Hi Faustino,
Du schreibst da gerade einen Gedankengang nieder, den ich als (angesprochene?) Lotsin grad mal aufgreifen möchte:
[quote="faustino"]
Stehe den vielen Abbrechern hier im Forum manchmal etwas geschockt gegenüber, aber das ist so. Es fühlt sich für mich so an als hätte ich statt ihrer abgebrochen und .... versagt. Dabei ist es echt kein Ding, man muß einfach die Scheuklappenaufsetzen und durch. Das ist für mich ein emotionales Rätsel. Ob man als Lotse dann die Schuld insgeheim bei sich sucht und denkt, man hätte sich intensiver um den Abbrecher kümmern müssen?
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Dieser Ausstieg war Dein erster, richtig? Ich gönne es Dir von Herzen, daß Dich dieser gleich so erfolgreich in eine langanhaltende Rauchfreiheit geführt und Dir so eine uneingeschränkte Überzeugung vom Nichtmehrrauchen geführt hat.
Indes, die Statistik sagt uns etwas anderes. So rein statistisch gesehen benötigt ein Aufhörer im Durchschnitt sieben Anläufe, bis er in diese dauerhafte Rauchfreiheit findet. Und viele von uns Lotsen teilen diese Erfahrung einfach selber. Ich selbst befinde mich bekanntlich in der zweiten Runde, und daß ich diesen zweiten Entzug vor etwa zwei Jahren stolperfrei geschafft habe, war mehr Glück als Vaterlandsliebe, wie man so sagt. Wir kennen die Tücken, die Stolpersteine, das "Aufgeben", das "Hinschmeißen", das "eine wird mir schon mal nichts schaden" vielfach aus eigener Erfahrung. Und das eine oder andere theoretische Werkzeug haben wir schließlich auch an die Hand bekommen, um zu wissen, daß sowas einfach passieren kann, auch unabhängig von der Art und/oder der Intensität der Betreuung. Daran hat keiner Schuld, dafür gibt es keine Verantwortlichen, das hat mit dem Wesen der Sucht zu tun. Daß sowas immer wieder mal vorkommt, egal, wie sorgfältig der Rauchstopp gestaltet wird, kannst Du hier nachlesen:
http://www.rauchfrei-info.de/aufhoeren/nicht-ganz-geschafft/
Also ich glaube, daß ich, egal ob als Lotsin oder als Mitaufhörerin, schon Wege aufzeigen und unterstützen kann. Aber die Anmaßung, mich als Garant für dauerhafte Rauchfreiheit zu sehen, kann ich mir aufgrund der Tücken der Sucht nicht anmaßen. Egal wie intensiv ein Aufhörer begleitet wird - und egal von wem. Und ich bin mir auch sicher, wenn ich persönlich im Entzug oder danach eingebrochen wäre, wäre dies vermutlich auch dann passiert, wenn mir ein Lotse virtuell gesehen auf dem Schoß gesessen wäre. Sowas passiert einfach.
Beantwortet dies Deine Frage? Gerne zu weiterem Austausch bereit,
Lydia