Rauchstopp, eine emotionale Herausforderung

Verfasst am: 27.02.2024, 18:24
Soissesnuma
Soissesnuma
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Ich würde mal so weit gehen zu behaupten, der emotionale Stress war bei mir um einiges schlimmer als der Nikotinentzug.....
Ich bin ein Mensch, der ein Problem sieht, dann schaut er, was er machen kann, macht das oder auch nicht und lebt mit den Konsequenzen !
In den ersten Wochen meiner Rauchfreiheit habe ich das so auch gemacht. Ablenkung, abhauen, ablenken, Atemübungen, VIEL Essen. Aber die Leere, das Verlustgefühl, die/das bekam ich damit nicht weg !!!
Ich habe dann festgestellt, dass ich mir nie "gegönnt" habe, diese Gefühle einfach zu haben, ganz bewusst, ich musste immer "was machen" . Das hab ich dann nicht mehr getan und mit diesem aushalten der Gefühle kam irgendwann dann die Erkenntnis: Leere ist da, aber das ist ok. ....fühlt sich gut an, ich habe Potential für etwas anderes frei, ich bin mir selbst genug und brauche nicht so einen Stengel, um mich zu "füllen" . Dann brauchte ich auch das Essen nicht mehr, war ja nichts mehr leer in mir, was gefüllt werden musste.

Fazit dieses wirren Geschwafels: In den Anfängen ist es sicher, Strategien zu entwickeln. Aber irgendwann, etwas gefestigter, darf man mal in sich reinhören und neue Seiten an sich erkennen.....

LG, Birgit

Verfasst am: 27.02.2024, 18:35
Unbekannt
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Verfasst am: 27.02.2024, 18:47
P3tra
P3tra
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Liebe Soissesnuma,

ist überhaupt nicht wirr und kann ich alles nachvollziehen
Das mit der Leere immer füllen müssen, hab ich so noch garnicht gesehen, und ja du hat Recht nich umsonst sagt mein Tracker ich habe 4,7 Tage Zeit eingespart habe, die ich nicht mit rauchen verbracht habe. (Habe ich heute eingerichtet)

Danke ????

Verfasst am: 27.02.2024, 19:31
AdrIAHane
AdrIAHane
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Ich finde das gerade alles höchst kurios aus meiner persönlichen Perspektive heraus.

Ich leide seit meiner Jugend unter Depressionen, mit immer wieder schweren Episoden, die mich völlig rauskatapultieren. Nach Auskunft vieler Ärzte hat Rauchen eine antidepressive Wirkung und in einer psychiatrischen Klinik oder auf einer psychiatrischen Station wird niemand auf die Idee kommen dir zu sagen, dass du mit dem Rauchen aufhören sollst.

Im Herbst ging es mir wieder richtig schlecht, so kurz vor dem völligen Abstieg. Ich bekam eine schlimme Bronchitis und habe notgedrungen mit dem Rauchen aufgehört. Menschen mit meiner Erkrankung sagt man: Hör nicht auf mit dem Rauchen, ohne mit deinem Arzt und/oder Therapeuten zu sprechen und dich begleiten zu lassen.
Ging in meinem Falle aber nicht und ich habe einfach aufgehört.
Und was soll ich sagen:
Endlich war da etwas, worüber ich Macht hatte, etwas, worauf ich Einfluss nehmen konnte. Ich kann sagen: Jetzt nicht. Und ich tue es auch nicht, wenn ich sage, dass ich es jetzt nicht tue. Ich bin ganz sichtbar und spürbar Herr über das, was ich tue und Herr über meinen Willen. Sensationell.

Für mich ist das ein wundervolles Aha-Erlebnis. Gerade am Anfang war das so, leider schleift es sich mit der Zeit ab, wie ich seit zwei/drei Wochen merken muss.
Aber: Jede überwundene Schmacht, jede schmerzhaft nicht gerauchte Zigarette, hat mich stark gemacht.

Klar leide ich auch unter Stimmungsschwankungen, könnte manchmal die Wand hochgehen, bin aggro, brülle rum, schimpfe, könnte heulen bei traurigen Filmen etcpp. Aber irgendwie finde ich das auch super. Die Bandbreite der Emotionen erleben. Das hat auch etwas für sich.

Verfasst am: 27.02.2024, 19:40
rauchfrei-lotse-klaus
rauchfrei-lotse-klaus
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@Adriane
Mir geht es ähnlich.
Mit dem Rauchstopp, habe ich einen Teil der Sebstwirkung wieder entdeckt.

Zitat: Aber irgendwie finde ich das auch super.
Die Bandbreite der Emotionen erleben. Das hat auch etwas für sich.


Ach ich könnte vor Freude herumschreien, wenn ich das lese.

