04.09.2017
08:41 Uhr
Hallo Andreas,
danke für Deine Ermunterung.
Ich bin 57, habe das erste Mal in der dritten Klasse - also mit - 9 Jahren gepafft. Es waren von der Straße aufgesammelte Kippen mit annähernd Gleichaltrigen in Havanna/Cuba. Dort haben viele Kinder geraucht (1969) und das blieb so, bis Fidel Castro, der "Maximo leader", in den 90er Jahren demonstrativ mit dem Rauchen aufgehört hat, weil ihm die Verantwortlichen in der Cubanischen Regierung gesagt haben, daß die Volksgesundheit durch sein schlechtes Vorbild negativ beeinflußt wird.
Erstmals "richtig" geraucht habe ich ca. ab der 7. Klasse - heimlich, ca. eine Schachtel in zwei Monaten.
Ab cungefähr 16 wurden es dann so 1-3 Zigaretten pro Tag.
Als ich 17 1/2 war, meinte mein damaliger Liebhaber, der zufälligerweise nie erlebt hatte, daß ich rauche, "Du rauchst doch nicht" - er war Nichtraucher - ich antwortete "nein" und schmiß auch gleich die Kippen nebst Streichhölzern (ja - Streichhölzer - war in der DDR) weg.
Während meines späteren Studiums - Streß, viele Kommilitonen rauchten, ich wollte - wenn ich schon nicht im Wohnheim, sondern zu Hause schlief, also potentiell Außenseiter war, "dazu gehören", fing ich wieder an.
Erst recht viel geraucht wurde in den Kreisen der jungen Literaten (ich schrieb und schreibe Gedichte), in die ich kurze Zeit später reinkam.
Die Jahre seit 1990, in denen mein Leben als blöder Ossi, der nicht nur nicht in den Westen abgehauen ist, sondern auch noch in der Akademie der Wissenschaften der DDR als Diplomchemikerin gearbeitet hat, dann sechs Jahre das war, was man heute "prekär" nennt und nunmehr seit fast 21 Jahren seinen Lebensunterhalt einigermaßen branchenfremd als Bestattungsberaterin erarbeitet, weil einfach nix anderes zu kriegen war, erfolgreich entwertet worden ist und wird, haben auch nicht gerade dazu beigetragen, mich selbstbewußt vom Rauchen abzubringen.
Außerdem hat die Ausgrenzung der Raucher in den letzten Jahren erst recht mein Weiterrauchen befördert - ich hasse Ungerechtigkeit und Heuchelei - Rauchverbot in Gaststätten wegen des Schutzes des Personals - das ich nicht lache - bestimmt 90% des Personals in der Gastronomie raucht selbst....
2,5 Gründe haben mich nun doch am 1.9. wieder aufhören lassen, nach dem ich schon öfter daran gedacht hatte:
1. Ich werde 2018 mit anderen zusammen den Appalachian Trail (3.500km-Wanderweg) gehen und will, wenn schon mit angeborenem Belastungsasthma geschlagen, nicht zum Gruppenbremser werden.
2. Seit einiger Zeit habe ich immer mal wieder undefinierbare Schmerzen im Brustkorb und manchmal auch im Rachen - nicht schlimm, aber doof.
Der halbe Grund ist das Geld.
"Hilfsmittel" wie Nikotinkaugummi oder -pflaster lehne ich absolut ab - was soll das - nikotinfrei ja oder nein - ein bißchen schwanger geht auch nicht!
Physische Entzugserscheinungen habe ich 0,00.
Ich hatte aber auch all die Jahre konsequent niemals geraucht, wenn ich den totalen "Jieper" hatte. Eher aus Gewohnheit, Gedankenlosigkeit und - ja, ich glaube, ein Hauptgrund - um "dazu zu gehören" zu Gruppen von Menschen, die mir sehr viel bedeuten (Künstler z.B. - ich male auch noch)....
Allerdings denke ich seit dem 1.9. andauernd an Rauchen - so viel wie nie, während ich geraucht habe.
Ob es das wert ist - weil, mein Leben ist ja sowieso nichts mehr wert seit 1990, das der Altkanzler viel mehr geraucht hat als ich und auch weit über 90 geworden ist, das es eigentlich sch...egal ist, wann ich wie abkratze - alles sowas eben.
Aber die "Tag-für-Tag-Methode" ist gut und ich will auch mal wieder beweisen, daß ich etwas schaffe, was mir eh' keine/r zutraut - aber ob das als Motivation auf Dauer reicht....
Jedenfalls bin ich am Sonnabend vorsichtshalber mal nicht zu der Vernissage einer Ausstellung gegangen, bei der auch Bilder von mir hängen - war mir zu gefährlich.
An diesem Tag war ich sogar schon wieder auf 'ner Tanke (ohne Sprit zu brauchen) - bin ausgestiegen, habe das Auto abgeschlossen - und nach einigen Schritten auf den Verkaufsraum zu umgedreht, mich ins Auto gesetzt und bin weiter nach Hause gefahren....
Ziemliches Durcheinander? Ja - genau wie mein Leben (jedenfalls seit 1990).
Heute morgen -am Tag vier - habe ich das erste Mal ohne komische Geräusche und Husten viele Male tief ein- und ausatmen können - gutes Gefühl - physisch.
Auf ein neues....