Liebe Mäggi,
es gibt nur eine einzige Lösung, und die kennst du nur zu gut: Nie wieder einen einzigen Zug. Und nicht dran glauben, an all die Lügen, die dir die Sucht auftischt. Stur bleiben, dran bleiben. Im Wissen, im Vertrauen: Irgendwann ist es dann ganz vorbei. Wenn ich dranbleibe. Die Zeit ist mein Freund. Jeder Tag, den ich durchhalte, macht die Sucht kleiner.
So, wie du es machst, mit deinen vielen Rückfällen, machst du die Sucht jedes Mal stärker. Weil ihre Argumente immer stärker wirken, weil sie ja offenbar Recht hat, dass du es nicht auf Dauer schaffst.
Das weißt du natürlich, dass es kein Problem gibt, dass die Sucht tatsächlich löst, im Gegenteil, sie schafft nur ein neues, nämlich die Abhängigkeit.
Glaub mir, ich weiß nur zu gut, wovon ich rede. In den Jahren nach meinem Wiedereinstieg in die Sucht - nach dreineinhalb Jahren in Rauchfreiheit, vollkommen sinnlos - habe ich genau dein Spiel gespielt: Ich habe auf alle möglichen Arten versucht, aufzuhören. Ich war bei Allen Carr Seminaren, ich war bei allen möglichen anderen Arten von Seminaren. Ich hab immer wieder Wochenenden gemacht, an denen ich nichts geraucht habe, mit dem Ziel, den Einstieg in den Ausstieg zu finden.
Und jedes Mal habe ich dann nach ein paar Tagen wieder angefangen zu rauchen, mit der Begründung für mich, dass "irgendetwas schlimmes" passiert sei, das genug Grund sei, warum nicht gerade jetzt.
Die Sucht hat jedes Mal, bei jedem dieser Rückfälle, an Macht gewonnen, ich hab immer mehr und mehr geraucht. Am Schluss waren es zweieinhalb Packungen.
Mein Problem, das habe ich im nachhinein erkannt: Ich habe nicht daran geglaubt, dass ich es wirklich und dauerhaft schaffe. Drum hab ich dann auf eine Art fast schon drauf gewartet, wann es endlich so weit ist, dass ich die Quälerei beenden kann und endlich wieder zurückspringen darf, in die Sucht.
Der Unterschied dieses Mal war das Forum. Ich habe all diese Menschen in unterschiedlichen Phasen gesehen, habe all die unterschiedlichen Geschichten des Ausstiegs gelesen. Habe die Geschichten gefunden, bei denen ich mich wiedergefunden habe, bei denen die Symptome ähnlich waren. Das hat mir sehr dabei geholfen, die Lügen der Sucht als solche zu erkennen und nicht drauf reinzufallen.
Und ich habe auch die Geschichten derer gelesen, die es geschafft haben, die schon lange aus dem Gefängnis ausgebrochen waren. Und auch das hat mir Mut gemacht. Das hat mir den Glauben gegeben: Ja, das kann auch ich schaffen, und zwar für immer.
Ich möchte auch dir diesen Mut vermitteln, liebe Mäggi: Auch du kannst und wirst das schaffen.
Versuch für dich, zu rekonstruieren, was die Lügen waren, auf die reingefallen bist. Ich hab irgendwann gemerkt, dass ich keinerlei Ahnung mehr hatte, was das angeblich so schlimme war, das passiert war, wenn ich meine Rückfälle hatte. Es sind die üblichen Lügen, "Das Leben ist nur bescheuert ohne", "Das wird jetzt immer so schlimm sein, mein ganzes Leben lang", "Ich werde mein Leben nie wieder genießen". Die "immer"-Sätze und die "nie wieder"-Sätze, das sind die verräterischsten Lügen der Sucht.
Auch das "Ich bin nicht gut genug" ist ein Trigger, auf den fast jeder Mensch reinfällt. "Ich bin nicht gut genug, um das zu schaffen". So, also glaub ich nicht dran, also passiert der Rückfall. Und der Beweis ist gegeben: "Ich bin tatsächlich nicht gut genug". Und schon hat dich die Sucht wieder perfekt in der Hand.
Ich wünsche dir von ganzem Herzen, dass es dir eines Tages gelingt, der Sucht endgültig Adieu zu sagen. Was ich dir sagen kann: Es zahlt sich aus, rundum. Das Leben ist so viel schöner, so viel bunter, so viel friedlicher, ohne Sucht. Und vor allem: Unglaublich viel freier.
Mäggi, du schaffst das!!! Und wenn es die Mäggi 10.0 ist: Egal. Du machst das. Du kannst das. Du bist gut genug. Ich glaube an dich.