20.05.2024
12:25 Uhr
Liebe Doro,
vielen Dank für Deine Gedanken die Du mit uns teilst.
In dem Pauluszitat geht es um das Erkennen eines größeren Zusammenhangs.
In Bezug auf meine Sucht und den Entzug, bedeutet das für mich, das ich, solange ich aktiv süchtig bin (also rauche)
eine getrübte Wahrnehmung habe. Alles was ich erlebe und bewerte, erlebe und bewerte ich unter dem Einfluß von einer Droge. Auch wenn Nikotin nicht so stark bewusstseinsverändernt wirkt wie andere, härtere Drogen hat es eben doch einen Wirkung auf mich und die Bewertung meiner Umwelt.
Wir erkennen erst, wie stark das Nikotin uns beeinflusst, wenn wir es absetzten. Dann verändern sich sehr schnell alle Wahrnehmungen. Da eine Droge nur wirken kann wenn sie uns die Welt schönfärbt, empfinden wir die ersten Veränderungen als negativ, einen Mangelzustand, eine Leere.
Der Entzug verläuft ungünstig für eine Erfolgsquote,
1. fehlt die glücklich machende Wirkung der Droge
2. wir haben keine Vorstellung davon, dass in einigen Monaten eine Besserung eintreten wird
Gedanken und Emotionen beeinflussen sich gegenseitig, das kennen Menschen die eine Phobie haben z.B. vor Spinnen. Schon das Bild einer Spinne oder der Gedanke daran sie würde über unsere Hand laufen, löst eine körperliche Reaktion aus. Das Körpergefühl verknüpfe ich erneut mit der Angst vor Spinnen und verfestige diese Angst.
Im Entzug spüre ich weniger Freude, Nervosität, Gereiztheit und verknüpfe es mit dem Nichtmehrrauchen. Mein Gedanke: "das kommt alles nur vom nicht rauchen (Achtung - hier fehlt das -mehr- )" setzt in meinem Kopf die Verknüpfung fest nicht rauchen ist blöd.
Unsere Gehirn ist so angelegt, dass es überall Zusammenhänge sucht und sie leider auch dort findet, wo es keine gibt.
Wenn ich heute zurückblicke erkenne ich warum mir der Rauchstopp so schwer fiel. Zu Rauchen ist wie eine Landschaft bei Nebel zu betrachten. Die Sichtweite ist begrenzt und dieses Wetter hat eine ganz besondere Stimmung. Wenn ich aufhöre zu Rauchen löst sich der Nebel nur sehr langsam auf ich empfinde ihn aber unangenehmer als zuvor.
Hat sich der Nebel verzogen, erkenne ich Dinge, die vorher undenkbar waren.
Die beste Droge ist ein klarer Kopf.
LG von Paul