23.02.2024 12:05

Spieglein, Spieglein … mein Weg zur Abstinenz

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07.01.2024
16:02 Uhr
Liebe Seni, vielen lieben Dank für deine Zeilen und vor allem auch für deine Offenheit, d.h. .... dich und deine Geschichte kurz zu umreißen (Die Nicht-Freunde, die Berentung, schwerwiegende Traumatisierung) und .... die Situation, worum es momentan bei dir geht genau zu schildern (du bist in der IT, willst wieder arbeiten, Studentenjob 2 Std/Woche, ein Ticket, dass du einfach nicht zu bekommst ....) Anders kann man doch nicht offen miteinander reden und sich gegenseitig unterstützen. Ich finde es total schön und wirklich bemerkenswert, dass du für dich so viele weitere Schritte gefunden hast, um mit der Situation umzugehen: - Gespräch mit Mentor - Gespräch in der Therapie - entwickeln eines Plan B, um Druck rauszunehmen Man sieht, du hast Selbstwirksamkeit ... und last but not least: DU HAST TROTZDEM NICHT GERAUCHT! WOW ... Tusch, das ist super! Mach weiter so, Schalte das "Radio Irriwahn" im Kopf ab, schau dir auch deine bereits geleisteten Erfolge an (bestimmt hast du andere Ticket erfolgreich bearbeitet) und du bist es mehr als wert, dass man dir in der Arbeit oder sonst wo vielleicht etwas mehr Zeit einräumt als anderen. Also, meine Gute [b]"Stay Sisu!" in allen Lebenslagen[/b] Micha
06.01.2024
18:04 Uhr
Hallo Micha, ja, Zusammenfassung passt soweit - allerdings bin ich nicht rein wegen Selbstwert berentet - das ist tiefschichtiger aufgrund von schwerwiegenden Traumata. Ich war früher Opfer, aber heute hier und jetzt bin ich es nicht mehr. Anlass für die aktuelle Angst war ein Ticket, was ich einfach nicht fertig bekomme und vor lauter Angst jetzt schnell schnell machen wollte und dadurch sehr viel Schusselfehler drin waren. Ich muss glaub ich nochmal einen Schritt zurückgehen. Wie angespannt ich innerlich bin, liegt an meiner Einstellung. ich hatte mir in den Kopf gesetzt wieder voll einzusteigen (schrittweise) - was ev. zu viel ist. Dennoch habe ich nicht geraucht, denn es würde die Situation nicht besser machen. Über meine "Nicht-Freunde" hab ich mich sehr geärgert, weil sie mich übelst ausgenutzt haben und mich über den Tisch gezogen haben, und sich hinterher noch als die armen Kranken dargestellt haben. Das habe ich nicht nötig. Mein Anteil: ich habe mich ausnutzen lassen, weil ich zu gutgläubig war und zu vertrauensselig. Ich werde Montag mit meinem Mentor reden, und ihm von der Versagensangst erzählen, durch die ich Konzentration verliere und dass ich daran arbeite. Und ich möchte mir einen Plan B überlegen, falls Plan A scheitert. Das nimmt auch oft den Druck raus. (den ich mir selbst mache). Und es wird Therapiethema sein. Ich danke Dir für deinen langen Text. Eigentlich wollte ich nur sagen, dass ich es gut finde, einen Mentor zu haben und dass sich jeder glücklich schätzen kann, von erfahrenen Profis lernen zu dürfen. Bei mir braucht man aber wahrscheinlich besondere Geduld :| LG Seni :smileumarmung: P.S. ich arbeite in der IT und mir sind einfach schusselige Programmierfehler unterlaufen.
