25.06.2023 12:47

Alles hat seine Zeit ...

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167Beiträge
09.10.2020
09:01 Uhr
Guten Morgen, Ihr Lieben, gerade habe ich Zeit und Energie, um hier zu schreiben. Es liegen wechselvolle Tage hinter mir. Die Traurigkeit und Schwermut überkamen mich immer wieder in Wellen. Die Kommunikation mit meiner Schwester ist nach dem Trauergespräch letzte Woche wieder schwierig geworden. Ich weiß nicht, warum. Für ihre Freunde findet sie liebe Worte, für mich hat sie nichts übrig. Ich hab mich so oft um sie bemüht, alles in meiner Macht Stehende getan, denn ich bin von meinen Eltern so erzogen worden, dass man für die Familie Alles tut und notfalls sogar Alles stehen und liegen lässt. Ich muss davon ausgehen, dass das, was ich schon eine ganze Weile befürchtet habe, tatsächlich eintreten wird und der Kontakt zu meiner Schwester nach der Trauerfeier völlig abbrechen wird. Das macht mich sehr, sehr traurig, aber kann‘s nicht ändern und muss es letztlich hinnehmen. Auch meine Familie väterlicherseits enttäuscht mich einmal mehr. Das sollte mich eigentlich nicht überraschen, ist ja nichts Neues, und doch tut es weh. Für eine schöne Trauerfeier ist alles vorbereitet. Wer so etwas schon mal gemacht hat, weiß, wie viel da dran hängen kann. Nach und nach ergibt sich dann noch so Manches und Corona macht’s nicht leichter. Gibt’s am Grab nur die Erde oder auch - wie inzwischen mancherorts üblich - Blütenblätter? Wie viele Gäste werden wohl zum Beerdigungskaffee erscheinen und dürfen erscheinen? Wer muss alles benachrichtigt werden? Dürfen zur Zeit die Gesangbücher genutzt werden? Darf man einen Handzettel für die Trauerfeier machen? Wer bringt ein Abspielgerät mit? Gibt’s besondere Corona-Regeln? Ich habe noch ein Lied gefunden, das zum Thema der Trauerfeier „Alles hat seine Zeit“ passt und einen persönlichen Bezug zu meiner Mutter hat und nach Absprache mit dem Pastor einen richtig schönen Handzettel für die Feier erstellt. Der Bestatter wird ein Abspielgerät mitbringen. In der Friedhofskapelle dürfen wir nicht singen, aber, sofern wir unsere Maske tragen, die wir, wenn wir unseren Platz in der Kapelle eingenommen haben, abnehmen dürften, leise mitsprechen. Wir erwarten ein Drittel der Maximalzahl an Gästen, die zur Zeit in die Kapelle dürfen. Erst am Grab dürfen wir singen und haben dafür ein richtig schönes Abendlied ausgewählt, es heißt „Abend ward, bald kommt die Nacht“. Der Beerdigungskaffee wird in einem Saal stattfinden, in dem sonst mindestens dreimal so viele Menschen feiern. Wie viele kommen, haben wir nach und nach, mit nach oben und unten und nach oben Korrektur recht genau abgeschätzten können. Diese ganzen Vorbereitungen waren sehr wichtig für mich und haben mir auch gutgetan. Es bedeutet mir viel, meiner Mutter ein letztes Mal Ehre erweisen zu können. Sie hat‘s wirklich nicht leicht gehabt in ihrem Leben, aber sie hat für ihre Familie immer getan, was sie nur konnte. Ich bin ihr sehr, sehr dankbar dafür und sie hat einen guten Abschied verdient. Was mich aufbaut und mir sehr viel bedeutet, ist, dass meine kleine Familie mütterlicherseits und meine kleine angeheiratete Familie die weite Abreise auf sich nehmen werden. - Es sei denn natürlich, Corona macht uns in letzter Minute einen Strich durch die Rechnung. Auf die Blümchenwiese werde ich heute nicht gehen, mir ist nicht danach. Es ist ja auch nicht das erste Mal, dass ich diese Etappe erreiche. Wir fahren heute schon an den Ort, an dem morgen die Trauerfeier stattfinden wird, s’ist ja nicht gerade um die Ecke. Ich bin weiter rauchfrei. Auch wenn ich häufig daran gedacht habe, dass eine Zigarette mir die ganze Situation erträglicher machen würde, habe ich stets vor Augen, was ich in den vergangenen Jahren sehr mühevoll durch und nach den Rückfallern und was ich vor Kurzem gelernt habe. Bis bald, Ihr Lieben, Kirsten :herbst:
01.10.2020
13:18 Uhr
Liebe Kirsten, Es ist eine sehr schwere Zeit durch die du jetzt gehen musst. Aber auch jetzt bist du nicht alleine. Schau hier wer alles für dich da ist und wenn du magst fühle dich ganz herzlich umarmt von mir. Den Trauerspruch den du ausgesucht hast finde ich sehr passend und schön. Ja auch ich finde es unheimlich stark von dir dass du rauchfrei geblieben bist, super. Ich wünsche dir weiter viel Kraft und bleib rauchfrei Elli
01.10.2020
11:39 Uhr
Liebe Jutta, hab ganz lieben Dank! Genau so ist es! Als Trauerspruch haben wir Folgendes gewählt: Menschen, die wir lieben, bleiben für immer, den sie hinterlassen Spuren in unseren Herzen. Ich nehme in Liebe und Dankbarkeit Abschied von ihr. Natürlich bin ich tief traurig und sie fehlt mir sehr, aber das Leben ist nun einmal so, dass wir altern und sterben. Der Tod ist unausweichlich und es hilft nichts, das zu leugnen. Was danach kommt? Ich weiß es nicht. Ich hoffe, dass das, was im christlichen Glauben verheißen ist, eintritt und ich sie und die, die ich liebe, wiedersehen werde und bei Gott meinen Frieden finden werde. Doch auch, wenn nach dem Tod nichts sein sollte, so ist sie nicht gänzlich weg, sondern bei mir, so lange ich bei Verstand bin und lebe. Liebe Grüße Kirsten
01.10.2020
11:22 Uhr
Liebe Kirsten, Du kannst Tränen vergießen, weil sie gegangen ist. Oder Du kannst lächeln, weil sie gelebt hat. Du kannst die Augen schließen und Beten, dass sie wiederkehrt, oder Du kannst die Augen öffnen und all das sehen, was sie hinterlassen hat. Wer im Gedächtnis seiner Lieben lebt, der ist nicht tot, der ist nur fern; tot ist nur, wer vergessen wird. Sterben ist kein ewiges getrennt werden; es gibt ein Wiedersehen an einem helleren Tag. Herzliches Beileid Jutta
01.10.2020
11:04 Uhr
Ihr Lieben, Herta, Klaus, Silke, Shusha, Silke, Elli, Erika, Ines, ich danke euch sehr für eure Anteilnahme und die lieben Worte, die ihr für mich gefunden habt. Nun liegen sehr anstrengende Tage hinter mir. Für die Trauerfeier und anschließende Beisetzung ist alles vorbereitet (ich muss nur noch die Karten schreiben und abschicken), das Zimmer im Pflegeheim ist geräumt und das Trauergespräch mit dem Pastor liegt hinter mir. Nächste Woche Samstag stehen dann noch die Trauerfeier, Beisetzung und der Beerdigungskaffee (dafür muss ich noch ermitteln und beim Gasthof durchgeben, mit wie vielen Gästen wir rechnen müssen) an. Seit wir gestern Abend wieder zuhause angekommen sind, fühle ich mich ausgebrannt und erschöpft. Es ist soweit alles gut gegangen. Als es gestern mit meiner Schwester wieder knifflig zu werden begann, sind wir abgefahren, bevor noch ein unglückliches Wort die verträgliche Stimmung stören konnte. Sehr hart getroffen hat mich gestern, als ich während des Trauergesprächs mit dem Pastor erfuhr, dass dieser meinen Neffen zweieinhalb Wochen zuvor konfirmiert hatte, und es tut mir auch heute noch sehr weh. Ich verstehe nicht, dass ich, die einzige Tante, nicht darüber informiert worden bin, obwohl