Liebe Gisela,
gerade eben habe ich Deinen Post bei Gitte gelesen, den ich einfach einmal kurz zitieren möchte:
[quote]Leider muss ich sagen, dass es im Moment , so seit vorgestern abend nicht so toll ist und sich die Gedanken an das Rauchen häufen. Ich bin derzeit geneigt, zu meinen, dass man nie über den Berg ist und hoffe, ich irre mich. Auch denke ich, dass ich in stressigen Zeiten verstärkt gefährdet bin. Ich trainiere aber weiter die Gelassenheit, die ich eurer Meinung nach gezeigt habe. Nur fällt dies dann und wann schwerer. Und besser geht es mir halt schon, wenn ich mich nicht dauernd mit gedanklicher Rauchabwehr befassen muss.
Aber keine Angst, wenn es schlimmer wird, schreie ich, glaube aber, ich krieg`s in den Griff.[/quote]
Also möchte ich Dir einfach ein wenig Mut zusprechen, bevor es schlimmer wird! Du kannst mir wirklich glauben, dass Deine Befürchtung, nie über den Berg zu kommen, unbegründet ist. Gestern Abend habe ich beim Möbelrücken eine völlig verstaubte, noch komplett verschlossene Schachtel meiner ehemaligen Lieblingsmarke samt (funtkionstüchtigem!) Feuerzeug gefunden, beides war hinter eine Kommode gefallen. Es hat in mir nur noch Erstaunen ausgelöst, dass ich vor noch nicht einmal vier Jahren täglich mindestens zwei dieser Päckchen "durchgezogen" habe - aber es kam keinerlei Suchtgedanke mehr hoch. Je länger Du Dein Leben ohne Zigaretten lebst, um so größer wird Dein Abstand zu den Dingern. Bis es Dir eines Tages sogar merkwürdig surreal vorkommt, dass Du Dir früher regelmäßig diesen beißenden Qualm angetan hast...
Du bist schon sehr lange ohne Niko unterwegs, und dazu möchte ich Dich erst einmal beglückwünschen: Du hast Dein Leben im Griff, Du hast den Suchtie in Dir zurück gepfiffen. Nur sind trotz der stattlichen Zeit, die Du bereits in Rauchfreiheit lebst, noch nicht alle Situationen endgültig vom Gedanken an die Kippe entkoppelt, Du wirst sicherlich noch das eine oder andere Mal daran erinnert, dass Dir in diesem oder jenem Kontext so ein Glimmstängel geschmeckt hat. Und das bedeutet, dass Du Dich momentan noch willentlich gegen die Kippe entscheiden musst und es immer wieder tust. Tag für Tag. Dass es Dir so vorkommt, als wenn diese innere Auseinandersetzung in stressigen Lebensphasen schwieriger wird, ist nur allzu natürlich: Je schwieriger und anstrengender Deine Entscheidungen werden, um so eher kann auch Dein Wille schwächeln und erlahmen - wie ein Muskel, den Du zu sehr beansprucht hast. Einen Muskel würdest Du bestimmt schonen, oder? Und wie sieht es mit Deinem Willen aus? Ich habe mich in vergleichbaren Situationen immer wieder an die vier A erinnert und Situationen, die mir gefährlich werden konnten, ganz bewusst vermieden und für positive Entspannung gesorgt.
Du wirst selbst erleben, dass die Zeit für Dich arbeitet. Diese Gedanken werden immer seltener werden und immer leichter auszuhalten sein, glaube mir bitte! Nimm jetzt im Moment bitte Deinen Körper ernst, der durch dieses Aufflackern der Sucht innerlich einfach nur nach einer Auszeit ruft - gönne Dir etwas, woran Du Freude hast, wobei Du Dich entspannen kannst. Eine Kippe würde Dich nur über die Klippe stürzen, denn sie würde weder schmecken noch entspannen, sie würde Dir lediglich das Gefühl vermitteln, versagt zu haben. Und das braucht niemand.
Du bist eine großartige Mitkämpferin in unserer kleinen Gemeinschaft und ich drücke Dir ganz, ganz fest die Daumen, dass diese Anspannungen sich bald in Luft auflösen. Und glaube mir bitte: Je mehr Du auf Deine echten Wünsche und Bedürfnisse achtest, um so eher wird das der Fall sein.
Liebe Grüße und ein schönes, entspanntes Wochenende, Brigitte