06.01.2024
10:29 Uhr
Liebe Seni, lieben Dank für deine Zeilen, die mich tief bewegen. Ich versuche mal deine Situation zusammenzufassen: [i]- Du hast ein Studium abgeschlossen mit einem Diplom - Du bist Erwerbsminderungsberentet und hast einen Grad der Behinderung auf Basis von Problemen mit deinem Selbstwert - Beides - Diplom und Berentung - sagt mir, dass du schon älter bist - Und wenn ich mich recht erinnere, dann gab es in deinem persönlichen Umfeld Leute mit Drogenexzessen, die ihre Sucht auf Basis der Aussage "Ich bin krank" weiter fröhlich ausgelebt haben. - Letzteres hat dich sehr verärgert, denn du hast deine SELBSTWIRKSAMKEIT (man ist niemals NUR Opfer) entdeckt und dich "rausgezogen" aus dem Ganzen (Drogensucht, Hartz IV etc. - das hab ich nicht hier über dich gelesen) - Du bist dir sicher, dass der Selbstwert der Dreh- und Angelpunkt ist und du arbeitest daran. Dennoch hast du immer wieder Selbstwertkrisen und hast deshalb einen 2 Stunden-Studentenjob angenommen, wo du "wieder" die Gedanken hast "Ich genüge nicht! Ich schaffe das nicht!"[/i] Erstmal toll, dass du einen Mentor hast, der dich begleitet und das die Leute im Job wissen, dass du "krank" warst. Ich denke, du weißt, dass das, was du da denkst, sogenannte "Glaubenssätze" über dich selbst sind, die nichts mit der Realität zu tun haben und die leider auch ein sehr negatives Selbstbild erzeugen können (es gibt ja auch positive Glaubenssätze wie "Ich bin vollkommen ok"!). Im Moment fällt mir ein, dass du darüber (= seit ich weiß, ich bin ok, so wie ich bin, geht es besser) geschrieben hast. Ich kenne das natürlich auch (ich denke, fast jeder Mensch kennt das) ... solche negative Glaubenssätze, in Verbindung mit einer Grübelneigung (das ist typisch für Menschen, die zu Depressionen neigen) ... das ewige Gespräch im Kopf mit mir selbst ... in dem ich mich fertig mache, mir überlege, was schlehct an mir ist, was alles passieren kann, etc. etc.. Wenn man all diese Gedanken und Abläufe auf den Punkt bringt (.... etwas was mir persönlich immer hilft - grundlegende Erkenntnis), dann geht es für mich (vielleicht liege ich falsch) letztlich immer um Angst ... Angst zu versagen, Angst nicht auszureichen .... was immer in der Ablehnung durch andere endet .... und somit in Einsamkeit und Traurigkeit. Für mich haben viele Menschen EINE GRUNDANGST vor Ablehnung (bzw. nicht wahrgenommen /ernst genommen werden, wie wir sind) und Einsamkeit, die uns traurig macht! Und die, die die Grundangst nicht haben, haben ein sogenanntes URVERTRAUEN (in sich selbst) erhalten (in der Kindheit), weil sie schon als Kleinkind ihre Selbstwirksamkeit erleben durften (Eltern, die sie wahrnahmen, Aufgaben, die sie erfolgreich lösten und für die sie von ihren Eltern Lob erhielten (was heute meines Erachtens leider oft fehlt ist wertschätzende Kritik)) und von ihren Eltern grundsätzlich bedingungslos geliebt = anerkannt wurden. Und jetzt kommt das Entscheidende: DIE SELBSTWIRKSAMKEIT! Bis zu einem wirklich sehr gesunden Grad, kann man sich URVERTRAUEN selbst geben. Dazu müssen jedoch diese blöden, negativen Glaubenssätze überdacht und dadurch neu - positiv - formuliert werden. Und das wiederum gelingt nur mit Achtsamkeit, d.h. man/ICH - ... muss ERKENNEN, wann dieses "Drecks-Radio Irriwahn (statt Eriwan)" im Kopf läuft und dann das Ganze dann radikal abwürgen - z.B. sowas sagen wie "Stopp jetzt, so ein Quatsch!" - ... muss meinen Blick auf die OBJEKTIVE Realität lenken und das ist nicht einfach, denn wir neigen (aus biologischen Gründen) dazu "nur das Schlechte = für uns Gefährliche" zu sehen. Und da wir schon schlecht über uns denken, ist es uns unmöglich auch nur das geringste Positive an uns zu entdecken. [b]Was hilft?