Lieber Samsy,
Du ich bin total happy, daß ich, nunmehr den süddeutschen Schulferien entronnen, Dich immer noch rauchfrei vorfinde. Also wenn Du keine Lust zum Feiern hast - ich feiere Dich.
Habe es auch gerade auf einem anderen Thread geschrieben - kommt jetzt für Dich vielleicht ein wenig spät, aber für Mitleser vielleicht - es passiert ganz, ganz vielen Aufhörern, daß sie so nach etwa drei Monaten nach dem Ausstieg nochmal so einen Katzenjammer erleben. Daß sie nochmals verstärkt schmachten, sich fühlen wie frisch aufgehört, und natürlich entsprechend leiden. Bei mir war das auch so, diese "Drei-Monats-Krise" (die übrigens so verbreitet ist, daß ihr sogar Allen Carr in seinem Endlich-Nichtraucher-Buch eine Erwähnung gewidmet hat), war sogar die heikelste Phase in meinem persönlichen Entzug. Und sie fing bei mir erst so nach vier Monaten an, also der Zeitrahmen ist auch nicht in Stein gemeißelt. (In einer Publikation habe ich sogar mal die breite Range von 60 bis 160 Tagen gelesen...)
Es ist also bei 100 Tagen durchaus nicht ungewöhnlich, daß der Aufhörer da nochmal schwächelt. Dies - und das richtet sich jetzt auch wieder an Dich - ist allerdings absolut kein Hinweis darauf, wie sich Deine Rauchfreiheit im weiteren entwickeln wird. Sicher gibt es auch Aufhörer, die nach längerer Zeit noch nicht dieselbe Freiheit und Erleichterung empfinden wie andere. Und die nach längerer Zeit ein Verlangen mal wieder als drängend genug einstufen würde, um ihm nachzugeben. (Ist mir ja auch mal passiert, vor inzwischen... hmmmmm...... fast 8 Jahren) - rückwirkend betrachtet würde ich jedoch sagen, es wäre absolut nicht nötig gewesen zu rauchen, denn im letzten Entzug habe ich gelernt, was bohrende Schmacht ist - das hatte ich davor nicht und danach nie wieder!) Also es kann sein, daß sich dieses "Schwächegefühl" nochmals wiederholt - muß es aber nicht. Und der Normalfall, daß es in unwiderstehlicher Intensität wieder kommt, ist es auch nicht. Du darfst also ganz entspannt sein. Auch trotz Deines Tiefs bei 100 Tagen.
Sicher, "es ist nie vorbei", ich hab mal im Radio jemanden sagen hören (und verwende das auch gern), einer, der sich das Rauchen abgewöhnt, ist kein Nichtraucher, sondern bleibt ein Raucher, der nicht mehr raucht. Das muß uns immer begleiten und ja, ein Zug langt aus, um uns wieder zu Rauchern zu machen, die rauchen! Da hat Bergsee auch absolut Recht! Aber ganz ehrlich? Für mich ist, es nicht zu tun, lang keine Schwierigkeit mehr. Klar erinnere ich mich auch mitunter noch an Situationen, "in der hättest Du jetzt eine geraucht", und ich träume immer noch Raucherträume (das kann allerdings meiner dauernden Auseinandersetzung mit der Materie hier im Forum geschuldet sein). Und manchmal würde irgendwas in mir sogar noch "wollen" (erst jüngst, mein persönlicher Klassiker, latente aber fortdauernde Streßsituation...)! Aber es fällt nicht schwer, abzulehnen. Allein die Erkenntnis ist ein Geschenk. Das wirst Du auch noch erhalten.
Komm erstmal aus der Entwöhnung ganz raus Samsy, daß Du es noch nicht bist, ist alles noch nicht besorgniserregend (hat bei mir auch bis 140, 150 Tage gedauert). Und mach Dir dann bewußt, daß seelische Schieflagen möglicherweise nicht der Abwesenheit der Zigarette geschuldet sind, sondern andere Auslöser haben können. Und gehe diesen auf den Grund.
Ich wünsche Dir weiterhin alles Gute. Hast bis hierher einen großartigen Nichtmehrraucherjob gemacht, für den Dir aller Respekt gebührt. Herzliche Grüße von
Lydia