Liebe Sharmila,
ein Mitaufhörer hat einmal folgenden von mir unglaublich gern strapazierten Satz geprägt (thx Markus): Mein Erfolg hing in der ersten Zeit auch maßgeblich vom Nichteintreten bestimmter Ereignisse ab.
Für mich kann ich sagen, daß ein Ereignis, das mich sicher auch in der ersten Zeit ins Kippeln gebracht hätte, Streit gewesen wäre. Insofern hattest Du im Moment einfach Pech. Denn Streit kann passieren, egal mit wem, Lebensgefährten, Familienangehörigen, Freunden. Zu jedem Zeitpunkt - dieser war jetzt für Deine junge Rauchfreiheit ungünstig.
Nicht rauchen kommt Dir im Moment Sch.... vor, weil es noch relativ schwer ist, es zu unterlassen. Das ist normal Sharmila. Ich glaube, jeder von uns hat in harten Momenten seines Entzugs schon mal mit der Entscheidung gehadert. Ich habe mich schon auch mal gefragt, warum ich gleich nochmal das Rauchen aufgehört hatte! Dein Verstand weiß doch, daß Nichtrauchen gescheiter ist, richtig? (Nur der Nikotinteufel schreit im Moment halt einfach lauter als der Verstand, das ist aber auch normal in Phasen des Entzugs - und auch das weißt Du eigentlich schon, nicht wahr?)
Ich halte Dich auch nicht für beziehungsunfähig. Es braucht eben nicht jeder Mensch dieselbe Dosis Nähe, so viele Unterschiede es bei den Menschen gibt, so gibt es sie eben auch dieser Hinsicht!
Was entzugsbedingte Launen angeht, so rede doch einmal mit Deinem Freund Sharmila. Was meinst Du: wenn Du ihm in aller Ruhe erzählst, daß man im Entzug eben einfach manchmal neben sich steht (ich war mir manchmal nicht mal sicher, ob ich überhaupt auf demselben Planeten stehe wie ich selbst!), und ihn um Toleranz bittest und ihm versicherst, daß es nicht so bleibt, daß Du wieder zu Deiner Ausgeglichenheit zurückfinden wirst (denn das wirst Du, so habe ich es auch erfahren, und alle, die anfangs launemäßig eingebrochen sind!): vielleicht kann er dann auch leichter damit umgehen? Rede doch mal vorab mit ihm, boote ihn nicht aus - vielleicht wenn Du ihm eine Rolle im Entzugstheater anbieten kannst, kann er auch leichter damit umgehen. Ich meine, Du kennst ihn, Du kannst es einschätzen - aber wäre denn das nicht denkbar?
Und jetzt, heute, ist es egal wie viele Zigaretten es waren. Es ist jetzt vorbei, mach Deinen Frieden damit, und mach mit dem Ausstieg weiter. Es ist nichts verloren Sharmila. Uli hat schon recht, es ist doch egal wie Du ans Ziel gerätst. Nach meinem Schulabschluß hat mich auch keiner mehr gefragt, was ich in der Grundschule in Schönschrift für ´ne Note hatte! Im Fall der Entwöhnung ist das Ziel der Weg. Nicht andersrum.
Geh weiter mit uns mit Sharmila bitte. Hierbei alles Gute und frische Kraft wünscht Dir
Lydia