[/b] Mir half und hilft immer Tagebuchführen d.h. sobald ich ein Problem bemerke, welches ich bearbeiten will, schreibe ich Tagebuch (z.B. auch beim Rauchstopp so gemacht): Ich stehe morgens auf und JEDEN MORGEN notiere ich als erstes meine aktuellen Gefühle (z.B. zufrieden) und schreibe Stichpunktartig runter, was gestern passiert ist. Und dann frage ich mich ganz gezielt, was Positives in einem bestimmten Bereich passiert ist. Mal ein anderes Beispiel als das Rauchen: wenn ich mich einsam und ungeliebt fühle, dann frage ich mich, wo ich gestern solche Momente erlebt habe ... und siehe da, auf einmal finde ich welche z.B. Begegnungen auf der Straße, ein Lächeln ... was auch immer ... und nehme sie wahr und schon geht es mir besser. Zurück zu dir: vielleicht schreibst du dir die Momente auf, in denen du etwas "geschafft" hast - im Haushalt und in deinem 2 Stunden-Job ... damit du erkennst, dass du doch etwas kannst. Also, liebe Seni, ist länger geworden meine Antwort ... vielleicht helfen dir meine Gedanken ... auf alle Fälle schön, dass du da bist und ich schick dir ein generelles (nicht nur für den Rauchstopp) [b]"Stay Sisu!"[/b] Liebe Grüße Micha
05.01.2024
15:57 Uhr
Hallo Micha, Dein Tag 30 gefällt mir. Hört sich wirklich gut an. Das kurze Aufblitzen des Verlangens ist normal. Das hab selbst ich noch manchmal, kann das aber gut beiseite schieben. Ich verbinde mit der Abstinenz jetzt auch so was Schönes. Wäre ja blöd, dass alles wieder kaputt zu machen. Leider hab ich manchmal auch so Selbstwertkrisen. Und dann kommt die Versagensangst in Zusammenhang mit dem Job. Allerdings habe ich gerade mal auf einer Studentenstelle angefangen und hab mich bewusst auf diese beworben, obwohl ich schon ein Diplom habe. Mein Lebenslauf ist die reinste Katastrophe und bin EM-berentet. Jetzt hab ich mir einen 2h Job gesucht und merke diese Gedanken, ich bin nicht gut genug etc... ich bin froh, einen Mentor zu haben, von dem ich viel lernen kann. Und die Leute dort wissen, dass ich krank war und sogar einen GdB habe. Es ist wieder nur mein eigenes Kopfkino ... an dem ich weiter arbeite. Der erste Monat ist nun geschafft, das ist ein tolles Etappenziel. Es hat so viele Vorteile, nicht zu rauchen. LG Seni :smileumarmung:
05.01.2024
12:50 Uhr
Eines noch: Gestern gab es - wie beschrieben - nur einmal (!) das Aufblitzen eines Gedanken an eine Feierabendzigarette und gestern war ein wirklich langer, voller Tag mit vielen Menschen, auf deren Bedürfnisse eingehen musste ohne an mich selbst zu denken bzw. für mich Zeit zu haben. Hätte ich mehrere solcher Tage hintereinander gehabt, hätte ich vielleicht einen größeren Kampf mit meinem Belohnungszentrum als gestern fechten müssen. Ich bin deshalb froh, dass ich mir sehr genau meinen Ausstiegstag überlegt habe - wenig Arbeit zu Beginn, dann Urlaub, nochmals eher weniger Arbeit im zweiten Rauchfrei-Monat. Andererseits macht mir diese Erkenntnis auch ein wenig Sorge. Ich weiß ja, dass es wieder Phasen geben wird, in denen ich 3-4 Seminartage pro Wochen über mehrere Wochen haben werde. Zum Glück ist bis dahin noch Zeit, doch es zeigt mir - ICH MUSS ACHTSAM WACHSAM & STAY SISU BLEIBEN! In diesem Sinn, liebe Sisu-Grüße
