[size=2]Sechster Eintrag: Denkfallen und Gegenmaßnahmen[/size]
Mein elfter Tag hat mir einiges offenbart. Seit zwei Tagen geht es mir relativ gut. Verglichen mit den letzten zehn Wochen Krankheit, so gut wie schon lange nicht mehr (trotz Schlafmangel:wink:). Und jetzt machen sich Denkfallen bemerkbar, die gefährlich werden könnten und zum Teil völlig idiotisch sind:(...
Einen Ausstieg wegen Krankheit habe ich noch nie erlebt. Da ist einiges anders.
1. erlebte ich die Krankheitssymptome als wichtigste Motivation. Sie machten mir einfach Angst. Je mehr die Krankheit in den Hintergrund rückt, je mehr ich mich davon erhole, desto mehr nimmt der Suchtdruck zu, weil mein Suchthirn denkt: Prima, jetzt bist Du wieder fit genug zum Rauchen!:bang:
2. bemerke ich positive Veränderungen nicht, weil sie entweder nicht zu spüren sind oder mit dem Heilungsprozess der ursprünglichen Krankheit zusammenfallen. die positive Motivation fehlt mir diesmal. Positive Veränderungen kann ich schlecht mit dem Rauchstopp in Verbindung bringen.:(
3. kann ich Entzug und Krankheit nicht auseinanderhalten. Sie vermischen sich. ich traue mir körperlich nach 10 Wochen Krankheit wenig zu und steiger mich in Ängste (mein Körper kann sich eh nicht mehr regenerieren, ist eh alles zu spät:bang:) obwohl es mir doch deutlich besser geht insgesamt...
4. ist mir Sport, der mir früher bei Ausstiegen sehr geholfen hat, weniger möglich. Joggen geht gar nicht, weil die Gelenke nicht mitmachen und sich die operierte Stelle im Kiefer unangenehm meldet, wenn der Puls hoch geht... die Glückskrabbeltierchen fehlen in der Blutbahn, das Auspowern, das Selbstbewusstsein nach einer Stunde Joggen... ich verkrieche mich voll Gram auf dem Sofa und bemitleide mich selbst:(
Gegenmaßnahmen:
1. Gründe für den Ausstieg wieder klar machen. Meine eigenen Posts lesen... Kann man so blöd sein, wieder rauchen zu wollen? Das kann doch nicht wahr sein:x! Abwarten, bis solche idiotischen Gedanken von alleine verschwinden...
2. Sensibler auf positive Veränderungen achten: immerhin ist die Atemnot schon viel besser, ich stinke nicht mehr, die Haut sieht seltener blass aus, ich habe kein so schlechtes Gewissen mehr, ich genieße bewusster gesunde Alternativen, ... Brillenwechsel! Positive Brille aufsetzen!
3. Angstvolle Gedanken stoppen, Gesundwerden bewusster wahrnehmen, es war schließlich noch vor Tagen viel schlimmer! Kopf einschalten, wenn die Seele nicht hinterherkommt... auch hier: Brillenwechsel!
4. vorsichtig wieder an Belastung rantasten, Spaziergänge ausdehnen, Tempo langsam steigern, Yoga machen, neue Sportarten ausprobieren, nach Alternativen suchen, die Spaß machen und Gelenke schonen... Schwimmen? Ziele nicht so hoch hängen und nicht alten Leistungen nachtrauern... erstens kann ich da vielleicht wieder hinkommen und zweitens, wenn nicht, dann gibt es sicher Alternativen, die Spaß machen... die findet man aber nicht auf dem Sofa:x
Hier muss wohl wieder mal der Kopf ran, damit das Suchthirn nicht alles verdreht.
Und wenn posities Denken schwer fällt, hilft die einfache kleine Formel: [size=2]rauchfrei bleiben![/size]
Ich werde jetzt mal mein Zeichenbuch schnappen und zum Aktzeichnen gehen, Kopf ausschalten, nur schauen und zeichnen... :malenalsablenkung: Die frühere Zigarettenpause ersetze ich mit meinem mp3Player und Tee... kurz Abstand von der Gruppe und allein sein mit meinen Zeichnungen...
ManyLu in der Denkfalle