Liebe Susanne,
also erstmal beglückwünsche ich Dich auch zu 20 Tagen ohne Rauch. Noch einer und Du hast die dritte Woche schon erfolgreich hinter Dich gebracht. Prima!
Dann habe ich dieses Gespräch mit Deiner Ärztin mit Verwunderung zur Kenntnis genommen. Erstens sollte Dir eigentlich ihre Untestützung beim Rauchstop gewiß sein und nicht so ein Mit-einer-Handbewegung-wegwischen dessen, was Du derzeit leistest. Aber gut, es ist nicht ganz neu, daß Nichtraucher von jeher oder Raucher, die den Rauchstopp noch nie versucht haben, sich nicht über die Langzeitwirkung des Ausstiegs im Klaren sind, das kann man ihnen glaub ich nicht mal übel nehmen - das wissen wir inzwischen, aus unserer Erfahrung raus, aber mal ehrlich, bevor wir es einmal versucht hatten, hätten wir es uns doch auch nicht so wirklich vorstellen können oder?
Und zweitens hat mich auch die Einstellung bezüglich der Arbeit irritiert. Je nach Erkrankung und Berufstätigkeit schließt das eine ja leider das andere nicht aus. Auch wenn Du Deiner Arbeit nachgehst, auch erfolgreich nachgehst, kannst Du Dich trotzdem in einer gesundheitlichen Schieflage befinden, körperlich wie seelisch. Hat mich irritiert, die Aussage, daß Du Dich gesund verhältst, weil Du Deiner Arbeit nachgehst - habe ich sie vielleicht falsch verstanden?
Was die strukturelle Unvereinbarkeit Deiner beiden Berufsidentitäten angeht: Dieses Dilemma jetzt auch noch zu lösen, wäre meines Erachtens zuviel von Dir verlangt. Dein Vergleich mit der Fastenwanderung ist nicht verkehrt, es ist kein Sprung, sondern eine Wanderung. Du bist Dir angelegentlich des Rauchstopps dieser Diskrepanz jetzt vielleicht bewußt geworden. Aber lösen kann man so eine grundlegende Diskrepanz glaube ich nicht von einem Tag auf den anderen. Der Rauchstopp nimmt derzeit viel von Deiner Aufmerksamkeit in Anspruch, aber Du bist da ja auf einem guten Weg. Und wenn die Konsolidierungsphasen länger werden, kannst Du diese dazu nutzen, an einer Lösung für Deine Berufsidentitätskrise zu arbeiten. Die Wanderung fortzusetzen, sozusagen. Und ja, ich bin überzeugt davon, kommt Zeit kommt Rat, denn das grundlegende Problem hast Du ja jetzt erkannt.
Geh Deinen Weg weiter. Wir gehen mit Dir mit. Viele Grüße und einen schönen zweiten Advent wünscht Dir
Lydia