05.01.2024
12:42 Uhr
[b]Donnerstag, 04.01.2024 - Tag 30[/b] (-> Notizen, niedergeschrieben am Tag 31) [b]Spiegelbild[/b] Der für mich persönlich wichtige Tag 30 des Rauchsstopps ist da. Um diesen Tag herum bin ich immer rückfällig geworden, weil ich dem Craving einfach nicht mehr standhalten konnte. Von daher ist heute ein würdiger Tag für ein Spiegelbild: Heute muss ich seit zwei Wochen Freizeit erstmalig wieder arbeiten und ein Seminar halten. Zusätzlich habe ich heute ein "nicht ganz einfache Anwärterin" dabei, die bei mir die Ausbildung zur Seminarleiterin durchläuft. Ich stehe um 6 Uhr auf, mache mir dank Kaffeevollautomat schnell einen Selbigen und gehe damit direkt in Bad. Ich fühle mich ausgeschlafen und entspannt energetisch. Mir machen die Gerüche Spaß, die endlich wahrnehmen kann: Seifen, Cremes und last but not least Parfüm, welches ich wieder mit ein paar Spritzer in meine langen, zwischenzeitlich stahlgrau-hellgrau gesträhnten Haare gebe, die den Duft lange halten. Und ich hab seit langem mal wieder richtig Lust mich zu schminken. WOW denke ich: Als Raucherin konnte ich das nicht. Ich musste immer erstmal rauchend und Kaffeetrinkend wach werden zu mir finden und wach werden. Heute keine Spur mehr von dieser mich stets einhüllenden Erschöpfung, die man als Raucher wegen dem Kohlenmonooxid im Blut und den vielen Giftstoffen stets hat. Parfüm und Schminken war bis zum Ende im Management immer Pflicht, deshalb hatte ich lange keine Lust mehr dazu. UPS: ich schau nach dem Bad und Anziehen auf die Uhr und sehe 45 Minuten vergangen. So lange habe ich morgens schon lange nicht mehr im Bad gebraucht. Es macht jedoch endlich wieder wirklich Spaß sich um sich selbst zu kümmern. Oh Gott, mein Mann wird mich umbringen. Fahrt zum Seminarraum. Früher immer rauchend. Ich denke nicht mal daran. Dann das Seminar. Knapp zwanzig sehr nette Leutchen aller Altersklassen, ich eröffne die ersten 1,5 Stunden, dann übernimmt die Anwärterin für 1,5 Stunden. Sie ist Anfang 40 und glaubt, das alles hier "zu beherrschen". Mir ist von Anfang an klar, dass das nicht so sein wird ... doch leider wird man meist nur aus Erfahrung klug: Die Anwärterin braucht 3,0 Stunden und fällt - wie erwartet - voll auf die Nase und ich muss sie das - im möglichen Rahmen (sie selbst und Seminarteilnehmer) - leider spüren lassen. In der sich nun anschließenden Mittagspause wird "die Dame" erstmal bockig, da sie "sowas" von sich selbst nicht gewöhnt ist. Ich lass sie in Ruhe und hoffe, dass sie sich bis nach dem Seminar beruhigt. Das Seminar endet um 16:30 Uhr, mir hat es Spaß gemacht mit den Leutchen und ich habe noch immer nicht an eine Zigarette gedacht. Von einer Teilnehmerin werde ich sogar nochmals explizit nach meinem Namen gefragt, da sie mich auf Grund meines Engagements weiterempfehlen will. Ich denke folgendes dazu: ich war und bin schon