Hallo und guten Tag alle zusammen,
weil es so schön war und sich jemand den Wirsing bereits auf die Einkaufsliste geschrieben hat, hier noch ein weiteres Rezept zum Thema Wirsing. Ihr werdet euch vielleicht fragen:
Watt hatter denn nu mit dem Wirsing, wieso schmeißt er so mit Wirsing um sich?
Die Antwort dazu liefert der Wirsing selber, ich zitiere mal aus der Fachliteratur:
[quote]Wirsingkohl hat 130 Kilojoule (31 Kilokalorien) pro 100 g, enthält wie alle Kohlsorten reichlich [b][color=blue]Senfölglykoside[/color][/b], besonders viel Chlorophyll, [b][color=green]doppelt so viel Eiweiß[/color][/b], Fette, auch Eisen und Phosphor wie Weiß- und Rotkohl, ferner Carotine, mehrere B-Vitamine. [/quote]
Senfölglykoside, ein Bekannter sagte dabei prompt: Det klingt ja eijentlich eher nach Unkrautvanichta, det kann ich nich aussprechen, geschweije denn schreiben und du willst, det ick det esse?
Ja, will ich, denn diese Senfölglykoside sind es, die ganz besonders auffällig in unserem Körper reagieren, wenn wir Meerrettich essen oder reiben, denn im Meerrettich kommen sie in der höchsten Konzentration vor. Kurz gesagt, Senfölglykoside sind heilsam für unsere Atemwege. Österreicher wissen es, die essen, wie ich auch, den frisch geriebenen Kren sogar anstatt Senf zu ihren Wiener oder Frankfurter oder Debreciner Würstchen. Aber lasst mich noch einmal abschweifen in die Fachliteratur.
[quote]Die Senfölglycoside, auch Glucosinolate, gehören zur Stoffgruppe der Glycoside. Da das Aglycon über ein Schwefelatom an den Zuckerteil (Glycon) gebunden ist, spricht man genauer von einem Thioglycosid.
Senfölglycoside sind schwefel- und stickstoffhaltige chemische Verbindungen, die aus Aminosäuren gebildet werden. Diese sekundären Pflanzenstoffe geben Gemüse aus der Familie der Kreuzblütler wie Rettich, Meerrettich, Senf, Kresse, Kapuzinerkresse und Kohl den etwas bitteren Geschmack.
Zubereitungen aus senfölhaltigen Pflanzen werden ebenfalls heilkundlich verwendet. Kapuzinerkresse etwa wirkt aufgrund ihres Gehaltes an Benzylsenföl bakteriostatisch (bei grampositiven und gramnegativen Bakterien sowie in vitro gegen multiresistente Staphylokokken), virustatisch (in vitro auch 90 Prozent Reduktion bei H1N1-Viren), antimykotisch und hyperämisierend.
Wissenschaftlich belegt ist auch die antimikrobielle Wirkung der Senföle im Meerrettich (insbesondere gegenüber Bacillus subtilis, Escherichia coli und Staphylococcus aureus) sowie eine hyperämisierende Wirkung. Das ätherische Öl enthält Allylsenföl (ca. 90 %) und 2-Phenylethylensenföl. Je nach Dosis wirkt der Meerrettich in vitro bakteriostatisch bzw. bakterizid.
Senfölglycoside aus Kapuzinerkressenkraut und Meerrettichwurzel werden kombiniert in der Praxis als Phytotherapeutikum zur Behandlung und Prophylaxe von Atemwegs- und Harnwegsinfekten eingesetzt.[/quote]
Soviel dazu, zurück zum Wirsing, denn der eigentliche Knaller des Wirsing kommt jetzt erst.
[quote][b][color=orange]Roh deckt Wirsing mit 100 g den Tagesbedarf an Vitamin C.[/color][/b][/quote]
Und nun genug der Argumente, ab in die Küche, wir fangen an zu kochen, und zwar:
[size=2][b][u][color=green]vegetarische Wirsingroulade mit Maronen- Kartoffelfüllung[/color][/u][/b][/size]
[b][color=red]benötigte Werkzeuge:[/color][/b]
[list]
[*] 1 großen Topf (Schmortopf), alternativ eine Pfanne
[*] 1 kleinen Topf
[*] 1 hitzebeständige Auflaufform
[*] 1 Kartoffelstampfer, alternativ einen Pürierstab
[*] 1 Haarsieb
[*] 1 Gemüsehobel/ Gemüsereibe
[/list]
[b][color=red]Zutaten (für 6 Personen):[/color][/b]
[list]
[*] [color=green]6 große Außenblätter eines Wirsingkohls[/color]
[*] [color=green]150 Gramm gegarte Maronen (Eßkastanien), alternativ Maronen aus der Konserve[/color]
[*] [color=green]300 Gramm Kartoffeln[/color]
[*] [color=green]1 mittelgroße Zwiebeln[/color]
[*] [color=green]0,5 Liter Milch[/color]
[*] [color=green]1 Tüte Tomatencremesuppe[/color]
[*] [color=green]Salz, Pfeffer, Rosmarin, Oregano, Thymian, Majoran[/color]
[*] [color=green]1 EL (Sonnenblumen)Öl zum Braten und Schmoren[/color]
[/list]
[b][color=red]Kalorien:[/color][/b]
Die in der unten stehenden Liste aufgeführten Kalorien entsprechen in ihrer Reihenfolge der oben aufgeführten Liste der Zutaten.
