23.02.2024 12:05

Spieglein, Spieglein … mein Weg zur Abstinenz

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212Beiträge
25.12.2023
22:15 Uhr
Hi Micha Was für eine Geschichte. Danke, das du so offen darüber schreibst. Ja, es war so. Alle haben geraucht. Es gab gar keine Fragen. Es war normal. Zigarre war etwas verpönt, weil die Gardinen öfter gewaschen werden mussten. Es wurde aber trotzdem toleriert. Zumindest bei uns war es so. Der Neid ist ein starker Motor unter den Menschen. Ach da könnte ich auch viel erzählen. Es ist auch keine Frage des Alters. Neid gibt es anscheinend in allen Altersstufen und quer durch alle Bildungsschichten. Dazugehören und cool sein. Das kenne ich auch sehr gut. Jetzt ist die Belohnung wichtig. Wir müssen auch lernen, das wir es uns wert sind. Bisher haben wir uns teuer vernichtet. Jetzt belohnen wir uns für das Gegenteil. Das ist prima, finde ich.
25.12.2023
21:47 Uhr
[b]Stay Sisu, liebe Seni![/b]
25.12.2023
21:45 Uhr
Liebe Seni, Danke für deinen netten Besuch in meinem Wohnzimmer, der mich sehr freut. Du frägst, ob ich analysiert habe, warum ich rauchte ... und warum ich immer wieder rückfällig wurde. Zu dem ersten Teil würde ich gerne berichten ... die Sache mit dem rückfällig werden, möchte ich erst später, irgendwann behandeln ... sie braucht einfach mehr Konzentration und Reflektion. Also, wie war das bei mir? Weshalb wurde ich Raucher? Und warum habe ich weiter geraucht? Ähnlich wie bei dir. Grundsätzlich: meine beiden Eltern sind starke Raucher gewesen. Aufhören konnten oder wollten sie nicht … meine Mutter wollte aufhören, das weiß ich sicher, sie hat es mehrfach probiert, aber nicht geschafft – sie starb mit 63 an einem Darminfarkt; mein Vater hörte wohl mit 70 Jahren auf als er die Diagnose Pankreaskarzinom/Bauchspeicheldrüsenkrebs bekam. Die Zigarette war also die Droge, die von klein auf in meinem Umfeld war. Als Kind fand ich rauchen - wie alle Kinder - eklig, denn ich bin in Zeiten aufgewachsen, in denen Erwachsene noch im Auto, am Esstisch, im Büro - schlicht überall - qualmten (hat meine Mutter womöglich in der Schwangerschaft geraucht?) und jungen Leuten - mit erhobenen Zeigefinger - sagten „Fang ja nicht an!“ … pädagogisch total wertvoll. Also, die Droge war im Umfeld da. Zwischenzeitlich ist mir jedoch mehr als klar, dass das „Basismotiv“ jeder Drogensucht die Regulation von Gefühlen ist. Im Zentrum steht hierbei meines Erachtens oft die Angst, die sich als eine Art Urgefühl hinter vielen anderen Gefühlen (z.B. von Wut) versteckt. Ich versuche das mal für meinen Einstieg in die Droge darzustellen: Ich habe das Rauchen im ersten Urlaub ohne Eltern begonnen. Ich war 15 Jahre alt. Ich war innerlich (nicht äußerlich) aus vielerlei Gründen heraus unsicher: … ich war z.B. sehr gut in der Schule und lernte – im Gegensatz zu vielen anderen – gern, denn ich war/bin einfach neugierig. … mein Vater hatte ein Unternehmen, wir hatten ein großes Haus mit Schwimmbad, einen Mercedes etc. – die Nachbarn gegenüber hatten kleine Reihenhäuser, die sie sich mühevoll ersparten. … ich war hübsch und manches Mädchen auf alles eifersüchtig. Ich hörte Sätze wie „Schneid ihr die Haare ab und steckt sie in einen Müllsack, dann schau sie dir an ...