303 Tage ohne blauen Dunst, - wunderbar.
Das wären bei mir in etwa 7560 Zigaretten, die ich nicht geraucht habe. Siebentausendfünfhundertsechzig!
Ihr vielen, die ihr am Anfang steht oder noch hadert ob ihr die geliebte Zigarette aufgeben sollt/wollt oder doch lieber weiterhin den klebrig heißen Dampf in euch reinziehen wollt: Ihr gebt nichts auf, ihr gewinnt dazu!
Wenn es nicht klick machen sollte, dann beißt die Zähne zusammen - es lohnt sich.
Nach der ersten Euphorie ging es bei mir dann los. Ich habe über die Zeit 10KG zugenommen; habe deswegen meine komplette Garderobe "vergrößern" müssen; habe mir die Lunge auf links gehustet; habe monatelange Depris geschoben. Das ist in den letzten zehn Monaten geschehen.
In nicht einmal einem Jahr, ist es für mich völlig normal geworden ohne Kippe zu sein. Ich denke nicht mal mehr daran. Ich kann Kaffee trinken ohne dabei rauchen zu wollen. Ich kann mir die Wampe vollstopfen, ohne danach rauchen zu wollen. Ich kann zwischen anderen Rauchern stehen - ohne rauchen zu wollen. Ich war sogar schon in einer Raucherkneipe und hab'n Bier getrunken - ohne rauchen zu wollen.
In nicht einmal einem Jahr habe ich diese scheinbar nicht seltenen aber unterschiedlich intensiven "Rauchstoppdepressionen" hinter mich gebracht. Habe von den 10KG Rauchstoppfett inzwischen 5KG! wieder weg. Habe jede Menge Klamotten im Schrank :-). Die Husterei ist ebenfalls deutlich weniger geworden.
Es scheint aber als sei mir ein Rest Raucherhusten geblieben. Das ist kein loses Geröchel mit Gerassel und Pfeifen wie man es von den aktiven Rachern kennt. Nein, der Luftsrom ist sauber, glatt und leise. Der Husten ist fest, stellenweise sehr fest. Es benötigt mitunter eine höhere Anstrengung um den schleimigen Kloß endlich zu lösen. Ist das geschehen, kann ich sofort eine deutliche Erleichterung der Atmung feststellen - eine sehr deutliche. So lange, bis die Schleimproduktion wieder alles vollgeschleimt hat und der Husten beginnt von vorne. Ich weiß nicht ob sich das irgendwann wieder legt oder ob ich diesen Husten bis zum bitteren Ende haben werde. 33 lange Jahre habe ich den giftigen Rauch in mich eingesogen; habe mir das Hirn vernebelt, die Lungen verklebt und mein Umfeld mit meinen Abgasen belästigt. Wenn dieser gelegentliche Husten das einzige ist, was ich als Konsequenz zu tragen habe, dann kann ich nur von Glück reden.
Ich bin jetzt mal so frei und behaupte, daß ich es geschafft habe. Meine Gedanken an die Fluppe sind annährend weg. Die paar Mal, daß ich denke - oh, jetzt 'ne Kippe - sind Pillepalle.
Das funktioniert meiner Meinung nach aber nur, wenn es im Kopf "Klick" gemacht hat. Das kann auf unterschiedliche Weise geschehen.
Das hier ist meine Weise. Man muss die eigene Sucht identifizieren und verstehen. Das funktioniert recht gut, wenn man sich selbst kritisch* und prüfend beobachtet. Das nennt man Reflexion.
So habe ich verstanden, wann und warum ich rauchen will; was die Zigarette für mich bedeutet. Vielleicht war das auch der Grund für diese lange, zeitweise intensive depressive Phase. Aber nur so konnte ich daran arbeiten.
Beispiel Wasserhahn. Wie sonst will man einen tropfenden Wasserhahn abdichten, wenn man nicht weiß, welche Dichtung kaputt ist; wenn man vielleicht gar nicht weiß, daß das Geräusch ein tropfender Wasserhahn ist. Natürlich kann ich mir die Ohren zuhalten, jahrelang. Aber ich habe immer den Beigeschmack, nicht alles hören zu können. Auf die Raucherei übertragen ist das der betriebene, mehr oder minder hohe Aufwand, sich gegen den Drang zu rauchen zu wehren. Und das ist der Unterschied: Ich habe die Dichtung geflickt - mein Drang zu rauchen geht gegen NULL - GEIL
Ihr vielen, die ihr am Anfang steht oder noch hadert: Beißt die Zähne zusammen; aberbeitet am Projekt Rauchstopp.
Eines der ersten Dinge, die ihr feststellen werdet ist, daß Raucher ziemlich stark stinken, und daß warme Hände und Füße ziemlich "cool" sind; es geht dem Herbste zu.
Alles Gute,
Bernhard
*Ich meine hier tatsächlich selbst und kritisch; nicht selbstkritisch. Ich erwähne das, weil ich immer häufiger sehe, daß Wörter einfach auseinandergerissen werden(groß artig, klein Kunst, klein Kram, auseinander gerissen, zusammen hängend ...).