Liebe Mäggi,
Du machst instinktiv genau dasselbe, was ich in den ersten Wochen auch getan habe:
[b]Mein Wuffi war mein Therapeut.[/b] Wenn ich kurz vor einer Explosion stand, hab ich mir meine kleine LaStraMi (= LandStraßenMischung) geschnappt und bin mit ihr schnellen Fußes über die Wiese getrabt - das geht sogar mitten in Frankfurt! Durch frische Luft und Auspowern bin ich schnell wieder auf den Boden zurückgekehrt.
[b]Bevor ich mich provozieren lasse oder sogar streite, schweige ich lieber![/b] Es gibt immer Menschen, die Dich zur Weißglut bringen wollen, aus welchen Gründen auch immer. Laß die anderen blubbern und denke an den Philosophen Boethius, den ein Schwallhansel mit den Worten "Erkennst du nun, dass ich ein Philosoph bin?" provozieren wollte, was er mit seinem legendären "Intellexeram, si tacuisses!" (= "Ich hätte es erkannt, wenn du geschwiegen hättest!" ) beantwortet hat. Daraus hat sich übrigens das geflügelte Wort "Si tacuisses, philosophus mansisses!" (= "Hättest du geschwiegen, wärst du Philosoph geblieben!" ) entwickelt, das sogar als Schlager vertont wurde. Laß dich nicht provozieren, die, die es versuchen, sind nicht die, die als stark gelten können.
[b]Die Veränderung jahrzehntelang eingeschliffener Gewohnheiten kann erschöpfende Schwerstarbeit sein.[/b] Also gönne Dir die Ruhepausen, nach denen Dein Körper im Moment ruft. Meine Familie war trotz vorheriger Information erstaunt darüber, dass ich plötzlich hochgradig egoistische Züge gezeigt habe - "Ich bin jetzt mal nicht ansprechbar und leg´ mich mal ´ne Stunde hin!" - das Leben lief weiter, niemand war böse, keiner ist verhungert, Wuffi hat keinen angefallen - es wurde einfach selbstverständlich respektiert, dass ich Auszeit habe. Ohne diese persönliche Auszeit, die ich mir bewußt und am Wochenende sogar regelmäßig gegönnt habe, wäre der psychische Power-Pack des "Nicht-mehr-Rauchens" sehr, sehr hart geworden.
Du bist im Begriff, jahrzehntelange, schwerst eingeschliffene Gewohnheiten zu ändern - die schiere Entgiftungsphase des Nikotinentzugs hast Du hinter Dir und mit absoluter Bravour geschafft - vor Dir liegt die dauerhafte Verhaltensänderung, bei der Dir :evil: an völlig ungewohnten Ecken auflauern wird: Stress, Langeweile, Feierlaune - alles, was früher mit einer Zigarette verknüpft war, kann plötzlich wieder diesen spontanen Gedanken an eine Zigarette auslösen. Je länger Du durchhältst, um so seltener wird überhaupt die Idee "Zigarette?" in Deinem Bewußtsein erscheinen, weil sich Dein Verhalten schrittweise verändern wird - Du meisterst Dein gesamtes Leben ohne diese "Krücke", die als Gebilde, das aus einem in hauchdünnes Papier gerollten Tabak besteht, ohnehin keinerlei physischen Schutz bieten kann. Und sowas soll durch Anstecken per Feuerzeug zum universellen psychischen Schutzschirm werden???
Weißt Du was? Wenn Dir einer was von den wundersamen Wirksamkeiten des Glimmstengels erzählt, wenn :evil: um die Ecke schleicht, wenn gefühlt alle mit Dir ´rumnölen, gibt´s nur noch einen Gedanken, der immer hilft:
[b][size=2]Du bist wer
und Du kannst was.
Und zwar mehr,
als die meisten ahnen![/size][/b]
Ich wünsche Dir eine gute Nacht, liebe Grüße, Brigitte