30.07.2016
21:04 Uhr
Liebe Betty,
sieben Tage sind doch schon mal eine Ansage! Mensch, Du startest in die zweite Woche - da finde ich eine Belohnung für angemessen. Hast Du Dir schon mal einen kleinen Wunsch erfüllt? Komm, mach - es ist hochverdient.
Klar hat jeder sein Päckchen zu tragen, aber das macht das eigene Päckchen sicher nicht leichter oder? Und gerade Deins kann ich jüngst schon ein wenig auf den eigenen Schultern spüren, da auch gerade die Muddi (lustig, ich nenne sie auch immer so) aus einer längeren Krankheit auf den Weg der Rekonvaleszenz begleitet. Sicher nicht einfach für Dich. Du hältst Dich wirklich tapfer. Ein Grund mehr für eine kleine Belohnung.
Betty ich habe gerade an anderer Stelle folgendes von Dir gefunden, da wollte ich gern mal was dazu sagen:
[quote="urmelpia"]
Hallo ihr lieben.....
Meine Neugierde ließ mich hier vorbei schauen und nun habe ich mal eine Frage!
Was meint ihr denn mit drei Monats Phase???
LG Betty
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[quote="urmelpia"]
Ich quäle mich gerade arg, habe aber heute gerade mal eine Woche um! :bang:
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Also paß auf. Der Nichtmehrraucher-Papst Allen Carr (oder einer der Nichtmehrraucherpäpste, es hat da ein paar) hat einmal drei Entzugsphasen definiert: drei Tage, drei Wochen, drei Monate. So ganz grob um diese Phasen rum sind Umbrüche zu verzeichnen, die ganz gern mal mit etwas höherschlagenden Entzugswellen einhergehen. Und tatsächlich spüren viele Aufhörer grob um diese Zeiten herum Veränderungen, sei es körperlicher oder psychischer Natur, sei es ein Abflauen oder nochmaliges Ansteigen der Entzugswellen. Gerade so nach etwa drei Wochen herum spüren viele Aufhörer ein deutliches Abflauen der Schmacht. Sie erleben vermehrt Konsolidierungsphasen und spüren, wie gut es sich anfühlt, rauch- _und_ schmachtfrei zu sein. Und nach drei Monaten erwischt viele Aufhörer nochmal eine etwas höhere, aber ganz oft finale Schmachtwelle. Das ist um diese Zeit herum gerade deswegen mitunter etwas anstrengend, weil man vorher schon schmachtfrei war, sich aus dem Gröbsten raus wähnte, die anfängliche Euphorie verflogen ist, und man sich einfach denkt "wenn das jetzt schon wieder losgeht - hört denn das dann überhaupt mal auf????" Da mich persönlich aber genau diese Phase am massivsten gebeutelt hat, kann ich Dir bestätigen: Ja, das hört auf. Für mich kann ich sagen: Danach hatte ich es dann geschafft.
Ich sage mit Absicht "viele Aufhörer", denn es betrifft längst nicht alle. Jeder Entzug verhält sich anders - also vielleicht erwischt Dich diese Drei-Monats-Welle ja gar nicht. Aber wenn doch, dann fall bitte nicht auf sie rein. Sitze dann noch aus, halte durch, erinnere Dich daran, daß es manchmal um diese Zeit rum einfach nochmal hart werden kann, aber daß man es aushalten kann. Und hab bitte keine Angst davor. Wenn Du dort ankommst (und ich geh doch mal davon aus, daß Du das wirst), dann hast Du Dir schon bewiesen, daß Du es kannst. Glaub an Deine Fähigkeiten. Aber wie gesagt - geh es gelassen an, nicht jeder spürt diese Krise nach etwa drei Monaten. Du weißt nicht, ob Du sie abkriegst, also warum jetzt schon Sorgen darüber machen? Bleib ganz gelassen und schau was passiert.
Daß Du jetzt, nach sieben Tagen ein wenig knabberst, ist auch kein ganz seltenes Phänomen. Wir erleben es ganz oft, daß Aufhörer in den ersten Tagen gelassen, optimistisch und überzeugt sind - und dann, nach dem Abschluß der reinen Entgiftung, welche jetzt bei Dir zum Ende kommen dürfte, erstmal in ein Schmachtloch fallen. Grund ist, daß die psychische Sucht jetzt, da keine Restbestände von Nikotin oder anderen Giften mehr zur Verfügung stehen, kapiert, daß wirklich nichts mehr nachkommt. Und jetzt fängt sie an zu maulen. Laß Dich davon nicht ins Bockshorn jagen. Lenke Dich ab, nutze die ganzen Manöver wie Atemübungen, Ersatzhandlungen (Luft durch abgeschnittenen Strohhalm "rauchen", scharfe Bonbons lutschen, Rohkost knabbern) und überlege Dir jeden Tag, was Du tun kannst, damit es Dir besser geht. Damit kannst Du diese Schmacht gut überbrücken. Und bitte mach Dir keine Sorgen, es wird wirklich besser. Jeder Tag, den Du schaffst, arbeitet für Dich! Und dieses verdammte Verlangen, wie Du sagst, wird nachlassen. Denn schau mal, hier gibt es so viele Menschen mit hohen Tageszählern - denkst Du denn, die wären zu schaffen, wenn es nicht nachließe? Sicher nicht - es wäre viel zu anstrengend. Laß Dir das Beweis sein, daß es besser wird. Viele hier haben es geschafft - Du kannst das auch.
Ich wünsche Dir alles Gute. Viele Grüße,
Lydia