“ Ich könnte die Liste verlängern. Was ist Unsicherheit? Es ist die Angst nicht gemocht zu werden. Das wiederum bedeutet die Gefahr nicht dazuzugehören. Das wiederum ist ein menschliches Urbedürfnis, denn ohne Gruppe war der Urmensch verloren und somit bald tot. Oder andersherum: aus der Gruppe ausgestoßen zu sein, ist das Schlimmste, was uns passieren kann. Und ich war in vielen Punkten so anders als andere. Also beschloss ich wohl die erste Chance als „unbeschriebenes Blatt“ (niemand kannte mich in der Reisegruppe) zu nutzen und passte mich an. Diese Chance war meine erste alleinige Reise mit einer Gruppe ins Ausland. Niemand wusste wer ich bin. Und da die coolen Leute rauchten, machte ich mit. Ich weiß noch wie ich auf der Reise 4 Wochen lang Dauerkopfschmerzen hatte … und ich machte trotzdem weiter, denn wieder erwarten fühlte es sich irgendwie auch großartig an. Viele Jahrzehnte später weiß ich natürlich, dass Nikotin einen „Glückskick“ macht, der uns dranbleiben lässt … und uns SCHEINBAR „hilft“ unsere Gefühle zu regulieren: Ich bin gestresst (zusätzlich zum Entzug) –> Zigarette -> Glückskick … mir geht es besser! Ich bin/war angespannt –> ich möchte entspannen –> Zigarette –> Glückskick … mir geht es besser! Ich bin gut drauf/will mich belohnen –> ich will das noch intensiver spüren –> Zigarette –> Glückskick … mir geht es noch besser! Ich bin gelangweilt, weiß nichts mit mir anzufangen – letztlich ein ungutes Gefühl -> Zigarette –> Glückskick … ich fühl mich besser! Deshalb ist es beim Aufhören auch so unendlich wichtig, sich zu belohnen … mit anderen Dingen, die uns wirklich gut tun … denn der Glückskick durch Nikotin fehlt, sobald wir mit dem Rauchen aufhören! Klar war mir das alles natürlich nicht und man muss die Situationen schon im Zeitlupe ansehen, um zu begreifen, was passiert. Weshalb habe ich also geraucht? - Es war eine Droge, die mir von klein auf bekannt war. - Ich konnte dadurch meine Gefühle regulieren, d.h. mit unangenehmen besser umgehen und schöne verstärken - Nikotin ist eine Droge, die keinen Kontrollverluste und ein High erzeugt. Das hat als Mensch zu mir gepasst – Kontrollverlust (z.B. Alkohol) und Beruhigung (z.B. Hasch) hätten nicht zu mir gepasst. Das war´s mal zum Beginn!
25.12.2023
15:59 Uhr
Hallo Micha, also mich hat der Titel angesprochen, so dass ich mal neugierig reingelesen habe. Hast du schon Deine Gründe analysiert, warum du geraucht hast ? Und dann auch wieder geraucht hast ? Ich selbst habe nie aus Genuss geraucht. Ich brauchte die Pause, die Entspannung, die durch den Körper ging, wenn es ans Drehen und Rauchen ging (fast wie Meditation), ich habe negative Gefühle damit wegqualmen wollen usw. Die erste Zeit ohne war sehr hart. Ich lenkte mich viel hab mit Positivem, Dingen, die mir Spaß gemacht haben oder worauf ich einfach Bock hatte. Und dann war das manchmal die Serie, das Zocken, der Spaziergang, die Sprachlernapp etc... Und dann wollte ich es nach einer gewissen Zeit auch nicht wieder kaputt machen. Ich wünsche dir, dass die Schmacht wegbleibt, oder zumindest aushaltbar, und ein paar schöne freie Tage. LG Seni
25.12.2023
13:33 Uhr
Liebe Nadine, schön, dass du mich in meinem Wohnzimmer besuchst. Bin noch am einrichten ... schlag mich gerade mit anderen Dingen rum - siehe Dezember 2023 Zug ... aber kommt noch. Bist immer willkommen und die Bottle köpfen wir dann an Silvester. Liebe Grüße
