Guten Abend Jakob,
[quote="faustino"]
bin ich ordentlich meinen beruflichen und privaten Pflichten brav nachgekommen.
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Und niemals hätte ich etwas anderes erwartet :P!!!
[quote="faustino"]
Das habe ich gemacht, in dem ich meine Umwelt mir schön hergerichtet habe. Meine Bude ist jetzt fast komplett aufgeräumt und geputzt. Das war nicht immer so!
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Und bitte laß mich raten, es war auch keineswegs mit gehobenem Streß verbunden, da Du nicht nach kurzer Zeit das Gefühl hattest, Du müßtest dringend eine Rauchpause einlegen, nach der Du nicht wieder nahtlos in die Dir selbst gesetzte Aufgabe gefunden hast. Richtig oder richtig?
[quote="faustino"]
Nach Beendigung der Abendveranstaltung kam der schwierigste Moment, in dem ich erschöpft und gleichzeitig mit einem relativ hohen Adrenalinspiegel früher die schönste Fluppe des Tages geraucht hatte. Ja, mal ehrlich, fehlte mir schon ein Bisschen. Im Ganzen aber war es aushaltbar. In der Pause Gemüsesticks und Traubenzucker.
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Ich glaube, diese Zigarette mit der größten Bedeutung des Tages (oder eine davon), kennen wir alle. Die, ohne welche, so bilden wir uns ein, diese Phase des Tages nicht funktionieren _kann_. Vor dessen erstmaligem Ausbleiben wir uns am meisten fürchten. Welches wir dann wie durch ein Wunder überleben. Möglicherweise trauerst Du dieser "wichtigen" Zigarette (oder diesen wichtigen, möglicherweise gibt es ja da mehr Situationen für Dich, in denen Dir das Rauchen irgendwie wichtig oder bedeutungsvoll vorkam) noch ein paarmal nach. Findest es noch "schade" darum. Wie könnte es auch anders sein, war sie doch bisher in dieser Situation immer "für Dich" da! Nur daß Du jetzt eben weißt, daß sie Dir keine gute Gesellschaft war. Und irgendwann fehlt sie Dir auch nicht mehr.
[quote="faustino"]
Individuell empfundene Konflikte zeigen machmal in der Realität ein anderes Gesicht: Möglicherweise eigene Falschbewertung unter gereizter Stimmtung. Auch das ist Teil des Entzugs. Man nimmt falsch oder in der falschen Intensivität wahr und bewertet mitmenschliche Situationen mitunter einfach unrealistisch.
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Oder andersrum - Du hast sie vorher unter dem Einfluß vom Rauch falsch bewertet. Inzwischen weißt Du ja, daß es Gedanken und Gefühle vernebelt und Dir offensichtlich eine andere Wahrnehmung von der Realität verschafft hat. Daß Deine zuvor unter einer Dunstglocke gefangenen Gefühle jetzt ein wenig oben raus wabern, ist nicht verwunderlich. Ich habe es hier mehrfach erzählt, bei mir war es ja nicht anders. Falls es Dich beruhigt - die Betroffenen, mit denen ich meine zwischenmenschlichen Konflikte im Entzug ausgetragen habe, sind mir alle noch gewogen und wohlauf (und dabei wußten sie teilweise noch nicht einmal daß ich mitten im Entzug steckte). Und diese gefühlsmäßigen Ausschläge werden sich auch wieder normalisieren.
[quote="faustino"]
Nach wie vor fühlt sich meine individuelle Selbstwahrnehmung so an , als müsse ich noch ein Stück des Weges im Eigenentzug weitergehen........... Da stimmt noch etwas nicht.
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Nein. Nicht nach 23 Tagen. Das ist zwar eine, wie ich nicht müde werden will zu betonen, ganz große Leistung, aber noch nicht das Ende der Fahnenstange. Der Nichtmehrraucherpapst Allen Carr definierte die drei Entzugsphasen drei Tage - drei Wochen - drei Monate. Er sieht also nach um die drei Monaten noch einmal eine Hürde, Welle, einen Umbruch oder wie immer Du es erleben wirst. Die zwar bei jedem anders stark ausfallen mag, also Dich nicht so intensiv mehr treffen muß - doch über das Gros der Aufhörer läßt sich schon eine Tendenz dazu ausmachen, daß der ganze Vorgang des Aufhörens nach ca drei Monaten abgeschlossen ist. Für mich kann ich es auch bestätigen - der urplötzliche Wegfall aller Schmacht und das Gefühl, frei zu sein, ereilte mich nach etwa vier Monaten...
Doch ich kann Dich beruhigen. Erstens, was sind drei Monate gegen den Rest Deines Lebens in Freiheit, und zweitens schlagen die Entzugswellen ja nicht über die ganze Zeit gleich hoch. Du spürst auch Phasen der Konsolidierung. Deshalb halte weiter durch, egal was kommt, gib Deinen bisherigen Erfolg, Deine Errungenschaften, die Verbesserungen, die Du spürst, nicht wieder dran - dafür nicht angenehm zu riechen, Deine Gesundheit zu riskieren und Dein Geld zum Fenster herauszupusten.
Du tust das Richtige und Du machst es gut. Herzliche Grüße sendet Dir
Lydia