25.02.2021
20:48 Uhr
Lieber Dieter,
das mit dem "explosiv sein", wenn du weniger oder gar nict mehr rauchst, ist leider auch normal, schließlich stellt sich dein ganzer Stoffwechsel um. Ohne zu wissen, welche Marke du rauchst, kann ich dir garantieren, dass du den Versuch, dir deine tägliche über Rauch zugeführte Nikotin-Dosis mit einem Mal zu spritzen, nicht überleben würdest. Und gerade weil Nikotin ein extrem starkes Suchtmittel ist - übrigens stärker abhängig-machend als Heroin oder Opium! - ist es auch nicht gerade leicht, davon loszukommen. Von der lieben Zigarettenindustrie, die weitere Suchterreger beimischt (in einem spektakulären Prozess übrigens auch nachgewiesen: Rattengift), ganz zu schweigen.
Ich will dir aber keine Angst einjagen, sondern nur erklären, warum es so schwer ist, davon loszukommen. Jeder erfolgreiche Ex-Raucher hat durchschnittlich sieben gescheiterte Versuche hinter sich. Warum? Weil für den Ausstieg aus dieser wirklich heftigen Sucht eine sehr gute Vorbereitung nötig ist, um die Klippen, mit denen du zwangsläufig konfrontiert wirst, umschiffen zu können. Erschwerend kommt hinzu, dass jeder seinen eigenen, persönlichen Weg aus der Sucht finden muss, denn jeder hatte auch seinen eigenen Weg, sich diesen Humbug anzutrainieren. "Eine Methode für alle!" existiert beim Ausstieg leider auch nicht.
Hör doch mal in dich hinein, wann du rauchst. Warum du jetzt zur Kippe greifst. Was in dir abgeht, wenn du nicht zugreifst. Du erkennst dadurch automatisch die Situationen, in denen du dir Rauchen antrainiert hast. Und in denen es für dich schwierig werden kann, nicht zu rauchen, bis du dir dieses zwanghafte Verhalten wieder abtrainiert hast.
In welchen Phasen läuft der Ausstieg ab? Auch hier gibt´s unterschiedliche Ansichten, aber bei mir waren es nur zwei unterschiedliche Abschnitte:
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Phase 1: Körperlicher Entzug
Mit dem Giftpegel abrupt auf null. Nikotinentzug kann bei Kettenrauchern massive Symptome hervorrufen - Konzentrationsstörungen, Übellaunigkeit, Schlafstörungen... Aber nur während der ersten Tage, denn der Nikotinpegel ist innerhalb von 24 Stunden auf Null und die Reparaturmaßnahmen beginnen. Jede mit Rauchen verbundene Situation wird zur potentiellen Stolperfalle - Frühstückskaffee, Pausen, Stresssituationen, Langeweile, Stammtische, Familientreffen... Momentan sind wir aber weniger sozial aktiv und haben weniger Raucherkontakte, also ein guter Moment für den Einstieg in den Ausstieg, oder?
Wer sich vorab überlegt, wann er warum raucht, kann vieles abmildern, indem er sich vorher schon Alternativen überlegt: Tee statt Kaffee, in der Pause Beine vertreten statt qualmen, bei schlechter Laune den Knautschball in die Ecke donnern, usw. usf. Wenn du deinem Körper gleichzeitig durch viel Trinken das Entgiften erleichterst und dir Entspannung gönnst, wenn dein Körper wegen des Entgiftungsstresses danach brüllt, hast du schon viel zum Gelingen beigetragen.
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Phase 2: Verhaltensmäßig umgewöhnen
Nach zwei, allerspätestens drei Wochen setzt die nächste Phase ein: Als du mit dem Rauchen angefangen hast, hast du dir Schritt für Schritt in bestimmten Situationen das Rauchen antrainiert. Und genau das fällt dir jetzt auf die Füße, denn sobald du in einer derartigen Situation bist, will deine Psyche die gewohnte Kippe, sonst fehlt was. Oder du bekommst sogar einen Nikotin-Koller. Je besser du vor dem Ausstieg in dich hineingehört hast, um so besser kannst du gegenhalten - mit Alternativhandlungen, Ablenkungen, Flucht aus der doofen Situation bis hin zum universellen "Nö, im Moment nicht!". So ein Nikotinkoller dauert durchschnittlich max. zwei Minuten, also wahrhaftig keine unüberbrückbare Zeitspanne.
Bei mir war es hin und wieder heftig, weil ich mir in jeder Lebenslage das Qualmen antrainiert hatte, aber nach ungefähr einem halben Dutzend Mal, die ich so eine Situation ohne Kippe bewusst positiv erlebt hatte, war der Nikotinkoller weg. Einfach verschwunden, in Luft aufgelöst.
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Vielleicht gibt es eine Urlaubsphase, in der du es mit der entsprechenden Vorbereitung angehen kannst? Zigarettenreduktion hatte bei mir leider keinen Erfolg, denn wenn ich unter einen bestimmten Mindestsatz kam (bei mir ca. 10 Zigaretten/Tag), war ich schlagartig wieder auf vollem Pensum. Ich drücke dir ganz fest die Daumen, dass du den für dich richtigen Weg findest!
Liebe Grüße
Brigitte