[quote="Paul2.1."]
[i][b]in meinem Haus gibt es viele Zimmer[/b]
und die habe ich alle selbst gebaut, eines nach dem anderen.
Es gibt ganz kleine Butzen aus zusammengestellten Stühlen und einer Decke darüber, es gibt ein kleines, verstecktes Baumhaus und ein großes Zimmer mit einer Aussicht auf ein herrliches Tal in den Alpen.
Es gibt helle und fröhliche Zimmer aber auch dunkle Ecken. Zimmer die verschlossen sind von denen ich nicht mehr so genau weiß was da drin ist oder wo sich der Schlüssel befindet und Zimmer von denen ich leider sehr genau weiß was sich darin verbirgt.
Ich habe auch ein Musikzimmer in dem steht ein Klavier und meine alte Gitarre und eine Jukebox, die kann alle Lieder und Melodien spielen die ich je in meinem Leben gehört habe.
Und dann gibt es da noch meinen Blauen Salon, mein Raucherzimmer, dies ist ein ganz zentraler Raum den ich schon früh gebaut habe und der Verbindungen zu fast allen anderen Räumen hat, die danach entstanden sind. Der Salon ist wie ein riesiger Pavillon mit Fensterfronten und Türen in alle Himmelsrichtungen.
Ich habe mich aber entschieden diesen Raum nicht mehr zu nutzen…[/i]
[i]Und jetzt kommt mein Dilemma, diese Räume sind meine Erfahrungen und Erinnerungen und daher kann ich sie nicht mehr ändern, ich kann keines dieser Zimmer abreißen oder an eine andere Stelle bauen.
Wenn ich den blauen Salon meiden wollte müßte ich große Umwege machen oder könnte in manche Zimmer nicht mehr gelangen. So schön er mir auf den ersten, oberflächlichen Blick auch erscheinen mag verbirgt sich unter den Holzdielen ein riesiger, übel riechender, von Pech und Schwefel ölig, klebriger Keller. Jede Zigarette die ich geraucht habe ist durch die Spalten der Dielen gefallen alle Probleme die ich mit Rauchen überlagert habe sind hinter die Fassade gekrochen und bleibt dort kleben bis ich sie irgendwann einmal weggeräumt habe. Schon seit längerem bröckelt die Farbe von den Wänden und sind viele Dielen morsch geworden und ich bin auch schon öfter mit dem Fuß durchgebrochen, aber wenn man nicht so genau hinschaut sieht er eben doch wunderschön aus...
[/i]
An diese Geschichte meines blauen Salon hat mich Heike vor einigen Tagen erinnert. Ich habe sie vor fast 2 JAHREN geschrieben als ich merkte, dass in meinem Leben so gut wie alles mit Rauchen verknüpft ist und zu jeder x-beliebigen Situation mir plötzlich und unerwartet ein Verlangen nach einer Zigarette in den Kopf kommen konnte.
Meine einzige Chance war es den Raum als solchen zu akzeptieren und einen Weg zu finden nicht mit dessen Existenz zu hadern.
Das Bild mit dem Keller habe ich neu dazu geschrieben, denn heute nach 2 Jahren rauchfrei und sehr vielen Erfahrungen später weiß ich mehr über mich als vorher.
Mir ist der Rauchstopp sehr schwer gefallen, es gab einige Punkte an denen ich fast aufgegeben hätte.
An alle die gerade am Anfang stehen oder denen es so schwer fällt wie mir, die der Zigarette nachtrauern, die sich nicht sicher sind ob sie durchhalten können möchte ich hier sagen:
nur weil es schwer ist, ist es nicht unmöglich. Nur weil ich die Zigarette noch länger vermisst habe, heißt das nicht, dass ich nicht wirklich rauchfrei werden wollte.
Setzt mal die Zeit in der wir geraucht haben mit den Tagen oder Monaten der Rauchfreiheit in eine Relation zu einander; sich nach Jahrzehnten von einer Sucht abzunabeln darf ruhig einige Monate dauern bis das neue Verhalten anfängt einem auch zu gefallen.
Die letzten zwei Jahren haben mich stärker gemacht.
Ich werde nun für 10 Tage vermutlich keinen Zugang mehr zum Internet haben, deshalb werde ich meinen Jahrestag nicht feiern (jedenfalls nicht hier im Forum)
Ich wünsche Euch allen viel
„ich will ….“ und „ich kann …“
lasst uns anstoßen auf ein wundervolles buntes Leben :cocktailzumfeiern::congratchamp:
LG von Paul
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Meinen größten Respekt Paul, ganz ganz toll verfasst und geschrieben.
Das wollte ich schon länger mitteilen
LG Matthias