15.01.2021
00:18 Uhr
Lieber Fjodor,
danke für Deinen spannenden Besuch in meiner Weinstube. Dostojewskij: Wie sich die Bilder doch gleichen! Die Dämonen waren auch meine erste Begegnung mit Dostojewskij. Bin ich irgendwie mit 14 dran geraten und hatte genau Deine Probleme, mit den vielen russischen Namen überhaupt nicht durchzusteigen. Ich hab den Schinken dann nach ungefähr 50 Seiten entnervt zur Seite gelegt. Zwei Jahre später - 1978 mit mittlerweile 16 - hatte ich dann mein Erweckungserlebnis. In einer Kleinstadt ohne eigenes Theater aufgewachsen gab es in der Aula meiner Schule so drei bis vier mal im Jahr Theatergastspiele. Da bin ich öfter gerne hin gegangen, so hier zu einer dramatisierten Fassung von Dostojewskijs Idiot. Das Stück war durchaus prominent besetzt, in den männlichen Hauptrollen mit Wolfgang Lippert und Götz George, in der weiblichen Hauptrolle mit der damals völlig unbekannten Thekla Carola Wied für die eigentlich vorgesehene Hannah Schygulla, die wegen Krankheit kurzfristig ausfiel. Ich fand das Stück großartig! Meine Probleme mit den vielen russischen Namen waren auf einmal wie weggeblasen. Ich habe sofort danach den Roman Der Idiot verschlungen und danach alle anderen. Die Dämonen habe ich mir aber wegen der traumatischen Erstbegegnung bis zum Schluss aufgehoben, also erst Jahre später mit Begeisterung gelesen. Ich glaube, bis heute hat mich kein Romancier tiefer beeindruckt als Dostojewskij- und ich habe seit meiner Kindheit bis heute viel und gerne gelesen. Das war jetzt meine kurze Geschichte zu Dostojewskij. Schön, dass man sich hier gelegentlich auch über Anderes als über das Nichtmehrrauchen austauschen kann. Ich wünsche Dir eine gute Nacht und ein schönes Wochenende. Meines fängt seit zwei Jahren ja immer schon Donnerstagabends an - möchte ich nicht mehr missen, ebensowenig wie das Nichtmehrrauchen.
Liebe Grüße
Armin