Liebe Scheila,
wie geht es dir dieser Tage? Sicherlich war deine Einladung mit Gästen schön (und auch anstrengend). Konntest du dich davon erholen?
Danke für dein ausführliches Nachdenken. Ich verstehe dich jetzt besser. Bei einem meiner Partner habe ich früher auch ihm zuliebe aufhören wollen. Das Ergebnis: ich habe heimlich geraucht und mir tatsächlich eingebildet, er merkt nichts, wenn ich mir danach die Zähne putze und die Fenster aufreiße. Und für meine Katzen habe ich auch mal "aufgehört". Du hast vollkommen recht, Scheila, es muss die tiefe Überzeugung von innen heraus sein, dass die Rauchfreiheit etwas ist, was was ich für mich will. Weil ich mich selbst so mag, dass ich etwas nicht mehr tun will, was mir schadet.
Bei mir war es der Stoßseufzer: ich wünsche mir nichts so sehr wie rauchfrei zu sein. Irgendwie an das Leben, an das Universum, an Gott, an das Nirwana.....gerichtet.
Du schriebst: [color=purple]"Es ist sehr einfach rückfällig zu werden, wenn man wegen der falschen Gründe aufhört. Es gelingt nicht, wenn ich es nur einem anderen zuliebe mache, eine Wette gewinnen will, ich unter Druck gesetzt werde und auch nicht, wenn man sich nicht klar macht, dass die Sucht kein wirklich körperliches Problem ist, sondern ein psychisches. Das bedeutet, ich muss schon sehr in meiner eigenen Persönlichkeit kramen und dort auch richtig aufräumen, um meine Sucht in den Griff zu bekommen.[/color]"
Ich kann dir nur Recht geben, das ist auch meine Überzeugung (und die Vieler hier). Vielleicht war es sogar ganz gut so, dass du nach deiner Trennung noch einmal deinen Rauch"Freund" genossen hast, dich ausgetobt hast in der Singlegruppe, denn so hast du nicht das Gefühl, etwas versäumt zu haben.
Ich denke, bei Vielen von uns ist es langfristig, wenn der körperliche Nikotinentzug ausgestanden ist und die alten Rauchrituale durch neue wohltuende Gewohnheiten ersetzt sind, eine Frage der Achtsamkeit, rauchfrei zu bleiben. Denn wie du auch für dich erkannt hast: einmal Raucher, immer Raucher. Die Gefahr eines Rückfalls bleibt.
Bei mir war einer der Schlüsselsätze des Rauchfrei-Programmes beim Aufhören: MANCHMAL WOLLEN SCHLECHTE GEFÜHLE EINFACH NUR AUSGEHALTEN WERDEN. Wenn ich den festen inneren Entschluss gefasst habe (den Willen des Nichtrauchens beibehalte), rauchfrei leben zu wollen, ist es leichter, solche Momente auszuhalten. Da sind wir auch wieder einer Meinung, liebe Scheila.
Vor kurzem las ich die Äußerung des Psychotherapeuten Andreas Knuf: "" Das Zulassen unangenehmer Empfindungen wird von Fachleuten als "Erlebnisbereitschaft" bezeichnet. Dem steht die "Erlebniskontrolle" gegenüber: Wir wollen diese Gefühle weghaben. Durch die Erlebniskontrolle entstehen psychische Erkrankungen. Alle Süchte haben darin ihre Ursache.""
Für mich ist es lebensnotwendig, Gefühle nicht zu unterdrücken, sondern zu zulassen, sie wahrzunehmen, denn sie sind ja "wahr". Es kommt nur darauf an, wie ich mit ihnen umgehe, wie ich sie sinnvoll steuere. Wenn ich sehr traurig bin, ist es sinnvoll, mir ein Taschentuch zu holen, mich hinzusetzen, zu weinen und mir selbst Trost zuzusprechen. Oder mir Trost bei Jemand anderem zu holen (Haustier, Partner, Freundin). Sogar die Telefonseelsorge in Anspruch zu nehmen ist besser und allemal gesünder, als zu RAuchen.
Bei dir, liebe Scheila, habe ich ein sehr ausgeprägtes Gefühl, dass du auf Dauer rauchfrei bleiben wirst. Du hast dich überaus gründlich vorbereitet, was ich für sehr wichtig halte, du hast die ersten Tage, fassungslos darüber dass du es schaffst, den Nikotonentzug ausgehalten, du hast dich intensiv auch mit der psychischen Seite der Sucht auseinandergesetzt. Voilá, du wirst belohnt mit deiner Gesundheit und Freiheit.
Auf dein neues Avatar für deine fünfte Woche (unglaublich, wie die Zeit vergeht) freue mich mich seeeeeeeeeeehr, bin gespannt, was es diesmal und ist und welche Farben zu du wählst.
Geniße deinen restlichen Urlaub, erfreue sdich weiterhin an deinem Garten und am Fotografieren und ich freue mich, immer wieder hier von dir zu lesen.
Erst mal schönes Wochenende!
Herzlich
Andrea