Guten Tag Charlotte,
ich weiß was Du meinst, ich hatte mit dem zweiten Rauchstopp (dieser, der hier stattfand und bei dem ich so gelitten und gejammert habe) auch mehr Schwierigkeiten als mit dem ersten 13 Jahre davor. Ich kann es mir zum Beispiel so erklären, daß die Sucht uns einredet, sie habe sich als stärker als wir bewiesen, indem sie uns wieder zurückgeholt hat. Und das macht es vielleicht schwerer für uns, durchzuhalten. Aber da wir ja nun wissen, daß sie Sucht uns einfach immer anlügt, zerpflücken wir doch dieses Argument auch mal:
Warum haben wir denn wieder angefangen? Ich meine, dieses Suchtgedächtnis haben wir uns sicherlich antrainiert, das gehört zu unserer Vergangenheit, unseren Erfahrungen, das prägt uns. Das ist sicherlich richtig. Aber Fakt ist auch: wir können es schlafen schicken. Das weiß ich, weil ich hatte es schon mal 11 Jahre lang im Tiefschlaf.
Was dann passieren muß, damit wir wieder anfangen? Nun, unsere Sucht wird geweckt, durch irgendwas. Eine einschlägige Situation, ein Gefühl, irgendwas. Aber kann uns die Sucht die Zigarette selber anzünden? Nein. Dazu braucht sie unsere Hände. Und was uns das in so einer Situation tun läßt, ist der Irrglaube, daß uns eine Zigarette schon mal nichts tun würde, oder einfach mangelnde Achtsamkeit.
Das heißt, die Sucht allein kann uns auch nicht zurückholen, da braucht´s schon eine körperliche Leistung und ein Fehldenken von uns selbst. Also wenn wir Achtsamkeit walten lassen und auf diesen Trugschluß, daß mal eine Zigarette für einen Nichtmehrraucher schon mal geht, nicht hereinfallen, kann sie uns auch nicht wieder einfangen.
Dieser Umstand mag machen, daß uns ein weiterer Entzug schwerer fällt, weil die Sucht uns immer einredet, ich hol Dich sowieso zurück - aber das kann sie gar nicht zwingend. Bleibe künftig aufmerksam, laß Dich nicht hereinlegen, eine geht eben nicht mehr, dann brauchst Du nicht noch ein weiteres Mal aufhören.
Und weißt, bei mir war es ja schlagartig ganz weg, dieses Gefühl, es ginge nicht weiter ohne Zigarette (jetzt! Sofort!!!), doch ich könnte mir auch vorstellen, daß es ausschleicht. Denn was ich bei Dir sehe, sind kleine Fortschritte, immer Stück für Stück eine Erkenntnis, eine Verbesserung, eine Stärkung. Das Ergebnis ist dasselbe! Ich freue mich, daß Du eingedenk des schönen rauchfreien Urlaubes schon sehen kannst, daß es auch ohne geht, daß Genuß auch ohne Zigarette möglich ist. Daß Du Deine rauchfreien Tage zu Recht zelebrierst und stolz darauf bist. Daß Du überhaupt weiter durchhalten willst, egal was Dir jetzt für Gegenwind entgegenbläst. All diese Bausteinchen stärken Dich Tag für Tag, und jeder Tag arbeitet für Dich. Und so wie es sich entwickelt, werden diese Gedanken an die Zigarette, dieser Wunsch ja auch verschwinden, wenn auch nicht so plötzlich wie bei mir! Du bist doch auf einem guten Weg dahin. Nur Mut weiterhin, laß Dich nicht von den Lügen der Sucht einkriegen. Du schaffst das.
Darf ich mich erkundigen, was Dein Arztbesuch ergeben hat? Nur wenn Du möchtest natürlich.
Ich wünsche Dir weiterhin alles Gute! Herzlich grüßt
Lydia