Also:
Baby war recht neu, Gatte war auf Wanderurlaub und ich mit Baby bei meinem sonntäglichen Kaffeehausbesuch. Baby trug ich im Tuch, es war Sommer, mein Gesamterscheinungsbild eher leger bis übergebliebenes Blumenkind.
Mit Baby kleiner Spaziergang zurück durch einen verwilderten Park, zu Hause der Schock: Rucksack weg, drin natürlich Geldbeutel, Euroschecks (ich sagte doch, frühe Jugend), Fahrzeugpapiere, das ganze Programm. Schlüssel zum Glück nicht.
Also, Baby frisch machen und im Geschwindschritt zurück zum Kaffee. Nein, kein Rucksack liegen geblieben. Also nochmal den Weg durch Park. Wie zu erwarten, kein Rucksack. Dann direkt zum Polizeirevier, Anzeige aufgeben. Da dann ein äußerst mürrischer Vertreter der uniformierten Zunft, der keine Lust hatte, sich von dieser durchgeknallten Trulla den Sonntag verderben zu lassen.
Nach viel warten und vielen Formularen dann heim. Am nächsten Früh gleich zur Bank, Karte und Scheck sperren. Fragt die mich doch nach der Schecknummer - ich hatte immer nur einen einstecken. Keine Ahnung natürlich, also einfach alle sperren. Blöd halt, dass der Gatte fern der Heimat . . . Jedenfalls wurde versichert, ich könne ruhig die Schecks sperren, die er mitführt, er könne trotzdem damit zahlen, im Ausland gehe das nicht so schnell. Aha.
Also wieder mit Baby nach Hause, Wetter war trüb, Geist war offenbar klar, denn grad vor der Haustür fiel es mir wie Schuppen aus den Haaren: da stand mein Auto direkt vor der Haustür (sehr seltener Zustand) und dahinein hatte ich den Rucksack deponiert, ehe ich überhaupt losgegangen war. Bezahlt hatte ich mit Hartgeld aus Schlüsseltasche, war mir blos nicht aufgefallen.
Also nach Deponierung des Rucksacks in der Wohnung direkt zur Polizei. Musste ja meine Anzeige zurückziehen. Ich besorgte noch eine Schachtel Schokolädchen und machte mich auf harsche Behandlung gefasst. Aber nein, der uniformierte Herr war richtig nett, ich musste kaum warten, es kam gleich wer, der ebenfalls sehr nett war, die Pralinen nicht nehmen wollte und mich tröstete, ich bräuchte mich nicht schämen, neulich habe einer seine gestohlene Stereoanlage beim Aufräumen gefunden (Hinweis an die Jugend: damals waren Stereoanlagen deutlich voluminöser als jetzt). Beschwingt verließ ich die Wache, als mich der Drang überkam, dem Beamten an der Pforte was Nettes zu sagen. Also hin zu ihm, und ein "Sie sind richtig freundlich, vielen Dank." Leicht irritierter Blick, "jedenfalls ganz anders als Ihr schlimmer Kollege gestern Mittag :)" Sagt der doch: " versteh ich nicht, gestern hatte auch ich Dienst.".
Also, mir ist nicht viel peinlich, aber da war ich doch flugs davongeeilt.
Eine Freundin meinte dazu, was hast Du denn, das ist doch eine originelle Art, jemanden wissen zu lassen, dass er unfreundlich war.
Tja, so gesehen.
Bäck