25.12.2023
13:30 Uhr
Guck Guck Ich schaue mal in deinem gemütlich eingerichteteten Wohnzimmer vorbei! Hast du es dir schon sehr gemütlich gemacht? Eventuell feiern wir ja hier zusammen ein schönes Rauchfreies Sylvester zusammen :fireworks: Ich Stelle schon Mal den Sekt kalt :champagne: Liebe Grüße und bin gespannt mit welchen Gedanken, Wegen und Inspirationen dieses schöne Wohnzimmer gestaltet wird. LG Nadine :smileumarmung:
24.12.2023
08:09 Uhr
Eines noch: Mein Wohnzimmer heißt „Spieglein, Spieglein“, weil ich finde, dass sich meine letzten 40 Jahre als Raucher so ganz gut abbilden lassen: [b]Rückspiegel … sind Rückblicke in die Vergangenheit Zerrspiegel … sind Einsichten, was das Rauchen mit mir gemacht hat Fokussierung … sind meine entscheidenden Erkenntnisse rund um das Rauchen Spiegelbilder … sind ein Status, die aktuelle Situation[/b] Zu guter Letzt: ich freu mich natürlich über Zuspruch, deshalb sind wir alle hier, doch bitte scheut euch nicht auch zu schreiben, wenn ihr komplett anderer Meinung seid. Es wird mir helfen das Rauchen noch besser zu verstehen. Ach ja, ich werde mich immer mit [b]„Stay Sisu“[/b] von euch verabschieden … als gutem Wunsch für euch. Sisu (gesprochen see-soo) ist finnisch und lässt sich in etwa mit den Worten „Kraft, Entschlossenheit, Mut, Ausdauer, Kampfgeist etc.“ übersetzen. Für die Finnen ist es eine Lebenseinstellung, ihr „Way of Life“. Es soll euch beschützen und euch an eure Kraft für euren Weg erinnern. [b]Also, frohe Weihnachten und „Stay Sisu“[/b]
24.12.2023
08:07 Uhr
24.12.2023 = 19 Tag Frohe Weihnachten und Willkommen in meinem Wohnzimmer Bevor ich mit dem eigentlichen Thema beginne, zuerst ein paar Zeilen zu mir, damit ihr in wisst, wer ich bin und manches, was ich hier schreiben werde, auf diese Art vielleicht besser einordnen könnt. Ich nenne mich Micha (eigentlich heiße ich Michaela), bin 55 Jahre alt und lebe in Süddeutschland. Ich bin Molekularbiologin und habe 25 Jahre für die medizinische Forschung gearbeitet. Seit 5 Jahren gebe ich Seminare, weiterhin im Bereich der Medizin. Ich habe 40 Jahre lang geraucht, womit ggf. das erste Fragezeichen im Kopf entsteht: wie kann jemand, der so viel über Gesundheit und Krankheit weiß so lange rauchen? So viel sei an dieser Stelle dazu gesagt: Ich wollte es nicht. Doch ich konnte nicht anders, weil all meine verzweifelten Versuche das Rauchen aufzugeben scheiterten. Sie scheiterten, weil ich manche Aspekte des Rauchens nicht wirklich verstanden hatte. Letzteres ist der Grund, weshalb ich dieses Wohnzimmer eröffne. Ich möchte meine Erkenntnisse zum Rauchen auf den Punkt bringen, um ganz klar im Kopf zu sein, denn langsam nähert sich der Zeitpunkt, ab dem es für mich interessant wird: Tag 30 - um diesen Tag wurde ich bei meinen letzten beiden Rauchstoppversuchen (… die zumindest zu Beginn deutlich besser waren als die vorherigen) rückfällig, weil ich so harte Craving-Attacken hatte, dass ich (zunächst heimlich) wieder mit dem Rauchen begann. Ich bin guter Dinge, dass das nicht mehr passiert (ein Teil davon ist dieses Wohnzimmer), Angst davor habe ich dennoch.
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