Hallo Community,
ich bin wieder zurück und zum Glück noch immer rauchfrei. Es war allerdings mehr als einmal sehr, sehr knapp, dass ich es noch bin.
Für alle die, die meine Abmeldung bedauert haben: Ich musste einfach sang- und klanglos verschwinden und damit das, was ich hier über mich veröffentlicht hatte, mitnehmen, denn ich konnte gewisse Forumsaktivitäten nicht mehr ertragen und fühlte mich zu wenig vor gewissen Nutzern geschützt. Ich hatte zwar selbst nie mit diesen zu tun, aber ich habe sie in anderen Wohnzimmern äußerst unangenehm wahrgenommen und auch den Eindruck, dass es schlimmer geworden war. Ich musste etwas Abstand gewinnen und für mich war das gut so.
Jetzt ist es wieder Zeit für mich zurückzukehren. Ich kann eure virtuelle Unterstützung gewiss gut brauchen, habe den einen oder anderen hier vermisst und ich werde ggf. auch dem einen oder anderen mit Rat und Unterstützung dienen können.
Am vergangenen Samstagnachmittag ist meine Mutter gestorben.
Ich war Freitag noch bei ihr, weil es ihr wieder nicht gut ging. Mein Mann hat mich hingefahren, ohne ihn hätte ich das nicht geschafft, und es war gut für mich, dass er mich begleitet hat. Wir brauchten gut drei Stunden für die Hinfahrt und auch drei für die Rückfahrt. Als ich meine Mutter sah, wäre ich am liebsten gleich wieder gegangen, so weh tat es, sie so zu sehen. Sie war kaum ansprechbar, nahm aber wahr, dass wir da waren und wir entlockten ihr sogar ein Lächeln. Verständigen konnte sie sich nur mit leichten Kopfbewegungen. Ich hatte zwischendurch das ganz starke Bedürfnis, den in mir wütenden Schmerz mit einer Zigarette zu lindern, doch stattdessen blieb ich eine gute Stunde bei ihr, hielt einfach ihre Hand und und flößte ihr ab und zu ein paar Schlucke Wasser ein. Es war nicht absehbar, ob es jetzt aufs Ende zu ging oder wieder (nur) eine Phase war. Vor einem Jahr sah es noch schlimmer aus und da hatte sie sich kurze Zeit später wieder erholt und ich traf sie zwei Wochen später putzmunter im Rollstuhl an. So weh es tat, in dieser Situation war es einfach nur wichtig, dass ich bei ihr war und dass ich mich ein weiteres Mal verabschiedete. Ich wusste nicht, wie oft mir das noch bevorstand. Für sie wünschte ich mir, dass es nicht mehr so lange dauern würde, dass sie endlich für immer gehen dürfe, denn das war schon lange nicht mehr das, was sie eigentlich wollte und sie war inzwischen sehr dement geworden.
Samstagspätnachmittag kam dann der Anruf meiner Schwester, dass meine Mutter gerade gestorben war. Ich konnte nicht sprechen, nur weinen. Mein Mann kümmerte sich um und für mich. Wir fuhren wieder hin und ich konnte mich ein weiteres, nun letztes Mal verabschieden. Man hatte sie etwas zurecht gemacht, ihre Augen waren geschlossen und eine meiner Blumen, die ich ihr am Vortag mitgebracht hatte, hatte man ihr in die Hände gelegt. Das Zimmer war aufgeräumt und ein kleines Licht brannte im Zimmer. Es war gut so, wie es war.
Was danach kam, war nicht so schlimm, wie ich befürchtet hatte. Meine Schwester und ich haben zwar ein sehr schwieriges Verhältnis zueinander, aber tatsächlich haben wir uns Samstagabend noch zusammen gesetzt und gestern alle Formalitäten und Planungen für die Trauerfeier und Beisetzung einverständlich bewältigt. Es tat allen Beteiligten gut, dass es so gut geklappt hat.
Heute fahren wir wieder hin, um das Zimmer meiner Mutter im Pflegeheim zu räumen (für sowas hat man ja nie viel Zeit), Mittwoch geht’s nochmals hin, um das Trauergespräch mit der Pastorin zu führen, und nächste Woche ist die Beisetzung.
Der innere Druck und der Schmerz waren zwischendurch immer wieder fast unerträglich und mehr als einmal kam der Gedanke auf, dass es mit Zigarette erträglicher wäre. Ich weiß, warum dieser Gedanke immer wieder aufkommt. Ich weiß auch, dass mir so eine Zigarette wirklich für den Moment helfen würde und ich hätte auch kein schlechtes Gewissen. Ich weiß aber auch, was DANACH kommt, ich habe es mehr als einmal erlebt und ich hoffe für mich, dass ich das nie vergesse. Allein der widerliche Geschmack, den man mehr als 24 Stunden auf der Zunge und in der Lunge hat, und der Geruch, den man stundenlang ausdünstet, schrecken schon ab und dann der Entzug, der stets von Neuem eine mehr oder minder große Herausforderung ist. Für Notfälle habe ich beim letzten Mal ein Kippenglas angelegt, um mich bei Bedarf zu erinnern.
Ich hoffe für mich und deshalb schreibe ich auch hier davon, dass ich mich stets erinnern werde, dass und wie ich diese schlimmen Momente am Freitag, Samstag und gestern überstanden habe.
Viele Grüße
Kirsten