[list]
[*] [color=green]ca. 26 kcal[/color]
[*] [color=green]ca. 420 kcal[/color]
[*] [color=green]ca. 210 kcal[/color]
[*] [color=green]ca. 28 kcal[/color]
[*] [color=green]ca. 240 kcal[/color]
[*] [color=green]ca. 180 kcal[/color]
[*] [color=green]ca. 90 kcal[/color]
[/list]
Damit kommen wir unter dem Strich auf 1194 kcal, also gerundet etwa 200 kcal pro Roulade mitsamt der dazu gemachten Tomatensauce, gibt es ein besseres Argument für dieses sehr gesunde und durch die beteiligten Maronen und Kartoffeln sehr sättigende Essen?
[b][color=red]Zubereitung:[/color][/b]
Als erstes wascht ihr bitte die Kohlblätter sehr sorgfältig unter fließendem kalten Wasser.
Danach müssen die Kohlblätter für etwa 1 Minute in sprudelnd kochendem Salzwasser (im kleinen Topf) blanchiert werden. Gießt danach das Wasser weg, trocknet den Topf, er wird weiter gebraucht.
Setzt in dem kleinen Topf 0,2 Liter der Milch auf den Herd, gebt die Maronen dazu und bringt das zum Kochen.
Hobelt in der Zwischenzeit die rohen Kartoffeln und die Zwiebel auf dem Gemüsehobel in feine dünne Scheiben, so etwa wie Gurkenscheiben für einen Gurkensalat. [b][color=red]Passt dabei immer auf den Milchtopf mit den Maronen auf!!![/color][/b]
Gebt die Kartoffel- und Zwiebelscheiben zur Milch und den Maronen zu und lasst das Ganze unter ständiger Aufsicht und gelegentlichem Rühren ca. 8 bis maximal 10 Minuten kochen.
Nun nehmt ihr den Topf vom Herd, gebt Salz, Pfeffer, Thymian, Majoran und Rosmarin dazu und stampft dann die Masse zu einem Brei, der aber auch durchaus noch gröbere Stückchen enthalten darf.
Amische und andere Puristen und Minimalisten bleiben bei ihrem guten alten Kartoffelstampfer, schließlich braucht jeder Mensch etwas Bewegung. :kaputtlachsmile:
Technikfreaks nehmen statt des Kartoffelstampfers ihren elektrischen Pürierstab. :riesengrinser:
Diese Masse portioniert ihr nun auf die Kohlblätter und wickelt sie dann in die Blätter ein. Es sollte vom Strunkende des Blattes beginnend gewickelt werden!!!
[b][color=red]ein heißer Tipp:[/color][/b]
Perfektionisten binden die Rouladen mit ein wenig Zwirn, nochmal, [b][color=red]ein wenig Zwirn[/color][/b], denn es soll ja beim Essen der Rouladen nicht zum bekannten Loriot Effekt kommen, oder diese Perfektionisten sind glückliche Besitzer von Rouladenklammern, das beugt allem Unbill vor. :D
Es wird nun Zeit, den Backofen vorzuheizen, Umluft ca. 150°, Ober- und Unterhitze ca. 170° C.
Die Rouladen in einer Pfanne mit ein wenig Öl rundherum anbraten, sie sollten dabei allerdings nur wenig Farbe bekommen. Das dauert ca. 5 bis 7 Minuten, derweil ölt ihr bitte mit einem Backpinsel die Auflaufform ein.
Gebt die rundherum angebratenen Rouladen nun in die Auflaufform, gießt etwa 0,2 Liter Wasser dazu und stellt die Form für ca. 20 bis maximal 30 Minuten auf die Mittlere Schiene des Ofens. Die Rouladen garen nun.
[b][color=red]VORSICHT!!![/color][/b]
Sollten sie gegen Ende der Garzeit schon zuviel Farbe annehmen, kann man sie auch mit Aluminiumfolie abdecken, sie garen dann weiter ohne weiter Farbe anzunehmen.
In der Zwischenzeit nehmt ihr ein letztes Mal den kleinen Topf zur Hand und bringt darin die restliche Milch zum Kochen und rührt die Tomatensuppe ein. Da diese Suppen in aller Regel für einen halben Liter Wasser gedacht sind, ihr aber nur 0,3 Liter Milch zur Verfügung habt, bekommt ihr statt einer Suppe eine leckere und cremige Tomatensauce. Verfeinert diese nur noch mit der Zugabe von Rosmarin und reichlich Oregano.
[b][color=red]ein letzter heißer Tipp:[/color][/b]
Diese Füllung kann auch variiert werden.
So schmeckt es beispielsweise sehr gut, wenn man statt der Kartoffeln Hackfleisch vom Wildschwein und/oder Wildfleisch zusetzt. In dem Fall bleiben die Gewichtswerte erhalten, also 300 Gramm Wildfleisch, die Zubereitung der Füllung findet dann ohne Milch in einer Rührschüssel statt. Dabei werden die gegarten Maronen mit der Hand oder einer Gabel zerdrückt, dann wird das gewürzte Fleisch zugesetzt und alles zu einer homogenen Masse verarbeitet.
Die Maronen können auch gegen vielerlei Käsesorten ausgetauscht werden. Wiederum bleiben die Gewichtswerte erhalten, also 150 Gramm Käse, zerdrückt oder klein gewürfelt, wird der heißen Milch- Kartoffelmasse zugesetzt.
Das sich dabei allerdings dann auch die Nährwerte ändern, ist jedem von euch klar.
Leichte Grüße,
Daniel, der Plänterwäldler