Liebe Sandy,
da hast Du aber instinktiv richtig gehandelt: eine Empfehlung für Schmachtsituationen sind ja immer die berüchtigten 4 A-Tipps ( http://www.rauchfrei-info.de/aufhoeren/tipps-fuer-ihren-rauchstopp/tipps-bei-verlangensattacken/ ). Und einer davon, Abhauen, bezeichnet das kurzfristige Entziehen aus der Rauchersituation. Du bist eben vorzeitig ganz gegangen, aber Du hast Dich der Situation entzogen, als sie brenzlig zu werden drohte. Richtige Handlung Sandy, sehr gut gemacht.
Du merkst, die Sucht streßt Dich mit so Gedanken wie "normalerweise hätte ich jetzt", "gerade jetzt will ich mir die Entwöhnung antun" und der irrigen Annahme, daß Rauchen Genuß wäre. Doch bitte fall da nicht drauf herein. Könntest Du Dich mit irgendwas anderem auf die Terrasse setzen, Fruchtsaftcocktail zum Beispiel? Oder Dir anderweitig Entspannung verschaffen, Yoga, autogenes Training oder eine andere Strategie?
Und was den Zeitpunkt angeht: die Sucht wird sicher immer etwas am Zeitpunkt zu mäkeln haben. Es tut mir sehr leid, daß Deine Beziehung zerbrochen ist, und ich glaube Dir daß Du daran noch arbeitest Sandy. Ich fühle mit Dir. Nur: ich denke, zu jedem anderen Zeitpunkt hätte die Sucht auch Störfaktoren gefunden, die sie zum Anlaß genommen hätte, Dir zu suggerieren: "Und ausgerechnet _ jetzt_ willst Du das Rauchen aufhören?". Selbst wenn gar nichts gewesen wäre - dann wäre es halt irgendeine Nichtigkeit gewesen (bei mir war es ein Familienkrach: "Ich kann das jetzt nicht durchhalten!!!!" - ich konnte doch).
Den Trugschluß "nur mal heute, morgen bin ich dann wieder Nichtmehrraucher" hast Du ja selber schon enttarnt. Dann ist es nur mal heute, dann ist morgen kein Schaden, und dann hörst Du mit dem Aufhören auf. Bitte tu das nicht. Beiß Dich da durch. Vielleicht kannst Du Deinen Jungen ja mit ins Boot nehmen? Mit 10 kannst Du ihm doch sicher erklären, daß Du gerade einen seiner und Deiner Wünsche umsetzt und das Rauchen aufhörst, daß das jedoch nicht immer einfach ist und ob er bitte ein wenig Nachsicht mit Dir haben könne. Es ist ja nicht für immer so, daß Du genervt und gestreßt bist. Ich denke, Kinder können da schon sehr viel verständiger sein als man meint. Du kennst ihn am besten, Du kannst es sicher beurteilen, ob Du ihn da ins Boot holen kannst. (Immerhin kannst Du dann später immer wieder zu ihm sagen, fang Du bloß nicht das Rauchen an, es ist so gefährlich und Du hast ja gesehen, wie schwer es war, davon wieder loszukommen.)
Wenn Du am Wochenende Besuch von der Schmacht bekommst, dann komm her und schreib sie Dir von der Seele - manchmal hilft das schon. Hast Du was schönes vor mit Deinem Sohn? Hab keine Angst vor dem Wochenende - es ist normal, daß man sich vor dem ersten Eintreten einer Situation oder Zeit etwas fürchtet, die man normalerweise mit dem Rauchen verbunden hat. Bei manchen ist es der Urlaub, bei anderen ein Volksfest, jeder hat so seine Situationen, vor denen er sich bange fragt: "wie soll die funktionieren? Kann denn das noch Spaß machen? Oder bin ich damit meiner Lebensfreude beraubt?" Nein Sandy, bist Du nicht. Es ist im Moment vielleicht eine Umstellung, anstrengend manchmal auch, zu widerstehen - aber das bleibt nicht so. Jeder nicht gerauchte Tag arbeitet für Dich, und mit der Zeit kommt der Genuß zurück, die Freiheit der Gedanken. Kann man sich am zweiten Tag noch nicht vorstellen - aber schau, so viele hier mit hohen Tageszählern teilen diese Erfahrung: wird also wohl was dran sein, meinst Du nicht :wink: ? Laß Dir dies als Beweis dienen Sandy.
Du wirst das packen. Gib nicht auf und komm her, wenn Dich die Schmacht ärgert ja? Viele Grüße sendet Dir
Lydia