Hallo Mäggi
Ich bin hier im Forum eigentlich nur noch lesend unterwegs, weil meine Rauchfreiheit zur Normalität geworden ist und es darüber nicht mehr viel zu berichten gibt. Aber deine letzten Zeilen geben mir Anlass, mich doch einmal zu melden. Auch ich kann dir keinen Rat geben, den du so oder so ähnlich nicht schon gehört hättest. Ich weiß auch ehrlich nicht, wie ich nun nach einigen Anläufen so weit gekommen bin, das ich seit etwas mehr als einem Jahr nicht mehr geraucht habe. Nach einer gewissen Zeit wird es einfach zum Selbstläufer. Aber dieser Entzug war der schwerste von allen. In den ersten Wochen hatte ich regelrechte Panikanfälle und dachte, wenn ich jetzt nichts zum rauchen kriege dann sterbe ich. Einmal war ich schon entschlossen zur Tankstelle zu gehen, aber dann hab ich den zweiten Schuh nicht gefunden und deswegen noch mal kurz nachgedacht. Das hat mich gerettet. Das einzige was ich sagen kann, was mir vielleicht hilft, ist die absolute Akzeptanz von dem was ist. Ich habe lange mit der Frage gerungen, ob die Sucht nun vollständig überwunden werden kann, quasi "Vergessen", oder ob es immer ein Risiko für einen Rückfall gibt. Letztlich muss das jeder für sich entscheiden, aber ich bin nun dahin gekommen, das ich meine Sucht akzeptiere wie eine Krankheit, die zum Stillstand kommen aber nicht geheilt werden kann. Das heißt das ich akzeptiere, das ich noch immer öfter mal Rauchen will, das ich manchmal die Raucher beneide, das ich Rauchen im allgemeinen nicht eklig, verabscheuenswürdig oder dumm finde, das ich mir manchmal vorstelle, das ich als alte Omi mir wieder Zigaretten gönne. Das alles ist nicht schlimm, ich leide in keinster Weise unter dem Verzicht, aber es bleibt ein Verzicht, für den ich mich entschieden habe. Ich habe in meinem Bekanntenkreis eine alte Dame, die seit 30 Jahren nicht mehr raucht und es auch hin und wieder mal vermisst. Ich für meinen Teil akzeptiere das einfach, genauso wie ich akzeptiere, das vieleicht mal wieder eine Zeit kommt, in der ich rauche. Leider gibt es, wie meine Vorredner schon geschrieben haben, keine Patentlösung. Ehrlich gesagt befürchte ich, es läuft alles auf das eine hinaus; ein Tag nach dem anderen, eine Minute nach der anderen. Bewusst wahrnehmen, wie die schlimmsten Zustände vorbeigehen und danach eine Ruhe einkehrt. Ich für meinen Teil, ich habe irgendwann aufgehört, die einschlägigen Bücher zu lesen, nach einer Lösung zu suchen und mich irgendwas zu fragen. Ich habe dann einfach nur noch durchgehalten.
Als letztes möchte ich dir noch sagen, bevor du dich selbst als willensschwach und fehlerhaft betrachtest, vergiss nicht, das es für Menschen mit psychischer Beeinträchtigung besonders schwer ist vom Rauchen loszukommen, weil Sucht eine kompensierende Wirkung hat. Für mich war es eine lange Zeit sehr schwer zu akzeptieren, das ich nun durch das Nichtrauchen nicht vor lauter Glück im Dreieck hüpfe. Aber wenn ich dann daran zurückdenke, wie ich in meinen furchtbaren Gefühls- Überflutungs- Zuständen eine Kippe nach der anderen geraucht habe, stundenlang, dann bin ich heilfroh, das ich das nicht mehr tun muss, ganz zu schweigen davon, das es natürlich überhaupt nicht geholfen hat.
Beste Grüße