Liebe Julia,
erstmal ganz herzlich willkommen hier bei uns Aufhörern. Schön daß Du Deinen Weg hergefunden hast. Und vielen Dank für Deine offenen Schilderungen.
Du sagst, Du bist der totale Kopfmensch. Doch gerade im Moment möchte ich Dich bitten, Deinen Kopf erstmal zu leeren und innezuhalten. So wie es sich liest, wirbeln Deine Gedanken gerade rund herum. Laß uns doch erstmal tief durchatmen und versuchen, ein wenig Ordnung zu stiften.
Erstmal möchte ich Dich bitten, von Selbstvorwürfen abzusehen. Für eine medizinische Beurteilung müßtest Du selbstverständlich Deinen Arzt fragen, ich kann keine Diagnosen stellen, doch ich weiß, daß die vorzeitige Beendigung von Schwangerschaften aus vielfältigen Gründen (auch solchen, die man gar nicht ermitteln kann) passiert - und zwar auch Frauen, die zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr rauchen bzw. gar nie geraucht haben. Bitte mach Dir deshalb hierüber keine Vorwürfe. Indes tut es mir sehr leid, was Dir passiert ist. Es trifft mich ins Herz und ich fühle mit Dir.
Dann - aus solcher Motivation heraus - Knall auf Fall das Rauchen aufzuhören, aus so einer Art "Zwang" heraus ("Das muß jetzt werden! Das muß doch gehen!"), unter den man sich selber stellt, ist sehr schwierig und wenig erfolgversprechend. Da kannst Du gar nichts dafür, daß es auf diesem Wege nicht geklappt hat! Es ist mit der positivsten Einstellung, besten Motivation und größtmöglichen Vorbereitung manchmal schon nicht immer einfach - wie soll es dann unter solchem Druck einfach sein. Bitte mach Dir auch hier keine Vorwürfe Julia.
Daher mein Tipp zum Einstieg in den Ausstieg erstmal: Überlege Dir doch einmal, welche positiven Motive Du für Dich ganz persönlich haben könntest, das Rauchen aufzugeben. Nicht Kinderwunsch, sondern was es Dir an Gewinnen bringen könnte. Was würde das Nichtmehrrauchen an Dir verbessern? Und würdest Du Dich darauf nicht freuen? Besetze doch den Rauchausstieg erstmal positiv! Denn er lohnt sich schon für Dich ganz stark. Freu dich drauf!
Und dann fang in aller Ruhe mit Vorbereitung an. Auf acht, zehn Tage hin oder her kommt es nicht an. Also geh es entspannt an. Es gibt ein kostenfreies Startpaket zu bestellen, hier:
http://www.bzga.de/infomaterialien/foerderung-des-nichtrauchens/rauchfrei-startpaket/
Damit erhältst Du unter anderem eine hilfreiche Broschüre, die Dich ein klein wenig anleitet und Dir auch schon mal viele Tipps auf Deine Fragen gibt, einen Relaxball zum Kneten bei Streß und einen witzigen Kalender für die ersten 100 Tage. Fang doch damit mal an.
Und nein, Du bist überhaupt nicht doof, weil Du Dir nicht vorstellen kannst, wie bestimmte Situationen ohne Zigarette funktionieren sollen! Oder weil Dein Tagesablauf vom Rauchen durchstrukturiert ist. Im Gegenteil! Das haben wir uns alle gefragt! Bei mir war es die am Abend nach getanem Tagwerk. Wie soll ich ohne Zigarette denn aus dem Tag rausfinden, habe ich mich gefragt? Ich war völlig überfordert mit dieser Vorstellung. Das ist ganz normal. Du bist schon auf einem richtigen Weg, wenn Du schon Deine Rauchersituationen kennst und Dir überlegst, was Du in diesen Situationen statt dessen tun kannst. (Kleiner Tipp: ändere diese Situationen - trink Deinen Kaffee morgens in der Küche, trink Tee oder O-Saft auf der Terrasse oder nimm Dir einen Haferkeks statt der Zigarette mit. Und das mach mit allen Situationen, in denen Du eintrainiert rauchst. Diese Verknüpfung muß gelöst werden. Es mag am Anfang eine kleine Umstellung sein, aber ich verspreche Dir, Du wirst anfangen, die Situationen auch ohne Zigarette zu genießen. Ganz wichtig! Eintrainierte Situationen ermitteln und ändern - kannst Du übrigens auch mit der Broschüre aus dem Startset, da ist ein Raucherprotokoll drin.) Also das was Du da erlebst, kennen viele hier, damit bist Du nicht allein Julia.
Und dann mach Dir doch einen eigenen Thread auf, hast Du nicht Lust? Dann würde nicht nur ich Dich finden (da Du auf meinem Thread schreibst), sondern alle! Und sicher findest Du Gleichgesinnte, oder möglicherweise Mitaufhörer, die am selben Tag aufhören wie Du, triffst Leute, die angesichts der Entwöhnung dasselbe durchmachen oder durch haben wie Du und die Dir raten können. Wär das was für Dich? Ich schreib Dir gleich noch eine PN mit einer kurzen Anleitung, ja?
Bitte geh Deinen Ausstieg mit Ruhe und ohne Druck an, bereite Dich ein wenig vor, versuche, ihn positiv zu besetzen, und die Community wird Dich gern dabei unterstützen - und ich auch. Es ist nicht unmöglich Julia.
Laß bitte wieder von Dir hören und tausch Dich gerne weiterhin aus. Ich freu mich von Dir zu lesen. Bis dahin herzliche Grüße von
Lydia