Lieber Herry,
ja, das kann sein. Ich hatte auch mal eine Phase in meinem Leben, da war ich berufstätig, habe mich voll reingestresst und war gleichzeitig depressiv. Nicht so, dass mir selbst die tägliche Körperhygiene zu viel Arbeit war, das hatte ich mal in einer schweren Depression. Nein, ich bin in der anderen Phase der Depression mit Arbeit davon gelaufen. Und dachte innerlich nur oft: ich halte das nicht mehr lange aus (genau wie beim Zigarettenentzug). Wenn du das so beschreibst, kann ich mir gut vorstellen, dass du dich auf eine verständliche Weise "verstellst".
Herry, wenn du depressiv bist, gehe bitte zum Arzt, möglichst zum Facharzt. Ausrufezeichen. Und lass dich dort untersuchen und beraten. Ich weiß, dass viele Menschen gegen Psychopharmaka sind, aber ich habe mit meinen Medikamenten sehr gute Erfahrungen gemacht. Ein Antidepressivum (das den Serotoninspiegel erhöht) ist auch dabei, mit ihm geht es mir ungleich viel besser, ich rutsche nicht mehr so ab wie früher. Natürlich auch wegen der in Therapien erarbeiteten Verhaltensweisen. Und auch zu sprechenden Therapien habe ich eine ausgesprochen positive Einstellung, weil sie mein Leben entscheidend verbessert (und damit verlängert) haben. Wäre das was für dich?
Ich frage dich erst gar nicht, mit welchen Verhaltensweisen du dir selbst Gutes tun kannst, wie du heraus findest, was du brauchst. Das tust ja klugerweise schon selber. Und mit deinen langen Spaziergängen tust du schon sehr viel, was gäbe ich drum, wenn ich das auch noch könnte. Fehlt einfach noch mehr Unterstützung, könnte ich mir vorstellen.
Wie gehst es dir denn mit der Vorstellung, etwas weniger Energie ins Forum zu stecken (solange es dir nicht gut geht) und statt dessen deine Kraft mehr für dich selbst zu verwenden? Einfach mal beim Arzt eine offene Aussprache zu wagen?
Du bist ein viel zu wertvoller Mensch um depressiv in einem Meer von ungeweinten Tränen zu ertrinken. Ich wäre sehr froh, wenn du mir erzähltest, dass du beim Arzt warst.
Um zum Thema zurückzukehren: Lass dich bitte von deiner Verfassung nicht von deinem Weg der Giftfreiheit abbringen. Bleib bei deinem Entschluss, für deine Gesundheit Entscheidendes ganz praktisch zu tun durch Unterlassung. Mir hilft manchmal der Satz: ich vertrau drauf, dass es wird. Da ist das Vertrauen noch gar nicht da, aber ich entschließe mich, so zu tun, als ob ich vertrauen würde. Das macht mich ruhiger. Manchmal:wink:. Wäre das etwas für dich?
Und hattest du früher schon solche Phasen? Und was hat dir da geholfen?
Nachdenkliche Andrea mit viel Mitgefühl für dich
:heart:Old-Tuppes