ich doch noch einen Monat vorher Kontakt mit meiner Schwester hatte. Ich habe alles für diese meine Familie getan, was ich konnte, und bin immer wieder auf meine Schwester zugegangen. ... Wie konnte sie das tun? - Nun, ich werde mein Bestes tun, den letzten Teil - Trauerfeier, Beisetzung und Beerdigungskaffee - noch friedlich hinter mich zu bringen und meinen Teil erfüllen, so gut ich es nur eben kann. Das Bedürfnis nach einer Zigarette wurde im Laufe der letzten Tage spürbar weniger. Ich hoffe, nie wieder dieser Sucht zu verfallen. Bis.... Liebe Grüße Kirsten
28.09.2020
18:27 Uhr
Liebe Kirsten, du musst jetzt durch eine sehr traurige Zeit gehen, ich wünsche dir viel Kraft dafür. Dass deine liebe Mutter dir noch ein Lächeln schenken konnte, wird dir immer ein Trost sein. Herzliche Grüße, Erika
28.09.2020
16:18 Uhr
Hallo liebe Kirsten, Erstmal mein tiefes Mitgefühl und herzliches Beileid. Es ist immer traurig wenn man einen lieben Menschen endgültig gehen lassen muss. Trotzdem super dass du tapfer durchgehalten hast und nicht geraucht hast. Ich kann es gut verstehen, da auch ich immer bei emotionalen Situationen zur Zigarette gegriffen habe. Aber damit ist jetzt Schluss! Ich wünsche dir viel Kraft für die nächste Zeit, die noch sehr emotional werden wird und fühle dich umarmt Elli :rose:
28.09.2020
13:23 Uhr
Liebe Kirsten, schön, und vor allem GUT, dass Du wieder hier bist. Herzliches Beileid. Ich wünsche Dir viel Kraft und auch ganz viel Zuversicht für die nächste Zeit. Gut, dass Du noch mal bei ihr warst. Und Hut ab, dass Du nicht geraucht hast und standhaft geblieben bist. Unsere Vernunft weiß ja ganz genau, dass eine Zigarette nichts verbessern würde. Aber wir bestehen ja nicht nur aus "Kopf", sondern auch aus "Bauch".... Herzliche Grüße an Dich, Silke
28.09.2020
12:12 Uhr
:butterfly:
28.09.2020
12:00 Uhr
Liebe Kirsten, an deinem neuen Thread kann ich jetzt unmöglich einfach nur vorbei gehen. Ich setzt mich für eine kleine Weile zu dir. Zu sagen gibt es in diesem Moment nicht viel. Aber eine virtuelle Umarmung :smileumarmung: die möchte ich dir gerne schenken. [b]Die Mutter war's, was braucht's der Worte mehr![/b] Es ist schön, dass Du wieder hier bist. Pass gut auf dich auf. :rose: Liebe Grüße Herta
28.09.2020
11:02 Uhr
Hallo Community, ich bin wieder zurück und zum Glück noch immer rauchfrei. Es war allerdings mehr als einmal sehr, sehr knapp, dass ich es noch bin. Für alle die, die meine Abmeldung bedauert haben: Ich musste einfach sang- und klanglos verschwinden und damit das, was ich hier über mich veröffentlicht hatte, mitnehmen, denn ich konnte gewisse Forumsaktivitäten nicht mehr ertragen und fühlte mich zu wenig vor gewissen Nutzern geschützt. Ich hatte zwar selbst nie mit diesen zu tun, aber ich habe sie in anderen Wohnzimmern äußerst unangenehm wahrgenommen und auch den Eindruck, dass es schlimmer geworden war. Ich musste etwas Abstand gewinnen und für mich war das gut so. Jetzt ist es wieder Zeit für mich zurückzukehren. Ich kann eure virtuelle Unterstützung gewiss gut brauchen, habe den einen oder anderen hier vermisst und ich werde ggf. auch dem einen oder anderen mit Rat und Unterstützung dienen können. Am vergangenen Samstagnachmittag ist meine Mutter gestorben. Ich war Freitag noch bei ihr, weil es ihr wieder nicht gut ging. Mein Mann hat mich hingefahren, ohne ihn hätte ich das nicht geschafft, und es war gut für mich, dass er mich begleitet hat. Wir brauchten gut