[b][SIZE=2]Ein Jahr ohne Zigaretten[/SIZE][/b]
[b]Ein Jahr in diesem Forum[/b]
Vor ungefähr einem Jahr war ich im Internet
auf der Suche nach einer Nichtraucher App
und nach einer Selbsthilfe Gruppe in meiner Nähe.
Obwohl ich in einer großen Stadt lebe
fand ich hier nix Gescheites.
Ich probierte einige Apps aus
und war nicht wirklich zufrieden.
Einige kosteten viel Geld, das
dann vielleicht von einer Krankenkasse bezahlt wird.
Also dachte ich daran selber eine Gruppe zu gründen
und / oder selber eine App zu schreiben.
Ich recherchierte und fand ziemlich schnell dieses Forum hier.
Zack angemeldet und hier viel herum gelesen und nix verstanden.
Die Idee, alles neu zu erfinden geriet weit nach hinten.
Aber:
Was war das denn hier?
Hier wurde nur gefeiert.
Es ging um Poolpartys und Keksdosen.
Mir gings mies und was war das denn hier?
Partytime ????!!!!
Schnapszahlen???
Schnaps in einem Suchtforum?
Ja spinnen die hier völlig?
Irgendjemand hat jeden Tag eine Doppelzahl.
Schnaps ohne Ende.
Ich las im Forum aber nicht nur Schnaps.
Es gab viele heftige Geschichten der Menschen hier.
Der Button “Älteste Nachricht zuerst” wurde mein bester Freund.
In vielen Geschichten fand ich mich wieder
in anderen überhaupt nicht
Mir gefiel die Idee in einem Forum schriftlich zu reflektieren.
Jedes mal, wenn ich Suchtdruck verspürte
schrieb ich meine Gedanken hier hinein.
Wer auf meinen Message Zähler schaut
versteht vielleicht, warum der so hoch steht.
Meine Aktivität hatte Folgen.
Ich fing an mit vielen hier zu kommunizieren.
Irgendwo las ich, das man ein Sucht Tagebuch schreiben sollte.
Das es gut sei, das zu tun. Also tat ich das.
Ich eröffnete einen Thread und schrieb,
Sehr bald passierte etwas Erstaunliches.
Es gab Reaktion. Ich bekam Kommentare
und viele PN Nachrichten.
Es schien anderen zu helfen ihren eigenen Schlamassel zu verstehen.
Also schrieb ich weiter.
Meine Idee, eine eigene Gruppe zu gründen
war aber immer noch im Hinterkopf.
Weil ich dieses ganze Geschreibe hier so richtig gar nicht mochte.
Ich schrieb zwar immer mehr aber so richtig toll fand ich das nicht.
Ich wollte reden. Sprechen.
Ja Menschen sehen und fühlen.
Reden, lachen und weinen.
Schreiben war so Corona.
So einseitig, so wenig komplett,
Der Mensch ist doch mehr als Buchstaben.
Ich war ja auch im Augustzug
und da bildete sich ganz langsam eine Gemeinschaft.
Die Leute unterstützten sich.
Einige flitzten von Gruppe zu Gruppe und das gefiel mir.
Ich flitzte hinterher und mischte irgendwann überall mit.
Naja, was soll ich sagen,
irgendwann bin ich ein aktives Teil dieses Biotops hier geworden.
Langsam verstand ich auch den Sinn der ganzen Feierei.
Ja, es ist eine Leistung immer wieder das Craving zu verjagen.
Immer wieder sich ablenken.
Da braucht es Belohnung und Lob.
Ja, und es tut so gut, wenn da irgendwo steht
Hallo Klaus ich grüße dich. :D
Was mich immer wieder sehr schmerzt ist das Verschwinden.
Lange WeggefährtInnen verschwinden einfach. Zack - Weg!
Manche tauchen wieder auf, andere nicht.
Diese verdammte Sucht ist stark. Sehr stark.
Stärker als jeder und jede Einzelne.
Nur zusammen können wir da etwas entgegensetzen.
Es braucht eine soziale Gruppe.
Für uns Süchtige ist das wichtig.
.
Es helfen die freundlichen Worte.
Es hilft das Verständnis.
Auch wenn es nur schriftlich ist.
Irgendwann tauchte hier eine Anfrage auf. Lotsen gesucht.
Na gut dachte ich.
Ich schreibe ja sowie andauernd was hier hinein
und viele bedanken sich bei mir dafür.
Also kann ich das ja machen.
Da ändert sich ja nichts
und ich mache einfach so weiter wie immer.
Naja.... So war es dann doch nicht ganz.
Vorher war ich hier der süchtige Klaus,
jetzt bin in der Lotsen Klaus.
Auf einmal repräsentierte ich die BzgA
Die Reaktionen auf mein Tagebuch änderten sich.
Jetzt wurde kritisiert.
Auch mal unter der Gürtellinie.
Es war nicht einfach, damit auszukommen.
Es gab aber auch weiter viele positive Reaktionen.
Insgesamt ist mein Fazit als Lotse positiv.
Ich bekleide ein Ehrenamt anderen hoffentlich hilft.
Vorher war ich ehrenamtlicher Koch für über 20 Journalisten.
Die meisten von denen waren Kettenraucher.
Getrunken wurde da auch immer viel und gerne.
Da bin ich ehrlich gesagt jetzt glücklicher.
Tja, und wie geht es nun weiter?
Keine Ahnung.
Erstmal rauche ich seit einem Jahr nicht mehr.
Ich lerne mein Leben neu.
Immerhin habe ich als 10 Jähriger
mit diesem Quatsch angefangen.
Hier im Augustzug fahren jetzt alle in das neue Jahr.
Ein Jahr ohne Zigaretten. Unglaublich!
Das ist einfach nur schön.
Ich würde gerne alle hier umarmen
und auf eure Schultern klopfen.
Dann sagte ich euch: “Das habt ihr gut gemacht”.
In diesem Sinne
Hoch die Tassen!
Es lebe der Augustzug!
Es lebe das Forum!