Liebe Forumsgemeinde, mich beschäftigt in Rudolfs Angelegenheit, der sich Einige hier in besonderer Weise annehmen, auch ein ganz besonderer Blickwinkel.
Was macht eine Sucht aus uns? Wir wissen Allesamt nur zu genau, dass die Sucht individuell ausgeprägt ist, genau so wie der Einstieg in die Abhängigkeit. Da hat jeder seine Geschichte und kann für sich persönlich nachvollziehen, wie es dazu kam, dass aus den anfänglich vielleicht eher verschämt oder heimlich gerauchten Zigaretten sich unmerklich die Sucht nach Nikotin entwickelt hat und mit dem von der Allgemeinheit tolerierten Genuss, sich das Nikotin über das Rauchen zuzuführen, eine gepflegte und gesellschaftstaugliche Gewöhnung entstehen durfte. So weit, so ungut. Ich habe das auch gewusst.
Nicht minder vielfältig und vielschichtig sind am gefühlten Ende des erwünschten Konsums die Wege und Bemühungen, sich dieser krankmachenden und lästigen Sucht und Gewöhnung wieder zu entledigen.
Die Motivation hierzu, die in aller Regel in den Schubladen der Gesundheit, Psyche, Finanzen und Aussehen beheimatet sein dürfte, zum Beispiel also für die Um- und Nahestehenden nicht mehr so übel auszudünsten, den Geruchs- und Geschmackssinn wieder zu schärfen, keine erhöhte Gefährdung der an der Atmung beteiligten Organe in Kauf nehmen zu müssen, freier und selbstbestimmter zu leben, frischer auszusehen und mehr Geld für Dinge zur Verfügung zu haben, die einem wirklich und nicht nur gefühlt gut tun, ist auch individuell, also von Fall zu Fall verschieden.
Die Fähigkeit, aus dieser teuflischen Sucht auszusteigen, ist wie Alles zuvor Angeführte ebenso von Persönlichkeit zu Persönlichkeit total anders, genauso individuell.
Ich möchte an dieser Stelle nicht zum x-ten Male meinen Einstieg vor über 40 Jahren und meinen äußerst unspektakulären Ausstieg in allen Einzelheiten wiederholen und dokumentieren.
Viele der Forumsteilnehmer hatten es schwer, beinahe Alle hatten es schwerer als ich, der nach einem Durchmarsch von vielleicht 4-6 Wochen wusste, dass es gegessen war. Meine Motivation kam aus dem Nichts...ich war durch das Rauchen weder gesundheitlich besonders vorgeschädigt noch hat es mich gekümmert, wie meine Umwelt mich wohl riechen mag. Trotz Rauchen fühlte ich mich frei und unabhängig....weil ich mir das eigentliche Problem wegen der ständigen Verfügbarkeit niemals bewusst gemacht habe. Finanzielle Probleme gab es wegen der Quarzerei bei mir nie....meine direkte Motivation am Rauchstopptag war, dass ich keinen Bock hatte, zwecks Beschaffung traditionell eine Tagesreise nach Luxemburg anzutreten. Ich hab einen guten Zeitpunkt erwischt und bin dem Wink des Schicksals gefolgt und hab einfach versucht, nicht zu rauchen...und es hat auf Anhieb geklappt.
Mit war es also vergönnt, einfach aufzuhören - ohne großen Nachklang. Was ich gerne zum x-ten Male wiederhole, ist, dass ich keine besonderen Fähigkeiten hatte oder ich irgendwie sonst prädestiniert war, es so leicht zu haben....und ich habe mich glaub ich am fünften Tag meines Rauchstopps hier angemeldet...ohne Ziel, einfach mal gucken, was Andere denn für Probleme haben, wie Andere mit dem Rauchstopp umgehen, ob der große Hammer wohl noch kommt ( ich war schon leicht verunsichert wegen des gefühlt beinahe symptomlosen Rauchstopps)...
Schon vor meiner Eingemeindung in den Kreis der Rauchfreilotsen war ich im Forum sehr aktiv, weniger durch die Anzahl meiner Beiträge in den verschiedenen Threads der User, als mehr durch die Lektüre dessen, was dort schwarz auf weiß zu lesen war...teils ganz derbe und unter die Haut gehende Geschichten von mehrfachen und zum guten Teil auch erfolglosen Versuchen lieber Mitglieder, dem Rauchen und damit dem Nikotin zu entsagen.
Manch einer von denen hat es aufgrund guter Vorzeichen, sei es der persönlichen Gestellung oder der Fähigkeit, Unknusprigkeiten oder auch Qualen besser aushalten oder nicht ganz so schlimm zu empfinden, genauso gut geschafft. Es gibt aber auch Menschen, für die ist es ungleich schwerer, zu entsagen. Die empfundene Beeinträchtigung ist in manchen Fällen nicht einfach so tragbar, weil die Gesamtumstände halt nicht so sind, dass es leicht fallen möge.
Merken wir was? Hier schreibt einer, der es so leicht hatte wie kaum ein mir bekanntes Gemeindemitglied.
Langer Rede, hoffentlich mit Sinn....jetzt kurzer Sinn. Ich rufe dazu auf, Verständnis für die Individualität eines jeden Gemeindemitglieds zu haben und im Zweifelsfall Milde walten zu lassen.
Genau so wenig, wie ich selbst dazu beigetragen habe, dass es mir sooooo einfach fiel, genauso wenig haben Andere dazu beigetragen oder sind gar Schuld daran, dass es ihnen gefühlt sooooooo schwer fällt.
Und dem lieben Rudolf fällt es eben suuuuuuuuperschwer, so schwer wie sonst kaum einem mir bekannten Raucher, der es drangeben will.
Ich habe Verständnis dafür, dass dies für manch einen über die Grenze des Erträglichen hinausgeht, sogar äußerst weit hinausgeht. Ok, kein Problem, wir sind alle Menschen und jeder hat seine individuelle Frustrationstoleranzschwelle. Die hab ich auch, selbstredend.
Habt Ihr Eurem Schicksal schon Danke gesagt, dass nicht Ihr es seid, der solche Schwierigkeiten hat und dass nicht Ihr hier Euren Thread aufgemacht habt und jetzt so angegangen werdet?
Bitte, seid so verständig und setzt demjenigen nicht so zu, der es beileibe nicht nur in Sachen Rauchfreiheit nicht soooo einfach hat....auch wenn es gut gemeint ist. "Gut gemeint" ist nicht immer unbedingt "gut getan"!
Und, wenn ich auch nicht weiß, was bei der Erstellung meiner wenigen Zeilen zwischenzeitlich noch geschrieben wurde....wenn mich ein Thema und/ oder ein Mitglied so ankratzen würde, dass ich mich zu aufmunternden Worten oder Gedanken aufgefordert fühle, dann leg ich die gerne offen, damit der Empfänger und vielleicht auch ein paar Andere eventuell davon profitieren oder sich ein wenig verstanden und mitgenommen fühlen.
Wenn es aber dazu geeignet ist, jemanden nicht mehr ernst nehmen zu können und mich zu einer verschärften Reaktion veranlasst, dann glaube ich, dass dies hier nicht der geeignete Ort dafür ist. Dann tu ich mich raus...auch ohne Ankündigung.
Sachliche und tatkräftige Hilfe ist im Allgemeinen überall von Nöten - hier mal im Besonderen.
In diesem Sinne, keep on your good work, everybody, Michael