Liebe Susanne,
ich hoffe Du hast den ersten Schreck verdaut. Werde ganz ruhig, die Welt ist nicht untergegangen, das kommt wieder ins Gleichgewicht. Atme tief durch und laß Dich von der Community und mir mal virtuell drücken.
Hat Dein Freund Vorkenntnisse aus eigener Erfahrung mit dem Aufhören? Weiß er, daß die Sucht sowas machen kann? Ich weiß es auch, ich kenne es wie so viele hier: ich habe sogar einmal höchst erfolgreich aufgehört und nach elf Jahren wieder angefangen. Heimlich. Denn erstens mal habe ich mir eingeredet, ich würde sowieso nicht wieder ernsthaft rauchen, also warum Pferde scheu machen. Zweitens hätte mich die Scham über meinen diesen kapitalen Rückfall (denn irgendein Teil von mir wußte ja wohl, daß es einer war) umgebracht: ich wollte es einfach nicht zugeben. Wir sind nicht wir selbst, wenn uns die Sucht im Griff hat, unser rationales Denkvermögen ist gestört, sogar unser Werteempfinden. Wer das nicht weiß, nicht versteht, redet sich natürlich leicht, jemand anderen der wissentlichen und willentlichen Lüge zu bezichtigen. Vielleicht weiß er das einfach nicht besser, könnte das der Grund sein?
Dir indes laß den Streit nicht so zu Herzen gehen. Du weißt, es war keine wissentliche Lüge, er nicht. Ich kann Deine Verletztheit verstehen Susanne, sowas tut weh. Aber vielleicht weiß er es einfach nicht, daß wir das nicht wollen, daß die Sucht das mit uns macht. (Mit mir hat sie´s auch gemacht. Mein Mann war auch nicht gerade glücklich, als ich beichtete.)
Und nun sei nicht verzweifelt. Nimm das Heft wieder in Deine Hand, das kannst Du machen! Du möchtest doch aufhören, oder? Also mach weiter mit dem Aufhören. Du bist gestolpert - jetzt kannst Du aufstehen und weitergehen. Dir überlegen, wie Du das nächste Mal so eine Situation anders kompensieren könntest als rauchend: nimm es als Erfahrung der ersten Stunde. Natürlich ist es unglücklich, daß diese Erfahrung so früh kommen mußte, und ich finde es nicht verwunderlich, daß Du da gestolpert bist. Das hat nichts mit mangelnder Kraft zu tun, sondern Deine Rauchfreiheit stand einfach noch nicht auf Beinen, die solide genug waren, um so ein Drama auszuhalten. Aber Du kannst direkt weitermachen Susanne. Es ist ein Stolpern, noch kein Fallen, keine Aufgabe. Du hast es in der Hand.
Vielleicht kannst Du ja auch ein Gespräch führen, in dem Du das erklärst (wenn es Dir hilft, darfst Du Dich gerne meiner Worte bedienen) und um Nachsicht, Verständnis und vielleicht sogar Unterstützung bittest. Meinst Du das könnte funktionieren? Also ich persönlich würde meine Freundschaft nicht im Zusammenhang mit der depperten Raucherei kaputt gehen lassen wollen, das ist meine persönliche Meinung...
Komm Susanne, stell Dich wieder gerade hin, Du kriegst das hin. Schau mal, Du hast ein tolles Team hier, geh da wieder mit. Laß uns hören, wie es Dir geht und wenn wir helfen können. Herzlich grüßt
Lydia