24.06.2020
19:34 Uhr
Ach ja der Avatar und seine Bedeutung
es lag nahe oder jedenfalls für mich, dass mein kleiner Quälgeist eigentlich nur Paulchen Panther sein konnte
:gitarre:: "... machst ja manchmal schlimme Sachen - über die wir trotzdem lachen
denn Du bist, - wir kennen Dich - doch nur Farb und Pinselstrich..."
So ist er, mein Paulchen, immer auf der Suche nach einer neuen Idee
aber eben nicht so der Bewahrer der Dinge
lieber tausend Sachen gleichzeitig als Eine ganz intensiv
lieber neu als bekannt
lieber schnell als mit Gemach
lieber riskant der Taube aufs Dach nachsteigen als den Spatz in der Hand zu schätzen.
dies ist ein Teil von mir der, so denke ich, mich zu rauchen gebracht hat; vor vielen Jahren als
Paulchen noch der Antreiber war und wenn es nach meinem Avatar ginge würde ich wohl heute noch rauchen.
Aber ich habe ja auch andere Seiten und ebenso wie ein guter Wein im älterwerden seinen Charakter ändert
so bemerke ich das auch bei mir.
Ich renne den spannenden Dingen nicht mehr nach, denn die schönsten Ereignisse laufen einem ja doch über den Weg. ich lasse mir heute Zeit für einen zweiten Blick, ich mache weniger aber mit deutlich mehr Tiefe.
ich habe mehr Zeit den Moment zu genießen.
Dies "Zeit haben" war am Anfang des Nichtmehr-Rauchens sehr seltsam für mich, und wie so viele User hier auch davon berichten, versuchte ich diese Zeit mit etwas zu füllen
einer Teezeremonie
Stricken
Jonglieren
Sport
Gartenarbeit
noch mehr Sport
heute brauche ich das nicht mehr; der Tag hat einen anderen Rhythmus, der Taktgeber, mein Metronom der Sucht, die Zigarettenpause, muss von mir nicht mehr berücksichtigt werden. Da ich täglich 20 dieser Pausen einzuplanen hatte, bleibt diese Zeit heute für einen entspannteren Tagesablauf, ich habe 20 x 5 Min mehr Zeit um meinen Kaffee im Bett zu trinken, mit einem Arbeitskollegen ein Problem zu besprechen, kann länger im Stau stehen ohne nervös zu werden.
Ich habe nicht täglich 2 Stunden zur Verfügung aber eben mehr Zeit um von einer zur anderen Tätigkeit zu wechseln, das gefällt mir ausgesprochen gut.
Ein anderes Panther-Bildnis ist das Rilke Gedicht
[b]Der Panther
Im Jardin des Plantes, Paris
Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe
so müd geworden, dass er nichts mehr hält.
Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe
und hinter tausend Stäben keine Welt.
Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,
der sich im allerkleinsten Kreise dreht,
ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte,
in der betäubt ein großer Wille steht.
Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille
sich lautlos auf -. Dann geht ein Bild hinein,
geht durch der Glieder angespannte Stille -
und hört im Herzen auf zu sein.
[/b]
Rainer Maria Rilke, 6.11.1902, Paris
Dies fiel mir erst neulich auf, wie sehr dieses Gedicht, vor allem auf das letzte halbe Jahr meines Rauchens passte
.... als ob es tausend Stäbe gäbe - und hinter tausend Stäben keine Welt..." Das Thema Rauchen oder Nichtrauchen bestimmte meinen ganzen Tag, Wochen und Monate lang.
Die Besessenheit vom Mythos des Rauchers der ich gerne sein und bleiben wollte
und das Aufhören wollen war eben so " .. ein Tanz von Kraft um eine Mitte, in der betäubt ein großer Wille steht"
dann aber auch zu wissen was zu tun wäre und es dennoch nicht zu tun - nämlich nicht zu rauchen.
... Dann geht ein Bild hinein .... und hört im Herzen auf zu sein.
Diese Phase ist für mich, rückblickend, schwer auszuhalten, so fremdbestimmt gewesen zu sein von einer Sucht und sich alles schön zu reden und zu rechtfertigen "warum es jetzt nicht geht ..., könnte reduzieren ..., ich rauche gerne,....
usw." Ich habe mir lange das Nichtrauchen schöngeredet und nun kann ich daran mit voller Überzeugung auch glauben.
Heute ist es nicht immer einfach für mich mit anderen Rauchern über das Rauchen zu sprechen (wenn ich nicht direkt darauf angesprochen werde vermeide ich das Thema) wenn sie mir erzählen warum sie nicht aufhören können; ich kenne ja alle Ausreden selber und weiß, dass es nur Ausreden sind.
Nun ist es vorbei, und dennoch habe ich selber erfahren, die Zeit des Rauchers Paul ist zwar vorbei aber nicht aus diesem Leben verschwunden. Das Rauchen bleib Teil meiner Vergangenheit sowie Paulchen ein Teil meines Charakters bleiben wird.
Ich habe in meinem Buch eine neue Seite aufgeschlagen und in diesem Abschnitt der Geschichte raucht der Protagonist gerade nicht.
Es ist wirklich sehr schön diese Unruhe, an die ich mich so gewöhnt hatte, dass ich sie gar nicht mehr bemerkte, los geworden zu sein. Ja, es ist dieses pathetische Wort "Freiheit" welches hier meiner Meinung nach gut passt
und die geniesse ich gerade sehr, noch mehr da ich auch die "Leere" nicht mehr zu füllen versuche.
Ihr Lieben Besucher an diesen Jubiläumstag ich danke Euch sehr, dass ihr an mich gedacht habt und wenn ich ein wenig Zeit und Muse habe werde ich mich diese Woche mal melden.
Wenn nicht sende ich von hier meine liebsten Grüßen an
Euch alle, die ihr schon so viele Tage mit mir ein Stück des Weges gegangen seid.
habt eine bezaubernde Nacht so kurz und mild wie sie gerade ist.
LG Paul