immer sehr engagiert - für mich daher kein wirklich Neues Feedback - aber trotzdem habe ich heute besonders gespürt, wieviel Energie ich habe und dass diese blöde Wirrheit zu Beginn des Rauchsstopps zumindest heute weg war (ab und an ist sie echt noch da .... grrrr). Das sich an das Seminar anschließende Feedbackgespräch lief sehr gut. Zum Glück! Nachdem sie sich beruhigt hatte - sie ist egotechnisch nicht gewohnt vor Leuten zu stehen und "zu schwimmen" - war sie nun offen für Reflektion. Ich spüre, fühle ... jetzt ist sie endlich "bei mir" in dem Sinn, dass sie annimmt für sich etwas "wirklich neues" lernen zu müssen und sich hierbei von "alten Häsinnen" anleiten zu lassen. Sie verabschiedet sich daher mit dem Satz "Dieser Tag war sehr wertvoll für mich!". Schön, was will ich mehr? Anschließend fahre ich in eine Zweigniederlassung (sonst natürlich immer rauchend), um dort Material abzugeben, dann zum Einkaufen (ich rieche Raucher dort mittlerweile auf viele Meter) und biege nach ungefähr 13 Stunden auf den Beinen zu Hause auf meinem Parkplatz ein. Beim Aussteigen aus dem Auto ... ich bin etwas erschöpft ... spüre ich erstmalig so etwas wie einen kurzen Gedanken an eine Zigarette aufblitzen. Aha ....???!!!! die Feierabend-Belohnungszigarette klopft ganz leise an, ob ich ein Date mir ihr will. Ich daraufhin: "Nö, schmink dir das endgültig ab!" und trage die Einkäufe zusammen mit meinem ganzen Seminarkram in den 3. Stock. Dort räume ich die Einkäufe und mein Seminarzeugs auf, führe ein aus mehreren Gründen sehr unangenehmes und gleichzeitig sorgenbehaftetes, einstündiges Telefonat wegen einer meiner beiden Schwestern, die 73 Jahre alt und seit ungefähr einem Jahr - nach einer Phase im Rollstuhl - seit einem Jahr vollständig pflegebedürftig ist. Danach wird eine Kleinigkeit gekocht und gegessen. Jetzt ist es 20:30 Uhr und ich fall aufs Sofa und bin mit mir und meinem Rauchstopp-Tag 30 sehr zufrieden.
03.01.2024
11:03 Uhr
Liebe Amina Angelique, lieben Dank für deinen Besuch in meinem Wohnzimmer. Das Buch der tausend Ausreden ... das haben wir wohl alle geschrieben. Und alle den gleichen Blödsinn gedacht: Spieglein, Spieglein an der Wand ... wer denkt den größten Blödsinn im ganz Land? KLAAAAR: die Raucher! Mal was ganz anderes: Du gehörts ja wie ich in den Dezember-Zug. Ich dachte, du wärst in den Januarzug umgestiegen, weil du im Dezember noch nicht aufgehört hast. Jetzt sehe ich gerade, dass du schon seit 10 Tagen abstinent bist. Bitte entschuldige daher meine diesbezüglich falsche Auflistung von dir im Dezemberzug. Vielleicht schreibst du den anderen eine korrigierende Nachricht? Liebe Grüße und Stay Sisu Micha
03.01.2024
10:33 Uhr
Hallo Micha, es gibt doch immer einen Grund um nicht aufzuhören. Das Thema hatten mein Mann und ich heute Morgen auch schon, „Das Buch der tausend Ausreden“. Ausreden, um seine eigene Schwäche zu entschuldigen. Ich habe jetzt in den letzten Tagen gemerkt, es ist gar nicht schlimm, schwache Momente zu haben. Akzeptieren und vorüberziehen lassen. Bei mir hatte schon alleine das Wort Z….. eine magische Macht ausgelöst. Nun lerne ich damit entspannt umzugehen. Früher hab ich immer gedacht, nur ein Raucher, weiß was Entspannung Pur ist, und das die Nichtrauer das gar nicht erlangen können. Was für ein Blödsinn, oder. Alleine, wenn ich überlege, welche Zeiersparnis ich entzwischen habe, die ich wesentlich sinnvoller nutzen kann. Lg
