[i]Ich habe heute mal ein wenig in unserem wunderbaren Forum herumgestöbert und alles gefunden, was es gibt: Die Aufhörer, die irgendwann die letzte Zigarette geraucht haben und da locker durch sind. Die Kämpfer, die von der Sucht lange nicht losgelassen werden und dennoch stark bleiben. Die Wiederholungstäter, die immer wieder zur Zigarette greifen, egal wie lange sie rauchfrei waren. Die Stinkigen, die alles nur noch negativ sehen, was mit Rauchen zusammenhängt. Die Reflektierer, die sich ernsthaft mit ihrer Sucht und deren Mechanismen auseinandersetzen. Und noch viele Typen mehr. Wir haben ein paar extreme Beispiele für die eine oder andere Strategie hier, aber im großen und ganzen eint uns das Ziel: [/i]
[size=2][b]Freiheit für immer, Liberté toujours[/b][/size]
Ich selbst habe am 29. Juni 2018 meine letzte Zigarette geraucht. Im Forum war ich schon ein paar Tage angemeldet. Ich habe mich genau beobachtet und mein Rauchverhalten analysiert, jede Zigarette seziert. Das war nicht schön, denn die Augen vor all dem zu verschließen ist um Vieles einfacher.
Ich war dann auch mit all meinen Entzugserscheinungen sehr beschäftigt. Aber nach einer Weile (Etwa drei oder vier Wochen) setzte so eine erste Art Gewöhnung ein.
Eigentlich ist es sogar irrsinnig, wie schnell die Gewöhnung einsetzt, wie schnell ich mich freuen konnte. Über Dinge, die ich früher ignorierte. Vor allem wenn man bedenkt, dass ich 33 Jahre lang mehr als 20 Zigaretten am Tag rauchte.
Laut Deutschem Krebsforschungszentrum sinkt eine Woche nach der letzten Zigarette der Blutdruck, zwei Jahre später hat ein Ex-Raucher fast das gleiche Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie ein Nichtraucher. Das Risiko, an Krebs zu erkranken, sinkt (für die meisten Arten) mit einigen Jahren deutlich.
Trotzdem frage ich mich oft, wieso ich mir das antue. Gut, ich kriege mehr Luft, muss den Wecker keine Stunde lang mehr aushauen. Aber mein Essen schmeckt immer noch nach Rewe, und ich sehe auch nicht frischer aus, wie es immer heißt. Dafür habe ich zugenommen, ich glaube, das nennt man Suchtverlagerung. Was also bleibt? Freiheit. Ich brauche kein Nikotin mehr, um zu leben. Liberté toujours!
Freiheit heißt auch, mir von Freunden ab und zu Rauch ins Gesicht pusten zu lassen. Ich mag es nicht mehr, in Qualm gehüllt die Nächte durchzureden, dionysisch, ohne Optimierungszwang. Ichbin wirklich froh über mein beinahe vollkommen rauchfreies Umfeld.
Kaum eine Droge ist so perfide wie Tabak - und doch war da immer etwas, worauf ich mich freuen konnte. Nüchtern wie unnüchtern betrachtet waren die letzten 33 Jahre eine Abfolge von himmlischen, passablen und würdelosen Zigaretten. Keine von ihnen hat mich in der Summe weitergebracht. Aber ich lebte von Kippe zu Kippe, war dumm und unwiederbringlich unbeschwert. Gar nicht mal so selten war es "des Lebens bestes Teil", wie es im "Zauberberg" übers Rauchen heißt.
Mein Leben ist jetzt also nicht unbedingt schöner. Aber ich bin froh, mich der Sucht zu stellen und die Qual zu ertragen. Ich bin keine Nichtraucherin, ich bin trocken. Die Rückfallquote ist hoch, es ist unwahrscheinlich, dass ich es nie wieder tun werde. Nur bitte nicht so bald, noch einmal halte ich diese Aufhör-Tortur nicht aus.
HH