17.12.2024
22:25 Uhr
[SIZE=2][b]Tag 490 Dienstag[/b][/SIZE]
[b]Mit der Sucht leben II[/b]
Je länger ich dieses Thema in meinem Kopf herumwälze,
desto verwobener wird es.
Die WHO sagt:
Sucht ist ein „Zustand periodischer oder chronischer Vergiftung,
hervorgerufen durch den wiederholten Gebrauch
einer natürlichen oder synthetischen Droge“.
Wie war das früher?
Alle 40 Minuten eine Zigarette!
Die ersten Jahre ist das super.
Es kickte jedesmal.
Ein unglaublich gutes Lebensgefühl.
Wir sind unsterblich!!!
Ich habe Alkohol probiert.
Das war einfach.
Entweder wurde ich müde
oder ich musste kotzen.
Ab und zu konnte ich auch
Ganz eklig werden.
Empfindlich.
und dann diese Kopfschmerzen.
Dieses unglaubliche Elend in der Magengegend.
Saufen war großer Mist.
Aber rauchen?
Rauchen war geil.
Rauchen war Künstler sein.
Rauchen war Existenzialist sein.
Rauchen war die große Freiheit.
Rauchen war super cool.
Rauchen jaja Rauchen.
In Frankreich rauchten wir schwarz weiss.
Plötzlich, sowas wie eine Diesigkeit.
Da schleicht sich so ein Gedanke herum,
Das dringt durch den Nebel
Und verschwindet.
Aber es bleibt ein Gefühl zurück.
Auch das verschwindet wieder.
Es kommt wieder.
Aber das dauert.
Dann geht es wieder.
Etwas stimmt hier nicht.
Hier und jetzt ist es ein Genuss
Eine periodische Vergiftung.
Immer wieder
Jede Stunde
Ein wiederholter Gebrauch
Ich kann mich noch sehr gut
an meinen ersten Joint erinnern.
Das war so richtig schön.
Es war Ende Mai.
Der Frühling flutete den botanischen Garten.
Ich hatte noch nie so intensive Grüntöne gesehen.
Ein heiterer Duft umflatterte mich.
Diese Vögel. Wie schön und klar sie sangen.
Alles war grün und verspielt
.
Wie ein fernes Glockenspiel.
Eine unglaublich schöne Erfahrung.
Im Freundeskreis waren Künstler, Musiker und Poeten.
Wir liebten Haschisch und Hermann Hesse.
Bob Dylan sang dazu.
Aber da gab es auch andere Stimmen.
Stimmen, die es hart wollten.
Es sollte knallen und dröhnen.
Wir waren stoned.
Gesteinigt.
Niedergesunken.
Unfähig jeglicher Bewegung.
Paint it black.
In der WG gab es Zimmer,
die komplett mit Matratzen ausgelegt waren.
Irgendjemand hatte eine Connection zum Krankenhaus.
Die hatten nagelneue Matratzen, die blutüberströmt waren.
Unfallstelle. Es gab damals keine Sicherheitsgurte.
Die Matratzen wurden desinfiziert und landeten in unserer WG.
Mein Zimmer war 14m² groß.
Ein doppeltes Matratzenlager.
Die Blutseite nach unten.
Eine große Messingschale in der Mitte
Das war der Tisch.
Teekanne, Aschenbecher
und ein paar Bücher.
Der Rest war eine Wiese.
Tee war wichtig.
Jasmin Tee war angesagt.
Jasmin Tee ist wohl keine Droge
Oder wenn, dann gibt es keine Sucht
Jetzt weiß ich immer noch nicht genau was das ist
So hat jeder Mensch seine eigene Sucht.
Also jajaja Sucht ist immer anders.
Das hilft auch nicht weiter.
Vielleicht halten wir uns zuerst an die Geschichten der Sucht
Die wissenschaftlichen Aspekte kommen später.