Gruß Klaus

Verfasst am: 28.02.2024, 11:39
rauchfrei-lotse-paul
rauchfrei-lotse-paul
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https://m.youtube.com/watch?v=K-IMNBCj15A&pp=ygUPYW5uZXR0ZSBsb3Vpc2Fu

Kennt ihr noch dieses Lied von Annett Louisann?
Das Gefühl:

Wieder schleicht es sich von hinten an,
Und es fragt mich ob es helfen kann.
Es umschmeichelt mich mit Plüsch und Samt und sagt
"Schau dich mal an"
Das Gefühl ist aus der Kiste raus,
Und es sieht wieder so blendend aus,
Und das Leben wird zum Warenhaus, ich behalt es gleich an.

Ewigkeiten kommen und gehen,
Hab sie mehr als einmal anprobiert.
Hier zu eng, da zu streng,
Irgendwo kneift es mich.
Zu skurril, nicht mein Stil,
Das Gefühl steht mir nicht.
Ich schau mich nur um,
Schau mich nur mal um.


Es beschleicht mich wieder das Gefühl
Fragt mich leise was ich wirklich will.

Und dann schickt es mich in den April und sagt "Ha′m wir nicht da!"
Das Gefühl ist wie der letzte Schrei,
Kaum verschwindet es und geht vorbei.
Dann verlacht man es und denkt dabei "Ach wie dumm ich doch war"
Ewigkeiten kommen und gehen,


Ich fand dieses Lied so passend in meinen ersten Monaten des Rauchstopp

Es beschleicht mich wieder das Gefühl
Fragt mich leise was ich wirklich will.


Immer wenn ich nicht wusste was ich wirklich wollte, dann kam die Sucht aus der Kiste raus.
und fragte ob sie helfen kann…

Ich bin mir nicht sicher ob man Willensstärke mit „wissen was man will“ gleichsetzen kann; meiner Meinung nach nicht
Wenn es einen Unterschied gibt ist für mich das Zweite wichtiger.

LG von Paul
mit „ich will …“ und „ich kann …“

Verfasst am: 28.02.2024, 16:39
Unbekannt
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Verfasst am: 28.02.2024, 17:06
rauchfrei-lotse-klaus
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Hallo Astrid
Sehr spannend zu lesen. Mit Zigaretten weniger traurig. Das mag subjektiv so scheinen. Spätestens mit COPD und Krebs wendet sich das wieder mit der Traurigkeit.
Deiner Sucht ist es gleichgültig wie es dir geht. Jetzt und immer.

Depressiven Menschen wird sogar abgeraten,das Rauchen aufzugeben. Adriane schrieb neulich erst darüber.
Vor allem schrieb sie, was passiert wenn man sich darüber hinweg setzt.
Auf jeden Fall überwiegend Gutes.

Das die Sucht...wie du es nennst...uns immer in Situationen drängt in denen wir rauchen wollen ist verständlich. Wenn ich die Sucht wäre, würde ich es genau so machen.

Wenn wir uns der Sucht entledigen, werden wir neue Seiten an uns entdecken und frei sein.

Zum Schluss schreibst du aber das entscheidende. Du willst nicht mehr rauchen! Darum geht es. Wer oder was bestimmt über dich?
Hoffentlich und ganz sicher du selbst.
Und eben nicht eine destruktive und zerstörende Sucht.

Sind ein paar Gedanken zu deinem Text
Gruß Klaus

Verfasst am: 28.02.2024, 18:19
Unbekannt
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Verfasst am: 28.02.2024, 18:50
rauchfrei-team
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Themenersteller/in
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Rauchfrei seit:
Beiträge: 1387 Beiträge

Liebe Community,

Ihr hattet so viele schöne, stärkende Gedanken in eurem Austausch zum Theme emotionale Herausforderung, gerne möchte ich euch einige davon zurückspiegeln:

Paul2.1.: fand mit Rollen-Übungen in den kraftvollen Anteil und in eine innere Stärke

P3tra: fand mit Bewegung und Meditation wieder in die eigene Mitte

Peggy123: durch Entspannungsstrategien und auch durch den Austausch im Forum geht es ihr besser

Soissesnuma: hat bemerkt, sich Gefühle selbst zu „gönnen“ & in der Leere als Potential zu sehen - hat bemerkt, dass mit der Leere auch für etwas anderes frei wird

Astrid 78: hat eine super Antwort auf Abwertungen von außen: "Doch, ich bin wichtig und auch ergänzend, ich bin mir selbst genug"

AdrIAHane: spürt Einfluss und Eigenmacht in: "Jetzt nicht!" Jede nicht gerauchte Zigarette hat sie stark gemacht und sie hat bemerkt: die Bandbreite der Emotionen zu erleben hat auch etwas für sich

Klauser1313: verteilt so viele wertschätzende Gedanken und sagt treffend: Wenn wir uns der Sucht entledigen, werden wir neue Seiten an uns entdecken und frei sein.

Hoffe euch bringen diese kleinen Ausschnitte genauso viel Freude und Kraft!

Herzliche Grüße,
Lisa vom rauchfrei-Team