03.01.2024
10:14 Uhr
Zum Ende meiner Managementzeit bin ich freiwillig in eine psychosomatische Klinik gegangen. Freiwillig, weil es nicht notwendig gewesen wäre … doch ich war nach zwanzig Jahren so erschöpft und wusste, dass es so nicht mehr weiter geht … und wollte nur noch/endlich Zeit für mich, um rauszufinden, was ich will und brauche. Also bin ich zu meinem Arzt gefahren, hab ihm gesagt, dass ich in eine Klinik will, weg von allem, um über mich nachzudenken. Er verstand und unterstützte mich (er kannte ja mich und mein Leben) und ein paar Wochen später war ich dort: in den Schönkliniken in Berchtesgaden. Diese Zeit in der Klinik (sechs Wochen) war die beste Zeit meines Lebens (... nur der Vollständigkeit-halber: natürlich wieder inkl. eines gescheiterten Rauchstopp-Versuches – lach!) Reflektion, Reflektion, Reflektion … mein Zimmer war behangen mit vollbeschriebenen Flipcharts … und lauter nette Leutchen, die wie ich irgendwelche Probleme mit dem Leben haben. Hier entstand mein finaler Entschluss aus dem Management auszusteigen, mein Haus zu verkaufen und zu meinem neuen Lebensgefährten zu ziehen, der 150 km entfernt lebte und dort einfach zu schauen, wie es weiter geht. Für einen Menschen mit Existenzangst wie mich ist so ein Schritt der Wahnsinn. Ohne mein gut gefülltes Konto aus den Managementzeiten und ohne meinen jetzigen Mann (… der bis heute keinen Cent für mich zahlt, weil ich es schon immer so will, ja keine finanzielle Abhängigkeit von irgendwem … das ist für mich mit meiner Existenzangst der Horror) … hätte ich das nicht geschafft. Und alle meine Kollegen/innen waren einfach nur sprachlos: „Was? Du steigst aus? Respekt, was für ein Mut … das Leben nochmals vollkommen auf den Kopf zu stellen …!“ Nun, ich hatte sowas ähnliches schon mal mit vierzig gemacht (Scheidung von Mann Nr. 1., Kündigung im aktuellen Unternehmen), doch das Management zu verlassen: damals niemals! Eine sehr nette Management-Kollegin sagte damals zu mir „Ich könnte das nicht, ich wüsste gar nicht, was ich mit meiner Zeit anfangen soll!“ Mal ehrlich, ist das nicht traurig, nicht zu wissen, was man mit seiner Zeit anfangen soll, außer zu arbeiten? Doch wie erging es mir? Ich war aufgeregt, diesen Schritt getan zu haben, rechnete immer wieder mal nach, wieviel Geld ich pro Monat hätte, wenn ich keine Arbeit mehr finden und 80 Jahre alt werden würde (… was mir illusorisch vorkam, schließlich rauchte ich mich ja zu Tode. Mit 80 Jahren war ich also auf der sicheren Seite - lach!) ... aber vor allem freute ich mich über mich selbst, dass ich diesen für mich unglaublichen Schritt getan hatte! Und so hatte ich zack-zack den totalen Freizeitstress: Endlich schrieb ich meine Kochrezepte in ein Kochbuch, probierte Neues aus, machte meinen Motorrad-Führerschein und kaufte mir ein Motorrad, flog mit dem Heißluftballon über das Voralpenland bei Neuschwanstein, folg zu einem Roadtrip nach Australien, machte eine Nilkreuzfahrt etc. etc., um mir ein Jahr später einen neuen Job zu suchen. Um das gleich noch abzuhaken: heute arbeite ich etwa zwanzig Stunden pro Woche und gebe Seminare, die mich mental „0,0“ anstrengen und mir meist jede Menge Spaß machen. Manchmal werde ich von Teilnehmern gefragt, ob das für jemanden mit meinem Hintergrund nicht langweilig wäre. Ich sage darauf immer „Ich habe in meinem Leben genug gedacht - das reicht für zwei Leben - und mir reicht es zwischenzeitlich, einfach die Menschen für das Thema der Seminare zu begeistern!