[quote="BeWaSo"]
23.10.2016 - 23.10.2017
Ein Jahr ohne Qualmerei. Ich kann es selbst kaum glauben. Aus einer diffusen Befürchtung heraus, die durch Atemschwierigkeiten entstand, traf ich den Entschluß das Rauchen zu beenden.
Mit 13 Jahren wurde ich "verführt". Komm, rauch eine mit; hier, nimm auch eine. Leider war es jemand, zu dem ich aufsah. Also nahm ich eine... .
Aus den anfänglich gelegentlichen, heimlichen Zigaretten entwickelte sich nach einiger Zeit die Sucht. Ich kann nicht mehr festmachen, wann genau ich von Sucht sprechen kann; ich bin mir aber sicher, daß es bereits weit vor meinem 16. Geburtstag war!
So vergiftete ich also meinen Körper bereits, als dieser noch in der Entwicklung war. All die bekannten und unbekannten Stoffe, die im Rauch einer Zigarette sind, sog ich mir in die Lungen und baute sie in den Stoffwechsel ein.
Ich will nicht wissen, welchen Schaden ich mir damit zugefügt habe und welche Möglichkeiten ich mir damit vielleicht sogar verbaut und versaut habe. Schwamm drüber - es ist nicht zu ändern.
Über die Jahre hinweg habe ich selten und unmotiviert daran gedacht mit dem Rauchen aufzuhören. Es war nie wirklich ein Thema. Das erste Mal, daß ich dem Rauchen kritisch gegenüberstand und ernsthaft in Erwägung zog es zu lassen, war so gegen Mitte 30. "Vor der 40 muß ich aufhören zu Rauchen" habe ich mir gesagt. Es blieb bei den leeren Worten und es dauerte weitere 10 Jahre, in denen ich mir grob gerundete, weitere 91000 (einundneunzigtausend!!!!) Zigaretten in die Lungen gesogen habe, bevor ich erneut an ein Ende der Raucherei nachdachte.
Am Sonntag Abend, dem 23.10.2016, gammelte ich auf der Couch vor mich hin und schaute wahrscheinlich Tatort. Das Atmen fiel mir schwer. Ich hatte das Gefühl, daß sich mein Brustkorb nicht weit genug dehnen konnte um Luft zu ziehen. Es war zu wenig. Diese Atemschwierigkeiten schleppte ich bis dato schon länger mit mir rum. Ich hatte sie nur erfolgreich ignoriert - ganz so wie man das als süchtiger Mensch mit Angst vor Verlust eben so tut. Es war auch so, daß diese Atmungsbeschwerden "nur" ab und zu vorkamen. Doch allmählich häuften sie sich.
So saß ich also auf dem Sofa, richtete meine Aufmerksamkeit auf meine Lungen, die mir nicht genügend Luft gaben. Eine diffuse Angst, ansatzweise Panik, breitete sich aus. Ich bin nicht mehr 16, stark und unsterblich. Ich bin Mitte 40. Durch jahrzentelange Raucherei gezeichnet, geschädigt und sehr wohl sterblich!
Mit diesen Gedanken fasste ich den Entschluß: "Ich höre auf zu Rauchen!".
Ich habe es getan! Ich habe das Rauchen stehenden Fußes auf diesen Entschluß beendet.
Das bedeutet, daß ich an diesem Abend des 23.10.2016 nicht noch die letzte geraucht habe oder sonst irgend ein dämliches Abschiedsritual vollzog. Nein, ich hatte bereits aufgehört, als ich die letzte Zigarette vor dem Entschluß gequarzt hatte. Mein Motto hieß ab sofort: "bloß nicht wieder anfangen".
Und es hat funktioniert und funktioniert immer noch.
Der erste Tag war auch gar nicht so tragisch. Den brachte ich ohne größere Probleme hinter mich. Aber die Tage zwei, drei und vier waren die HÖLLE! Ich weiß gar nicht mehr so genau, wie ich die überstanden habe. In diesen Tagen fand ich dieses Forum. Ich überlegte gar nicht, sondern meldete mich an und schrieb drauf los. Das Schreiben hat mir sehr geholfen und das Wissen, daß ich unter Gleichgesinnten bin, die das auch lesen war gleich nochmal so hilfreich.
Dazu kam noch eine gewisse Sturheit, die mir zu eigen ist. In diesem Falle hat sie mir zum Vorteil gereicht :-)
Als drittes Standbein war da noch die kritische Auseinandersetzung mit mir selbst und der Sucht - also Reflexion.