drei Stunden für die Hinfahrt und auch drei für die Rückfahrt. Als ich meine Mutter sah, wäre ich am liebsten gleich wieder gegangen, so weh tat es, sie so zu sehen. Sie war kaum ansprechbar, nahm aber wahr, dass wir da waren und wir entlockten ihr sogar ein Lächeln. Verständigen konnte sie sich nur mit leichten Kopfbewegungen. Ich hatte zwischendurch das ganz starke Bedürfnis, den in mir wütenden Schmerz mit einer Zigarette zu lindern, doch stattdessen blieb ich eine gute Stunde bei ihr, hielt einfach ihre Hand und und flößte ihr ab und zu ein paar Schlucke Wasser ein. Es war nicht absehbar, ob es jetzt aufs Ende zu ging oder wieder (nur) eine Phase war. Vor einem Jahr sah es noch schlimmer aus und da hatte sie sich kurze Zeit später wieder erholt und ich traf sie zwei Wochen später putzmunter im Rollstuhl an. So weh es tat, in dieser Situation war es einfach nur wichtig, dass ich bei ihr war und dass ich mich ein weiteres Mal verabschiedete. Ich wusste nicht, wie oft mir das noch bevorstand. Für sie wünschte ich mir, dass es nicht mehr so lange dauern würde, dass sie endlich für immer gehen dürfe, denn das war schon lange nicht mehr das, was sie eigentlich wollte und sie war inzwischen sehr dement geworden. Samstagspätnachmittag kam dann der Anruf meiner Schwester, dass meine Mutter gerade gestorben war. Ich konnte nicht sprechen, nur weinen. Mein Mann kümmerte sich um und für mich. Wir fuhren wieder hin und ich konnte mich ein weiteres, nun letztes Mal verabschieden. Man hatte sie etwas zurecht gemacht, ihre Augen waren geschlossen und eine meiner Blumen, die ich ihr am Vortag mitgebracht hatte, hatte man ihr in die Hände gelegt. Das Zimmer war aufgeräumt und ein kleines Licht brannte im Zimmer. Es war gut so, wie es war. Was danach kam, war nicht so schlimm, wie ich befürchtet hatte. Meine Schwester und ich haben zwar ein sehr schwieriges Verhältnis zueinander, aber tatsächlich haben wir uns Samstagabend noch zusammen gesetzt und gestern alle Formalitäten und Planungen für die Trauerfeier und Beisetzung einverständlich bewältigt. Es tat allen Beteiligten gut, dass es so gut geklappt hat. Heute fahren wir wieder hin, um das Zimmer meiner Mutter im Pflegeheim zu räumen (für sowas hat man ja nie viel Zeit), Mittwoch geht’s nochmals hin, um das Trauergespräch mit der Pastorin zu führen, und nächste Woche ist die Beisetzung. Der innere Druck und der Schmerz waren zwischendurch immer wieder fast unerträglich und mehr als einmal kam der Gedanke auf, dass es mit Zigarette erträglicher wäre. Ich weiß, warum dieser Gedanke immer wieder aufkommt. Ich weiß auch, dass mir so eine Zigarette wirklich für den Moment helfen würde und ich hätte auch kein schlechtes Gewissen. Ich weiß aber auch, was DANACH kommt, ich habe es mehr als einmal erlebt und ich hoffe für mich, dass ich das nie vergesse. Allein der widerliche Geschmack, den man mehr als 24 Stunden auf der Zunge und in der Lunge hat, und der Geruch, den man stundenlang ausdünstet, schrecken schon ab und dann der Entzug, der stets von Neuem eine mehr oder minder große Herausforderung ist. Für Notfälle habe ich beim letzten Mal ein Kippenglas angelegt, um mich bei Bedarf zu erinnern. Ich hoffe für mich und deshalb schreibe ich auch hier davon, dass ich mich stets erinnern werde, dass und wie ich diese schlimmen Momente am Freitag, Samstag und gestern überstanden habe. Viele Grüße Kirsten
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