Jetzt, wo ich bis zum Hals in einem schwarzen Ozean der Traurigkeit und Verzweiflung feststecke, wünsche ich mir die Zeit zurück, in der ich es ausschließlich mit der COPD als Gegner zu tun hatte.
Dem [u]Monster in mir.[/u]
Ich konnte ein Instrumentarium erarbeiten, mit dessen Hilfe ich mir ein großes Stück an Lebensqualität zurückerobert habe.
An Leichtigkeit. An Zuversicht. An Kraft, Luft und Energie.
Nun gilt es für mich, anzuerkennen (ich weigere mich, den Begriff "akzeptieren" zu benutzen), daß es noch weitere Herausforderungen gibt, die mein Lebensweg für mich bereit hält.
Ich habe es mit dem großen Bruder der COPD zu tun bekommen.
Sein Name:
[b]DEPRESSIONEN[/b].
Es gibt so unfassbar viele Wohlmeinende um einen herum. Die, die helfen wollen. Und doch selbst so hilflos sind.
"Lass dich nicht so hängen".
"Mach doch mal Sport".
"Gehe mal wieder unter Menschen. "
...
...
Wer selbst schon mal in diesem Dämonenwald festgesteckt hat, weiß, daß der Vorsatz willentlich nicht steuerbar ist. Du sitzt da und kannst noch nicht einmal mehr einen Stift bewegen. Geschweige denn, dich selbst.
Das morgendliche Aufstehen? Eine Tortur.
Körperpflege? Reduziert auf ein Minimum.
Teilhabe am Leben? Ausgeschlossen.
Berufstätigkeit? Unmöglich.
"Im alltäglichen Sprachgebrauch wird der Begriff depressiv häufig für eine Verstimmung verwendet. Im medizinischen Sinne ist die Depression jedoch eine ernste, behandlungsbedürftige Störung, die sich der Beeinflussung durch Willenskraft oder Selbstdisziplin des Betroffenen entzieht."
So definiert steht es in einer großen Online-Wissensplattform.
Langsam hat sie sich in mein Leben eingeschlichen und nahm Besitz von mir. Als ich es realisieren musste, gab es schon keinen erkennbaren Ausweg mehr.
Die fatalen Versuche, durch Selbstbehandlung zurück ins Licht zu finden, hatten nur einen Effekt:
Abhängigkeit von Schmerzmitteln, Schlaftabletten und Alkohol.
Linderung? Nicht im Geringsten!
Eines wusste ich irgendwann: SO möchte ich nicht mehr leben.
Mit diesem Paket an Symptomen bin ich am 8. Dezember zu einem Neurologen, Arzt für Psychiatrie und Psychotherapie gegangen. Der Effekt war, daß er für mich einen Krankenwagen rief, der mich direkt von seiner Praxis in ein Krankenhaus brachte. So, wie ich war.
Es gibt sie tatsächlich noch in psychiatrischen Krankenhäusern: Die "Geschlossene". Hier läuft zwar keiner in Zwangsjacke herum, aber viele stehen unter dem sedierenden Einfluss hochpotenter Medikamente. Zum Schutz vor sich selbst.
Auch ich bekam in den ersten 7 Tagen ein Benzodiazepin, das mir viel von der empfundenen Schwere genommen hat. Die Dosis wurde nach einigen Tagen verringert und schlussendlich bis auf Null ausgeschlichen.
Verlegung auf die "offene"Station war erst möglich als ich mit dem Therapeuten einen Vertrag schloss. Kernpunkt dieses Vertrages war mein Versprechen, wieder Verantwortung für mein Leben übernehmen zu können und keinerlei Selbstmordhandlungen zu begehen.
Nun hat sie also begonnen, die Psychotherapie. Und wird für mich noch voraussichtlich bis März 2017 stationär andauern.
Wie es dann weitergeht? Ich habe keine Ahnung! Ich versuche, mich auf das "Hier & Jetzt" zu fokussieren. Und werde doch immer und immer wieder in Einzelgesprächen so behutsam wie möglich und schonungslos wie nötig zurückgeführt.
Zu den Zeiten, als alles seinen Anfang nahm.
Ein langwieriger, kräftezehrender, oft schmerzhafter Prozess nimmt seinen Lauf!
Ich bin bereit.
Ich kämpfe.
Gegen die Abhängigkeit.
Und um mein Leben.
Danke!
Euer Meikel
P.S.: Es gab nicht einen einzigen Gedanken an das Rauchen, bisher.