Das Schreiben und die Reflexion sehe ich als größten Einfluß. Die Sturheit als Kraft, die beides zusammenbringt und am Laufen hält.
Mit diesem Forum hatte ich eine Plattform, der ich mein Geschreibsel unterjubeln konnte; und vielleicht hätte ich es ohne Forum gar nicht geschafft. Vielen Dank an all die Teilnehmer von rauchfrei-info!
Ich habe Höhen und tiefe Tiefen auf dem Weg ohne Kippen bis hierher hinter mich gebracht. Unglaublich, welche Macht diese im Kopf sitzende Sucht besitzt, daß sie einen durch ein ganz ganz tiefes Tal der Tränen - sprich depressive Phase - schickt; zumindest war das mein Weg. Aber der liegt hinter mir; ist erledigt; habe ihn geschafft :-) ! Bei mir hat es KLICK gemacht.
Ich sage nicht nie - aber angesichts dieser Tiefen, meiner Lunge, des Gestanks, meiner Einstellung, meiner Erkenntnis und meiner kleinen Familie, habe ich nicht das geringste Interesse und nicht das Verlangen auch nur mal an einer Kippe zu ziehen.
Raucher in meiner Nähe stören mich nicht. Es stinkt lediglich. Es ist wie mit den Autoabgasen in der Stadt. Es gibt sie nun mal.
Dann stelle ich mich einfach so, daß ich die Giftschwaden nicht direkt abbekomme.
Diese kleinen Papierröllchen, die mit getrockneten und geschredderten Pflanzen gestopft sind will ich mir nicht mehr ins Gesicht stecken und zum glimmen bringen; nur, um mir den entstehenden Rauch in die Lungen zu ziehen und dann wieder rauszupusten?? Qualm rein .... Qualm raus. Qualm rein .... Qualm raus.
Ein seltsam lustiger Zeitvertreib.
Beobachtet Raucher an der Haltestelle, vor den Gasthäusern auf den Balkonen. Na? Wie wirkt das?
Filmt euch, stellt euch vor einen Spiegel und schaut euch aufmerksam beim Rauchen zu. Na? Könnt ihr euch in die Augen schauen, während ihr euren Körper vergiftet?
Beobachtet euch, wie aggressiv ihr werdet, wenn der Nikotinspiegel sinkt und ihr grad nicht qualmen könnt. Na? Ist toll, wie ihr andere anpammt, nur weil euch euer Nikotinschnuller fehlt… .
Ja, ich habe zugenommen. Zehn Kilo insgesamt. Von den zehn Kilos sind aber fünf auch schon wieder weg. Die restlichen fünf halten sich jedoch ziemlich energisch. Aber was soll’s. Die werde ich auch noch irgendwie los; das ist überschaubar, das ist irgendwie machbar.
Über den Daumen habe ich mir wohl so um die 300.000 (dreihunderttausend) Zigaretten mit der Zeit in meine Lungen gepumpt. Auf mich wirkt diese Zahl gigantisch. Die Anzahl an Kippen, die ich bisher nicht geraucht habe, ist mit runden 9100 (neuntausendeinhundert) dagegen fast niedlich - einerseits. Andererseits ist das die Anzahl, die ich jährlich aus mir draussen lasse!
Rechnet doch selbst mal!
Abschließend möchte ich folgendes loswerden:
Wem es nicht genügt Quietschabällchen zu drücken und Zettelchen zu ziehen um akute Verlangen zu umgehen, der kommt um die Reflexion nicht herum. Nach meiner Erfahrung ist dieser Weg der erfolgversprechendste;
denn am Ende steht nicht die trainierte Gewohnheit sich abzulenken. Am Ende steht die tatsächliche Veränderung, die das Verlangen nach einer Zigarette eliminiert hat - und das ist ein absolut geiles Gefühl!
Ich wünsch euch was.
LG, Bernhard
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Hallo lieber Bernhard,
danke Dir für dir für die vielen schönen Berichte / Beschreibungen
unserer Nico-sucht :wink:
Herzliche Glückwünsche zu 500 Tagen ohne Rauch:riesengrinser:
bleibe bitte immer achtsam,
auch nach Deinen Worten.......einfach die nächste Zigar....nicht rauchen,
Übersetzung von mir :wink:, habe leider nicht alles von Dir gelesen,
aber ....morgen oder ....:wink:
aber ich mache es ..
Mit ganz vielen lieben Grüßen
aus dem Ruhrgebiet