[color=purple]Zeit der Sehnsucht von Andrea Schwarz
Advent- meiner Sehnsucht trauen lernen. Den Mut bekommen, neu aufzubrechen, loszugehen, auf der Spur meiner Sehnsucht. Auf die Stimme des Engels hören, dem Stern folgen, der Verheißung glauben.
Ich gebe zu, die "To-Do-Liste" in diesen Tagen sehen bei den meisten anders aus: Weihnachtspost schreiben, Geschenke organisieren, Lachs vorbestellen, Parkplatz suchen, Adventsfeiern, Plätzchen backen...Okay - das alles kann helfen, dass Weihnachten dieses Jahr zu einem tollen Fest wird. Advent will aber mehr.
Advent will, dass mein Leben zu einem Fest wird. Advent will meinen Aufbruch ins Leben. Und dann mag es nicht so wichtig sein, ob die Fenster geputzt sind, alle Weihnachtspost geschrieben sit, die Päckchen rechtzeitig zur Post gebracht sind. Dann kann es wichtiger sein, eine halbe Stunde in der stillen Kirche zu sitzen, ein gutes Buch zu lesen, den Vögeln am Futterhäuschen zuzuschauen.
Damit die Sehnsucht wachsen kann, braucht es Zeiten der Stille, des Hörens, des Schauens, des Seins - nicht noch mehr Zeiten des Tuns und Machens. Advent will Sehnsucht... Wer in seiner Sehnsucht ankommen will, muss aufbrechen - und wer aufbrechen will, muss loslassen lernen. Wer das nicht kann oder nicht will, wird zu Hause bleiben. Aber dann werde ich auch Weihnachten nicht entdecken können.
Loslassen, all das, was mich bindet und festhält. Die vielen "man sollte aber noch"... und "das haben wir schon immer so gemacht". So wird man Weihnachten nicht finden, sondern nur das, was schon immer so war. Weihnachten aber ist neu und anders. Und man muss es suchen gehen, so wie sich die Hirten auf den Weg gemacht haben und ihre Herden zurückgelassen haben. Und wie die drei weisen Männer aus dem Osten den Mut hatten, einem Stern zu folgen, der noch nie da war. Die Einwohner von Bethlehem, die zu Hause geblieben sind, haben Weihnachten nicht gefunden. Zumindest wird nichts davon erzählt, dass einer von ihnen an der Krippe auftauchte.
Loslassen, sich nicht besitzen lassen von dem, was man besitzt. Nicht darauf fixiert sein, alles festzuhalten und zu behalten. Loslassen, um offen zu werden für das andere - Weihnachten. Übrigens: "Die Dinge loszulassen bedeutet nicht, sie loszuwerden. Sie loszulassen bedeutet, dass man sie sein lässt" (Jack Kornfield, US-amerikanischer Buddhist). Das ist Advent.
Advent ruft heraus - weil da eine Sehnsucht ist. Da muss doch mehr als alles sein. Ja, da ist mehr. Da ist mehr als all das, mit dem ich mich zufrieden gegeben habe. Das, was ist, reicht nicht...
Weil meine Sehnsucht mich lehrt, welche Wege nicht zum Leben führen. Weil ich vielleicht umkehren muss, aus Sachgassen und Holzwegen. Weil ich vielleicht erkennen muss, dass ich in der Schule des Lebens erfolgreich sitzen geblieben bin. Weil ich aus meinem Leben nicht das gemacht habe, was ich hätte machen können.
Advent läd dazu ein, sich von all dem zu verabschieden - von den Holzwegen und Sackgassen und Wohnlandschaften des Lebens. Und neu den Aufbruch zu wagen...noch mal zu beginnen. Wer aufbricht, der verlässt die Sicherheiten, der macht sich auf den Weg, der setzt sich Wind und Wetter aus, der riskiert was.
In diesem Sinne ist Advent gefährlich. Wer adventlich lebt, zeigt sich, kommt hervor, macht sich berührbar. Der ist auf dem Weg...unbequem und unbehaust. Aber der ist in guter Gesellschaft: mit Maria und Josef unterwegs, mit den drei weisen, die dem Stern folgen, mit den Hirten, die ihre Herde verlassen.
Aufbruch ins Leben - Advent[/color]
Dieser Text hat mich tief berührt und er passt auch zu meinem Rauchausstieg :wink: