28 Tage - 4 Wochen - ohne Zigarette. Hätte ich ja nie für möglich gehalten.
33 Jahre am Stück gefluppt. Nikotin, Teer, Arsen, Blausäure und all’ die Kollegen haben mich durch die Pubertät begleitet. Haben mein Wachstum beeinflusst, meinen Stoffwechsel fest im Griff gehabt.
Ich will gar nicht wissen, welche Zerstörungen ich mir selbst beigebracht habe. Ob ich vielleicht etwas höher gewachsen wäre, ob mir vielleicht der graue Star in meinen 30igern erspart geblieben wäre, ob meine Lunge wirklich noch funktioniert oder die Zerstörungen nur noch nicht so deutlich spürbar sind. -
Müßig. Und Grund genug sich über 4 Wochen zu freuen. Die waren nicht einfach - aber nach den ersten 4-5 Tagen deutlich spürbar leichter!
Lasst mich mal zurückblicken.
Ich hatte Atemnot. Die war nicht so groß, daß ich Panik hatte - aber Angst, Befürchtung, dunkle Ahnung.
Ich stellte mir vor, wie sich die Lungen schmierig, klebrig und mühselig aufblähen. So wie zwei aufeinander geklebte Flächen; z.B. mit einem Harz oder so. Jetzt ziehen wir die mal auseinander. Unter schmatzenden, schnalzenden Geräuschen, ziehen sich träge die Fäden des Klebers. So stelle ich mir das in einer teerverklebten Lunge vor. So könnte es in meiner Lunge zugehen - irgendwann oder vielleicht auch jetzt schon.
Ok, ich muß aufhören. Die obligatorische gute Nacht Fluppe NACH dem Zähneputzen ließ ich bereits weg.
Das war Samstag, 22.10.16. Die ersten vier Tage schlug ich mich so durch und habe dabei auch dieses Forum gefunden, welches mir sehr half und hilft. Für mich war es eine große Unterstützung, daß ich hier einfach meinen Gedankenschmadder reinwerfen kann - unabhängig ob es jemand liest. Ich kann mich rauchfrei schreiben.
Der vierte Tag war der Schlimmste von allen. Ich bin die Wände hoch gegangen. Ich hatte solch ein unglaubliches Verlangen nach einer Kippe, daß ich fast wahnsinnig wurde. Und dabei hatte ich auch noch überall Kippen rumliegen.
Ich hätte mich auf der Stelle totrauchen können.
Und dieser Gedanke hat mir geholfen: Ich könnte jetzt rauchen, ich will aber nicht.
Meine Sturheit hat mich über den vierten Tag gebracht.
Der fünfte Tag keimte am Abend nochmal auf und wurde ähnlich hässlich wie der vierte. Aber auch diesen Tag konnte ich mit meiner Sturheit irgendwie überstehen.
Danach -> easy going, wie der Nichtraucher von heute zu sagen pflegt.
Das wars. Ab jetzt wurde jeder Tag immer leichter.
Die Lust ist da. Die Verlockungen sind da. Sie kommen mal stärker, mal schwächer. Aber es ist einfacher geworden sich dem zu widersetzen.
Ja, wir wollen es widersetzen nennen. Nicht widerstehen.
Widerstehen muss sich, wer nicht bereit ist, wer nicht nicht will!
Widersetzen muss sich, wer herausgefordert wird, wer angegriffen wird!
Wir sind nicht mehr schwach. Wir sind Rebellen. Wir bäumen uns gegen das manipulative Diktat, das uns einst eingeimpft wurde, auf. (wer weiß; vielleicht wurden wir ja wirklich durch die vielen Impfungen… per Zufallsauswahl … )
Wir bieten der Sucht die Stirn. Eine Bedrohung, die uns vielleicht unser restliches Leben begleitet.
Aber wir haben dieses Leben jetzt schon verlängert. Und wir wissen, wie wir der Bedrohung begegnen. Es ist schon sehr viel einfacher geworden sich zu widersetzen. Mit der Zeit wird es zum Kinderspiel werden.
Wir wählen es selbst aus.
Möchten wir
a)
grau und stinkend als Konterfei des Todes umherwandeln? Unter dem Joch der Tabakindustrie, die wie ein Moloch unser Geld in sich aufsaugt, stöhnen und nach Luft ringen?
All das, um ein vorzeitiges Ableben unter Qualen zu erleiden?
Oder
b) ein freies, rosiges, luftdurchströmtes Leben, welches uns farbenfroh und lichtdurchflutet an unser fernes Ende begleitet?
Ich nehm Option b). ;-)
Achtundzwanzig Tage später, siebenhundertzwölf Zigaretten weniger, einhundertneunundfünfzig Euro reicher mehrere Suchtattacken siegreicher stehe ich immer noch am Anfang.
Doch was heißt Anfang?
Ich habe eine deutlich bessere Atmung, einen deutlich besseren Geruchssinn, einen sichtbar gesünderen Teint, wärmere Hände und Füße, keine Unterbrechungen mehr, aus denen ich immer stinkend und keuchend zurückkam. Keine Gedanken mehr an den Zigarettenvorrat. Ich bin freier und gesünder.
Und das soll so bleiben.
Ich will auch nach vier Wochen immer noch nicht rauchen.
Ich bin ein Nichtraucher!
Wünsche einen schönen Sonntag
LG, Bernhard