“ Aus die Maus! Der interessante Teil passiert in meiner Freizeit. Und natürlich, in der Auszeit, wollte ich unbedingt das Rauchen beenden. Doch das sind Gedanken für das nächste Kapitel. [b]Bis dahin – Stay Sisu![/b]
03.01.2024
10:02 Uhr
[b]Mittwoch, 03.01.2024, Tag 29 - Rückspiegel[/b] [i]Mein letzter Satz zu mir war der folgende „Also, ich muss wirklich nochmals ausführlich nachdenken, was in diesen zwanzig Jahren so alles passiert ist, um meine Freundschaft mit Nikotin weiter zu vertiefen“[/i] Da gibt es natürlich einiges …. … sehr schönes - Nikotin dient ja auch der Glückverstärkung: das größte Kompliment, welches ich jemals erhielt, war, dass sich eine heterosexuelle Frau in mich verliebt hat. Ich bin ebenfalls heterosexuell, war damals sogar verheiratet, was diese Person wusste. Dass sich ein Mensch nur in meinen Charakter verliebt, quasi über Geschlechtsgrenzen hinweg, das ist das größte Kompliment, was man mir jemals machen konnte. … weniger schönes: Eine Scheidung, Neid im Job, Hetzjagten im Job … ein paar Mächtige wollten mich loswerden. Die schlimmste Drohung, die ich in der Arbeit jemals erhielt, war, dass ich allen Ernstes für den Ruin eines 200 Mitarbeiter-Unternehmens verantwortlich sei, wenn ich mit dieser – richtigen - Aussage zum Arbeitsgericht gehen würde. Zum Hintergrund: meine Arbeitsgruppe wurde aufgelöst und das Unternehmen wollten mich „elegant“ rausmobben, in dem sie mich in einen Arbeitsbereich setzten, mit dem ich mein Leben lang nichts zu tun hatte. Sie wollten, dass ich kündige und anstatt das sauber zu klären (Aufhebungsvertrag, ein paar Monate Freistellung, um mir einen neuen Job zu suchen), haben sie auf diese Art die Daumenschrauben angesetzt. Doch da hatten sie die Rechnung ohne mich gemacht. Arbeitsrechtlich lagen die "Daumenschrauben" in meiner Hand, einfach, weil sie kontinuierlich gegen Arbeitsrecht verstießen ... nicht, dass ich die Daumenschrauben wirklich benutzen wollte, doch wer unfair spielt, bekommt das, was er verdient. Der Betriebsratsvorsitzende saß bei mir, sprach von den Familien, für deren Schicksal ich verantwortlich sei … wie bitte, wer ist hier verantwortlich für was? Sie haben dann eingelenkt ... doch alles in Allem: es gibt so viele Hirne mit Allmachtsfantasien im Businessbereich. Ok, doch Schluss damit. In der Zwischenzeit gab es natürlich Versuche das Rauchen aufzuhören. Bei keinem hielt ich durch. Trotz Vorbereitung via Literatur (ich hab jedes Buch gelesen) ging ich jedes mal mehr oder minder die Wände hoch. Die Schmacht wollte einfach nicht aufhören … und nach ein paar Tagen oder Wochen bin ich dann gekippt: „im passenden Moment“, der letztlich ein "sogenannter erlaubnisgebender Gedanke" war, ging ich wie ferngesteuert zum Automat, zur Tanke etc., besorgte mir Zigaretten und rauchte erstmal beseelt und erleichtert ein paar von den Dingern weg. Natürlich fühlte ich