Hallo zusammen,
na das ist ja schon ein paar Takte her, daß dieser Thread befüllt wurde, was? Ältere NMR's werden sich vielleicht erinnern. Mit Schmunzeln? Oder mit Grausen? Allen neueren Mitkämpfern sei gesagt, daß hier Dinge beschrieben werden, die, nun ja, nichts für zarte Seelchen ist. Ich freue mich auf euer Feedback, mögliche Kritik, Zustimmung, oder Ablehnung. Das Motto des Forums bleibt bestehen : Alles ist legitim, solange es hilft, eventuellen Suchtdruck zu umschiffen und eine kritische Phase durchzustehen. Und wenn es nur durch das Versinken in diesem Thread geschieht.
Anschnallen, der "Tanz" beginnt ...
Gestern, Mittwoch, 07. 03. 18 Tag 1 nach Abbruch der Reha in BaLi (Bad Lippspringe)
Mein gestern entwickelter Witz (na ja) des Tages:
Kommt ein Mann in Bochum ins Krankenhaus und sagt: "Guten Tag, ich hätte gerne ein Bett ...!"
Im Ernst, hier spielen sich Albtraumhafte Szenen ab. Die Praxen der niedergelassenen Ärzte sind überfüllt. Auf den Treppen der Praxis-Zugänge stehen, liegen, hocken die Menschen. Wer 2 Influenza-Symptome hat, bekommt die Notfall-Einweisung vom Abreißblock. Außer Kindern unter 12, da wird ausführlich getestet. Keine Zeit (und kein Geld) für den Influenza Schnelltest. So schlagen alle diese Menschen in den umliegenden Krankenhäusern auf. Die Nacht von Dienstag auf Mittwoch haben 30 Schwerstkranke in der Eingangshalle in der Augusta-Krankenanstalt auf Feldbetten verbracht. Alle Patientenzimmer doppelt und dreifach belegt.
Ich habe ein neues Wort lernen dürfen: Kohorten-Isolation. Das bedeutet, alle mit der selben Grunderkrankung (Influenza) kommen zu fünft, zu sechst in ein Zwei-Bett-Zimmer. Bis die Station voll ist. Junge, alte, männlich, weiblich, Moslems, Hindu, Christ. Wurscht. "Einer geht noch". Von offizieller Seite heißt es: "Die Situation ist angespannt, aber jeder lebensbedrohlich Erkrankte kann medizinisch versorgt werden." Hier wandeln zombi-artige Pflegemitarbeiter und Ärzte über die Stationen, die eigentlich eher ins Bett gehörten, aber aus Pflichtgefühl ihre Kollegen und die vielen Bedürftigen nicht im Stich lassen wollen. Medi-Zynisch!
Wer gehfähig und nicht in Lebensgefahr ist, wurde medikamentös versorgt und gestern Morgen nach Hause entlassen. Zu denen gehöre ich (noch?) nicht.
Ich war um 15:00 hier, um 23:30 hatte ich das Bett. Bekomme [Markenname wurde vom rauchfrei-team entfernt], Kortison und Zeit, zu Kräften zu kommen. Die Schmerzen im Thorax stammen nicht von einer Rippenfraktur. So viel steht fest. Ich habe gestern mit einer Schwester hier gesprochen. Seit 30 Jahren Krankenschwester. Sie sagte, das wäre nicht "ihre" erste Grippewelle, aber so etwas hat sie noch nie erlebt. Da hat sie gestern vormittag in der Krankenhaus-Küche angerufen, wollte zehn Essen bestellen (für Neuzugänge). Sie wurde ausgelacht! Ab Mittag keinerlei Patienten-Essen mehr verfügbar. Da denkst du, du bist im sicheren, medizinisch versorgten Mitteleuropa und nicht in Ruanda oder im Kosovo und dann das!
Mit rauchfreien Grüßen, auf dem Weg der Besserung
Euer meikel