03.02.2024
20:00 Uhr
[b]Samstag, der 03.02.24 - Tag 60[/b]
[b]Bennpunkt[/b]
[b]Teil 2 – Psychische Abhängigkeit
[/b]
[b]Dopamin – mehr als ein Glückshormon[/b]
Dopamin ist weitläufig bekannt als Glückshormon des Belohnungszentrums. Doch das wird ihm nicht gerecht. Dopamin ist so viel mehr.
Nur eine von 2 Millionen Gehirnzellen produziert Dopamin. Das ist richtig wenig, vor allem wenn man bedenkt, welche Bedeutung es für uns hat.
Dopamin wird immer produziert (das schrieb ich schon), aber wann wird besonders viel ausgeschüttet?
[b]Dopamin wird dann besonders viel ausgeschüttet, wenn unser Gehirn einen sogenannten Vorhersage-Fehler macht. Was ist das genau – ein Vorhersage-Fehler?[/b]
Wir haben stets Erwartungen an unsere Zukunft.
Zum Beispiel: ein Mann geht auf die Geburtstagsfeier eines Freundes. Er erwartet, dass er dort einen schönen Abend haben wird. Jetzt kommt überraschend eine tolle, ihm unbekannte Frau auf die Party. Die findet der Mann optisch einfach Wow. Er spricht sie an und flirtet, was das Zeug hält (er ist Single).
Jetzt schüttet der Mann jede Menge Dopamin aus, denn sein Gehirn hat einen Vorhersage-Fehler gemacht: seine Erwartung an die Party wurden wegen der unbekannten Frau, die ihm gefällt und mit der er sich sehr gut unterhalten kann, weit übertroffen.
Wenn es ihr genauso geht, macht sie mit, d.h. ihr Gehirn wirft die „Dopamin-Schleuder“ an und sie flirtet gekonnt zurück. Gute Chancen also, dass aus den beiden ein Paar wird.
Natürlich, wie immer mit „rosa Brille“, denn zu Beginn ist alles neu am Anderen! Die „rosa Brille?“
Jepp – Dopamin, d.h. ein Gehirn im Rausch der Fortpflanzung mit einem uns (noch!) unbekannten Menschen. Alle wissen, was passiert, wenn der berühmte Alltag kommt, d.h. der Dopaminrausch des Neuen endet*.
[b]Dopamin sorgt also dafür, dass wir unerwartet Positives weiter erkunden. Und es treibt uns an, Neues zu Entdecken und gibt uns ein tiefes Gefühl von Glück und Zufriedenheit, wenn wir am Ziel sind.[/b]
Das Ziel zu erreichen, erfordert natürlich Einsatz, also Anstrengung, deshalb ist es z.B. auch so befriedigend, wenn wir etwas erreicht oder erledigt haben**.
[b]Und dieses Erlebnis – die unerwartete, besonders hohe Dopaminausschüttung bei Überraschungen - werden wir uns merken, d.h. im wahrsten Sinne des Wortes unabänderbar in unser Gehirn „einprägen“ (= Psychische Abhängigkeit Teil 2).[/b]
[b]Auf den Punkt gebracht ist Dopamin also das Glückshormon der Begierde oder – drastischer formuliert - das „Hormon der Gier“, das uns antreibt ähnliches zu erleben.[/b]
Und jetzt kommt die schlechte Nachricht:
Drogen erzeugen ein X-faches mehr von diesem maximalen Glücksgefühl, welches sich eigentlich nur durch Einsatz und Arbeit einstellt.
Drogen sind also bequem, so wie eine Art „Gehen sie nicht über Los und ziehen trotzdem 2000 € ein!“ und ermöglichen ohne Anstrengung ein Vielfaches der natürlichen Dopamin-Ausschüttung.
Wer darüber nachdenkt versteht, welche Macht Drogen über unser Wesen und über unseren Verstand haben. Da ist also keine "Voodoo-Kraft am Werk" und wir sind auch nicht verrückt oder von Robotern gesteuert oder ähnliches.
Wir haben es bei der Abstinenz von Drogen mit einem extrem mächtigen Gehirnteil - dem Belohnungszentrum - und dessen Botenstoff Dopamin zu tun, der uns auf Grund seiner Überlebenswichtigen Funktion (!!! = Begierde) versucht uns "zu zwingen" das zu tun, was in der Natur zentral wichtig ist.
Bei Nicht-Drogensüchtigen ist das salopp gesagt die stetige Suche nach "neuen Futterplätzen und Fortpflanzungspartnern". Bei Drogensüchtigen ist es die zwingende Suche nach der Droge - das Craving.
Und das bedeutet, dass die Abstinenz von Drogen kein Spaziergang ist, den man „im Vorbei gehen“ erledigt. Ganz im Gegenteil: man muss sich bzw. das eigene Gehirn im wahrsten Sinne des Wortes "umprogrammieren", um diese "Abkürzung" zur Dopaminausschüttung (= Drogenkonsum) wieder "zurückzudrängen".
Das alles Bedarf Vorbereitung. Und es ist anstrengend. Doch zum Glück ist unser Gehirn fantastisch flexibel und lernfähig!
In diesem Sinn – Stay Sisu!
*Neurologen haben auch untersucht, was der Unterschied bei Paaren ist, die lange miteinander glücklich sind. Diese Paare inspirieren sich ein Leben lang, d.h. es kommt immer wieder zu Dopamin-Ausschüttung durch Abwechslung, Neues etc..
** Das höchste dieser - von Aufregung und Anstrengung - gefolgten Glücksgefühle ist „ganz im Sinne der Natur“ der Orgasmus bei zwei ineinander verliebten Menschen.