftmals hilft es schon massiv, überhaupt den Überblick zu wahren, was man eigentlich alles zu sich nimmt. Könntest Du damit für den Moment arbeiten?
Und Du darfst Dir sicher sein, es ist noch nicht unnormal, daß Du noch keine so richtig durchgängige Rauchfrei-Routine erlebst. Wie gesagt, so daneben liegt Allan Carr mit seinen drei (können auch mal vier werden) Monaten, die man braucht, um damit abzuschließen, nicht. Und vielleicht ist die Rauchfreiheit sogar nach Abschluß der Entwöhnung noch eine Art Ausnahmezustand. Dann zwar ein wunderbarer, aber vielleicht schon noch besonders. Ich kann Dir auf jeden Fall sagen, daß ich die Rauchfreiheit in jenem Zeitrahmen, in dem Du Dich jetzt bewegst, auch noch gar keinen Fall als Routine betrachten konnte. Und ja, da trafen auch mich noch Schmachtwellen. Also sorge Dich nicht, daß das bei Dir auch alles noch so der Fall ist. Nimm Deine noch auftretenden Schmachtwellen als gegeben hin, sie kommen nun mal nach 75 Tagen, so toll diese Leistung zweifelsohne auch sein mag, gewöhnlich noch vor Mohnklatsch. Da brauchst Du auch nicht in Habachtstellung verbleiben, im Gegenteil entspann Dich lieber. Die Wellen rollen, wie sie wollen, das kannst Du auch nicht beeinflussen und kannst dann auch nur situativ handeln - aber Du kannst handeln, wie Du ja inzwischen weißt! Also hat es auch keinen Zweck, darüber nachzudenken oder darauf zu warten, wann die nächste Welle kommt, richtig? Stiehlt Dir nur Deine Zeit und Gedanken für andere Dinge. In Zeiten ohne Wellen darfst Du Dich ruhig entspannen. Ausruhen.
Aber hallo - 75 Tage heute! Du erreichst hier schon wirklich was Mohnklatsch. Du bist schon gut weit gekommen in Deiner Entwöhnung, diese Leistung hat es doch verdient konserviert zu werden. Und belohnt - vergiß nicht mein Lieblingsthema Belohnungen! Wie wäre denn zum Beispiel einmal neue Deko für das Wohnzimmer oder eine tolle Duftkerze? Oder überhaupt irgendwas, das duftet, das war mir in der Entwöhnung sowieso unglaublich wichtig, weil ich Düfte auf einmal wahrnehmen konnte wie zuvor nicht, und das hat mich völlig überrascht und geplättet. Magst Du das auch?
Für den Moment wünsche ich Dir ein schönes sonniges Wochenende und frohe Pfingsten. Wir lesen uns bald wieder, ja? Und für heute rauchen wir nicht. Der Tag ist eh halber rum, das schaffen wir jetzt schon richtig? Ganz herzliche Grüße sendet Dir
Lydia