mich gleichzeitig auch sehr beschissen (ich war ja wieder gescheitert), doch um meine/mein dadurch angeschlagene/s Seele/Selbstbewusstsein wenigstens etwas zu beruhigen, sagte ich zu mir - wie alle gescheiterten Raucher das tun - "Micha, jetzt ist einfach nicht der richtige Zeitpunkt! Du hörst später auf“. Und somit begann die allseits bekannte ewige Aufschieberitis: Zeit ging ins Land, ich versuchte bestimmt mehrfach aufzuhören, scheiterte und ich beruhigte mich mit dem Satz „Mit vierzig hörst du auf!“. Die Zeit und die Vierzig verstrichen weiter, der Satz wandelte sich in „Mit fünfundvierzig hörst du dann spätestens auf!“ bis er schließlich hieß „Mit spätestens fünfzig hörst du auf!“. Dazwischen gab es natürlich Versuche, den Rauchstopp zu schaffen, doch ich erinnere mich vor allem an diese "erlaubnisgebenden" Gedanken. Und hiermit bin ich an der Stelle angekommen, wo ich aus dem ganzen Management-S* ausgestiegen bin. Ich war fünfzig Jahre alt und hab mir erstmal eine einjährige Auszeit gegönnt, um zu erforschen … ob mir das Ganz womöglich doch fehlt, immerhin war ich auf einmal nicht mehr Egowirksam „Frau Managerin“ … wer ich eigentlich wirklich bin. Wo ich das gerade lese. Das stimmt so nicht ganz, viele Dinge fallen einem einfach nur beim genauen „Erinnern“ ein, obwohl sie wirklich wichtig waren. Ich drück mal auf den Knopf.
02.01.2024
20:38 Uhr
Hallo Micha Ja im Mai hab ich aufgehört gehabt sogar 3 ganze Monate. Da fiel mir das total leicht alleine schon die Sommermonate. Dann hatte ich leider ein richtig schlimmes Erlebnis wo ich nicht mehr nachgedacht hab. Psychisch musste ich mich regelrecht erstmal sortieren. Die Sache hab ich aber weitestgehend geklärt und will es wieder angehen. Ich habe mich schon besser gefühlt. Ich rauchte nachdem Stopp auch deutlich weniger als wie noch im letzten Jahr. Komisch aber wahr Ich lese auf jedenfall mit. Ich denke nur immer so ja sucht aber sucht ist für mich eher das es mich auch psychisch kaputt macht. Das nicht bei Zigaretten so das eher ne verdammte scheiß Gewohnheit da ich ja nicht anders bin als wie ohne fluppen. Meine Schwester die ohne Zigaretten bekommt direkt schlechte Laune das hab ich so nicht, deswegen hört die auch nicht auf. Ist es vllt nicht eher der Kopf der sagt huhu jetzt brauchst aber ne Zigarette weil er es ja so gewohnt ist? Das wurde z.b auch im Nichtraucherkurs gesagt. Mir fehlte nur im Kurs noch so ein oder 2 klare Erklärungen für dieses Phänomen. Ich beschäftige mich damit gerade auch intensiver und es tut mir leid wenn ich manchmal auch so hinterfrage. Würde ich aber nicht machen wenn es mich nicht interessieren würde wie andere oder du Micha das siehst. LG Nadine
02.01.2024
17:28 Uhr
[b]So liebe Wohnzimmerbesucher ...[/b] ... ich freu mich sehr, dass ihr hier seid und mit mir schreibt, diskutiert, mir widersprecht, zu stimmt oder einfach ab und an da seid. Eigentlich wollte ich heute hier weiter/wieder über mich - d.h. meine Nikotinsucht und meinem Weg in die Abstinenz - schreiben. Stattdessen durfte ich mit euch geplaudert. Das ist schön und deshalb schreib ich über meine Nikotinsucht einfach morgen weiter und [b]... wünsche euch erstmal ein herzliches [b]"Stay Sisu!"[/b][/b]
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